78s has left the building. ¯\_(ツ)_/¯

Alle 1294 Artikel von Ralph Hofbauer

The same old song x 10 = 33 Min.

„Bei José Gonzalez hat sich nicht viel verändert“ stellen sämtliche Kritiken von „In Our Nature“ als Fazit voran. Da ich dem nicht viel beizufügen habe und das Album ohnehin schon eine Weile draussen ist, lass ich die Geschichte mit dem Sony-Gummiball-Werbespot und den Nick Drake-Vergleich bleiben und beschränke mich auf das einzige, mit dem Gonzalez eben doch zu überraschen weiss: Covers, die nicht naheliegen. Nach The Knife’s „Heartbeats“ covert der Göteborger „Teardrop“ von Massive Attack.

José Gonzalez – „Teardrop“
[audio:http://www.canyouseethesunset.com/music/08_jose_gonzalez_teardrop.mp3]

Grund genug sich das da mal wieder anzusehen:
[flash]http://www.youtube.com/watch?v=fG8eQBSp9Ao[/flash]

Fact or fiction?

Fiction: Karen O gründet mit zwei musikalisch versierten Gurus die Sekte The Modern Tribe. Die Rituale, die der Zirkel in Vollmondnächten zelebriert, haben die totale Selbstentäusserung durch Musik zum Ziel. Stimme und Instrumente stellen sich in den Dienst eines wogenden Schwalls von Klängen, der die Sektenführer und ihre Jünger zu willenlosen Sklaven des Lord of the Dance macht. Zu Beginn der Zeremonie verfällt die Gemeinde in eine entrückte Trance, dann in rauschhaften Taumel, um schliesslich in unbändiger Ekstase Sex mit allen möglichen Instrumenten zu haben, die sich im Tempel der Sekte finden. Eine Orgie mit Gitarrenhälsen, Orgelpfeiffen, Drumsticks und Saxophontrichtern nimmt ihren Lauf. Nach elf Akten und 45 Minuten dionysischer Verwilderung endet die Zeremonie in brüderlichen Umarmungen. „I’ll be right beside you“, versichert die Hohepriesterin ihren Jüngern.

Fact: Celebration waren mit TV On The Radio auf Tour und ihr soeben erschienenes Album „The Modern Tribe“ (4AD/Musikvertrieb) wurde vom TV On The Radio-Multiinstrumentalisten Dave Sitek produziert, der auch schon für die Yeah Yeah Yeahs hinter den Reglern sass, von denen wiederum Nick Zinner auf dem Zweitling von Celebration gastiert. Tatsächlich klingt „The Modern Tribe“ am ehesten wie die Schnittmenge der beiden genannten Bands. Celebration sind so unvoraussehbar wie TV On The Radio und verfügen über dieselbe hymnische Wucht, wie die Yeah Yeah Yeahs. Aufgrund der schamanischen Tribal-Komponente könnte man das Trio aus Baltimore auch als eine gemässigte Variante von Gang Gang Dance bezeichnen. Dennoch loten Celebration die Grenzen der Popmusik auf ihre ureigene Art aus. Ihre psychedelischen Weltfluchten kommen mal als ruhiger Seelenbalsam, mal als tanzbarer Exotismus, mal als enthemmter Freakout daher. Ist „The Modern Tribe“ nur ein neues Album oder am Ende gar ein neues Testament?

Celebration – „Heartbreak“
[audio:http://www.box.net/shared/static/q3nygvuqug.mp3]

The Killers feat. Lou Reed

The Killers veröffentlichen am 13. November ihre B-Seiten-Sammlung „Sawdust“, worauf neben älterem Material ein neuer Song vertreten sein wird, den die bestverdienendste Indieband der Welt diesen Sommer zusammen mit Lou Reed eingespielt hat. Nun ist ein Standbildvideo dieses Stücks aufgetaucht. In der ersten Minute von „Tranquilize“ fragt man sich – vielleicht auch nur wegen der beschissenen Soundqualität – ob diese Kollaboration eine gute Idee war, doch der Song wächst und wächst und wächst.

