To whom it may concern
Von Ralph Hofbauer | 8. Oktober 2007 | 1 Kommentar
Kranky, Leaf und Type, drei renommierte interdisziplinäre Klang- forschungszentren, treten mit neuen Forschungsresultaten ans Licht:
Murcof entdeckt auf seiner jüngsten Klangexpedition die schwerelosen Klangkörper einer wahrhaft kosmischen Symphonie. Auf „Cosmos“ (Leaf/Namskeio) entfernt sich der Mexikaner weiter vom Micro-Tech seiner ersten Alben und nähert sich im Raumanzug dem Makrokosmos der klassischen Musik an. Nur einmal pocht ein Beat, sonst dominiert monumentaler Minimalismus, wie man ihn auch bei Stars Of The Lid und Deaf Centre findet. Das klingt beeindruckend und ein wenig wie die Unendlichkeit, lässt einem aber dem Tropfsteinhölensound des alten Murcof doch ein wenig nachtrauern.
To Kill A Petty Bourgeoisie verhelfen der Nahtod-Forschung zu neuen Erkenntnissen. „The Patron“ (VÖ 16.10 Kranky/Namskeio) benebelt die Sinne mit einem suggestiven Zauber, der an Broadcast und Beach House erinnert. Allerdings ist auf dem Debut des Duos aus Minneapolis mehr Noise als Pop erlaubt. Diesem uferlosen Klangnebel zu lauschen ist wie im OP liegen und sterben: Die Geräusche der Apparaturen verzerren sich im nahenden Jenseits zu einem ätherischen Rauschen, während man am anderen Ende des Tunnels schon die Engel singen hört. Ob man sich diese Grenzerfahrung täglich antun will sei dahingestellt, dennoch schöner Lärm.
Sylvain Chauveau kommt mit seinem jüngsten Experiment der Vertonung der Stille einen weiteren Schritt näher. Nach seinem überraschenden Depeche Mode-Tribute kehrt der Franzose mit seinem sechsten Album an die Speerspitze der europäischen Avantgarde zurück. „S.“ (Type/Namskeio) ist seinem Titel entsprechend eher Andeutung, als Eindeutigkeit. Die Grösse dieser entschleunigten Musik liegt zwischen den Noten. Mit Samtpfoten nähert sich Sylvain Chaveau auf Gitarre, Klavier und Laptop der Stille an. 22 andächtige Minuten, die wie eine Ewigkeit scheinen.
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