(Gegen Schluss tönt Lou Reed fast schon ein wenig wie Johnny Cash im fortgeschrittenen Alter. Er sollte sich vielleicht bald mal mit Rick Rubin in Verbindung setzen. It’s time for the American Recordings, Lou!)

obskuradio Vol. 28: Seven And Seven Is

„When I was a boy I thought about the times I’d be a man. I sit inside a bottle and pretend that I was in a can. In my lonely room I sit, my mind in an ice cream cone. You can throw me if you want to ‚cause I’m a boy and I go uhbibib uhbibib, yeah! If I don’t start crying it’s because I’ve got no eyes. My father’s in a fight and my dog lies hypnotized. Through a crack of light I was able to find my way. Trapped inside a night but I’m a day and I go uhbibib uhbibib, yeah!“

The Soul Benders – „Seven And Seven Is“
[audio:http://www.78s.ch/wp-content/uploads/2007/10/the-soul-benders-7-and-7-is.mp3]

(Achtung Verletzungsgefahr! Bitte nur in Gummizellen anhören.)

mp3 to go (7″)

Sollten Radiohead ihren Zenit doch dereinst überschreiten, würde ich Annuals als Thronfolger vorschlagen, die mit ihrem letztjährigen Debut „Be He Me“ aufhorchen liessen. „Where Have You Been“ ist Pop von einem anderen Stern und würde deshalb gut auf „In Rainbows“ passen. Die Sechs aus North Carolina haben den Song für eine Split-7″ mit ihren Tourgenossen Manchester Orchestra aufgenommen, auf der sie sich gegenseitig covern.

Annuals – „Where Have You Been“

[audio:http://downloads.pitchforkmedia.com/Annuals%20-%20Where%20Have%20You%20Been.mp3]

(Die B-Seite gibt’s hier)

MP3 to go (handgemacht)

Selbst ist der Mann: David Shane Smith, der gerade von NYC an die Westcoast umgezogen ist, nimmt seine CDs bei sich zu Hause auf, brennt sie, packt sie in das Papier alter Magazine und verteilt sie an seinen Shows – gratis. Seine Musik ist jedoch alles andere als billig, sie ist kostbar und schön. Bonnie Prince, watch out!

David Shane Smith – „Calculator“
[audio:http://premium.fileden.com/premium/2007/1/18/660999/03%20Calculator.mp3]

(mehr hier)

Vagabundenlieder

Moriarty ist der Nachname der Hauptfigur des Romans „On The Road“, den Jack Kerouac 1951 in drei Wochen niedergeschriebenen hat. Moriarty ist seit kurzem auch der Name einer Band, die ihr gestern veröffentlichtes Debut in einer Woche eingespielt hat. Gemeinsam haben die beiden, dass sie heimatlos sind. Dean Moriarty ist ein Getriebener und auch Moriarty sind Nomaden: Die Bandmitglieder stammen aus Amerika, Frankreich und der Schweiz. Obwohl Morarity nicht nur, aber doch sehr amerikanisch klingen, wird über sie bislang ausschliesslich auf Französisch geschrieben. In den Strassen von Paris scheinen Moriarty zumindest vorübergehend eine Heimat gefunden zu haben.

Mundharmonika, Gitarre, Kontrabass, Klavier, Fiedel, Trümpi – es ist ein rustikales Instrumentarium, das Moriarty auf „Gee Whiz But This Is A Lonesome Town“ (Naive/Musikertrieb) verwenden. Zur Not muss ein Koffer als Schlagzeug herhalten, auf Verstärker- Schnickschnack sind Moriarty nicht angewiesen. Ja, dies ist eine weitere Folkplatte. ABER es ist die Folkplatte des Jahres (die ausser Konkurrenz laufenden Tunng und Iron&Wine mal ausgeschlossen). Denn: Hier gibt es Abwechslung trotz Reduziertheit, Zeitlosigkeit trotz Traditionsbewusstsein, Tanz- oder zumindest Schunkelbarkeit trotz Gemütlichkeit.

Über die Instrumente regiert eine Stimme, die so strahlend rein ist, wie das weisse Kleid da oben. Kein unschuldiges Piepsevögeleinstimmchen jedoch, vielmehr eine unverbrauchte Stimme mit vielen Registern. Rosmary Moriarty kann von Variété-Diva und Folk-Fee bis hin zu Country-Songstress und Pop-Chanteuse so manche Rolle verkörpern. Zusammen mit den vier Moriarty-Brüdern erhält sie die Spannung auf ihrem atmosphärisch dichten Debut bis zum abschliessenden Quack-Dialog zwischen Stimme und Mundharmonika aufrecht. Doch damit nicht genug, auch der Hiddentrack ist super. Beglückend.

Der Schein trügt

Sie haben einen bescheuerten Namen, das Cover ihrer neuen CD würde den Shit-Detector Alarm schlagen lassen, aber die Musik von Zucchini Drive ist gar nicht mal so schlecht. Das Duo bestehend aus Tom De Greeter (Cavemen Speak) und Marcus Graap (Stacs Of Stamina) versammelt auch auf dem zweiten Longplayer „Goodyear Television Playhouse“ (Hausmusik/Namskeio) einen Haufen Freunde aus der Indietronics-Szene und balanciert ähnlich überzeugend wie auf dem Debut zwischen HipHop, Elektronica und Folk. Wer Anticon-Platten für ihre Freigeistigkeit liebt, sollte das antesten.

To whom it may concern

Kranky, Leaf und Type, drei renommierte interdisziplinäre Klang- forschungszentren, treten mit neuen Forschungsresultaten ans Licht:

Murcof entdeckt auf seiner jüngsten Klangexpedition die schwerelosen Klangkörper einer wahrhaft kosmischen Symphonie. Auf „Cosmos“ (Leaf/Namskeio) entfernt sich der Mexikaner weiter vom Micro-Tech seiner ersten Alben und nähert sich im Raumanzug dem Makrokosmos der klassischen Musik an. Nur einmal pocht ein Beat, sonst dominiert monumentaler Minimalismus, wie man ihn auch bei Stars Of The Lid und Deaf Centre findet. Das klingt beeindruckend und ein wenig wie die Unendlichkeit, lässt einem aber dem Tropfsteinhölensound des alten Murcof doch ein wenig nachtrauern.

To Kill A Petty Bourgeoisie verhelfen der Nahtod-Forschung zu neuen Erkenntnissen. „The Patron“ (VÖ 16.10 Kranky/Namskeio) benebelt die Sinne mit einem suggestiven Zauber, der an Broadcast und Beach House erinnert. Allerdings ist auf dem Debut des Duos aus Minneapolis mehr Noise als Pop erlaubt. Diesem uferlosen Klangnebel zu lauschen ist wie im OP liegen und sterben: Die Geräusche der Apparaturen verzerren sich im nahenden Jenseits zu einem ätherischen Rauschen, während man am anderen Ende des Tunnels schon die Engel singen hört. Ob man sich diese Grenzerfahrung täglich antun will sei dahingestellt, dennoch schöner Lärm.

Sylvain Chauveau kommt mit seinem jüngsten Experiment der Vertonung der Stille einen weiteren Schritt näher. Nach seinem überraschenden Depeche Mode-Tribute kehrt der Franzose mit seinem sechsten Album an die Speerspitze der europäischen Avantgarde zurück. „S.“ (Type/Namskeio) ist seinem Titel entsprechend eher Andeutung, als Eindeutigkeit. Die Grösse dieser entschleunigten Musik liegt zwischen den Noten. Mit Samtpfoten nähert sich Sylvain Chaveau auf Gitarre, Klavier und Laptop der Stille an. 22 andächtige Minuten, die wie eine Ewigkeit scheinen.

Reclaim The Streets

Und wie hat euch die Party in Bern gefallen? (Disclaimer: Ich bin ZUFÄLLIG auf diese Seite geraten)