78s has left the building. ¯\_(ツ)_/¯

Alle 1294 Artikel von Ralph Hofbauer

Die totale Verschmelzung

Burnt Friedman’s Discografie erstreckt sich mittlerweile über zweieinhalb Dekaden, doch der 42-Jährige treibt die Evolution seines Schaffens nach wie vor unermüdlich voran. Über die Jahre ist seine Musik immer vielschichtiger geworden, inzwischen ist sie ein Dschungel aus Funk, Dub, Electronica, Soul, Jazz, Rock und Pop. Doch statt sich im Ekklektizismus zu verlieren, nutzt Friedman stilistische Synergien: „Mir geht es um die totale Verschmelzung“, sagt Friedman in einem Interview der TAZ, „Dass man vor einem Dickicht steht, das insgesamt lebt, das man aber nicht in seine Einzelheiten auflösen kann.“

Obwohl sich auf „First Night Forever“ (Nonplace/recrec) noch mehr Instrumente als Genres finden, hört sich das Album alles andere als chaotisch an. Hinter dem dichten Klangdschungel lässt sich eine höhere Ordnung vermuten. In mäandernden Metamorphosen entstehen laufend neue Muster, die einer geheimen Gesetzmässigkeit zu folgen scheinen. Trotz ihrer Komplexität ist diese Musik eher leicht als schwer, an ihrer Oberfläche ist sie sogar Pop. Pop allerdings, der nicht richtig tickt. Friedman zieht ungerade Rhythmen dem 4/4-Takt vor.

Über sechs Jahre hat der Wahl-Kölner, der eigentlich Bernd Friedman heisst, an „First Night Forever“ gearbeitet. Allerdings tanzte er dazwischen auf verschiedensten Hochzeiten: Friedman widmete sich seinen Projekten Flanger und New Dub Players, nahm mit Jaki Liebezeit „Secret Rhythms“ 1 & 2 auf und ritt mit den Nine Horses in den Sonnenuntergang. „First Night Forever“ hört sich wie die Schnittmenge aller Projekte Friedman’s an: So entspannt funky wie New Dub Players, so leichtfüssig episch wie Nine Horses, so polyrhytmisch verspielt wie die Kollaborationen mit Liebezeit. Die neun Gastmusiker und die acht Gastsänger (u.a. Steve Spacek, Barbara Panther, Enik und Theo Altenberg) tragen ihr übriges dazu bei, dass „First Night Forever“ zu einer Horizonterweiterung geworden ist, die zeigt, dass musikalische Innovation nach wie vor möglich ist.

MP3 to go (himmlisch)

Der Soundtrack zum experimentellen Dylan-Biopic „I’m Not There“ (u.a. mit Cate Blanchet und Richard Gere als Dylan), das bei uns im Februar in die Kinos kommt, ist ein Stelldichein der Independent-Superhelden: Eddie Vedder, Sonic Youth, Calexico, Stephen Malkmus, Cat Power, Yo La Tengo, Iron & Wine, Jeff Tweedy, Willie Nelson, Sufjan Stevens… alle sind sie mit dabei. Auch Antony erweist Dylan die Ehre:

Antony And The Johnsons – „Knockin‘ On Heaven’s Door“

[audio:http://www.thankscaptainobvious-music.net/Songs/Antony%20-%20Knockin%20On%20Heavens%20Door.mp3]

(via)

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obskuradio Vol. 31: The Big Bamboo

Zweideutige Texte gehören zum Calypso wie Kokosnüsse zur Karibik. Ebensowenig wie im Calypso-Song „Don’t Touch Me Tomato“ von Tomaten die Rede ist, ist mit „The Big Bamboo“ ein grosser Bambus gemeint. Der Calypso-Klassiker wurde vom Duke Of Iron auf Trinidad geschrieben und wanderte von dort nach Jamaika und auf die Bahamas, wo „The Big Bamboo“ über sich hinauswuchs. In Nassau benannte man den grössten Nachtklub nach dem Song, da konnte die Hausband natürlich auch nicht anders als The Big Bamboo Orchestra heissen.

The Big Bamboo Orchestra – „The Big Bamboo“ (1961)
[audio:http://www.78s.ch/wp-content/uploads/2007/11/01-big-bamboo-orchestra-the-big-bamboo_192.mp3]

Rückblende Vol.1: Françoise Hardy „Träume“

[flash]http://youtube.com/watch?v=Tj6nhulVnwc[/flash]

MP3 to go (rustikal)

„Had Not A Body“ klingt wie eine verstaubte Single, die du auf dem Estrich deiner Hippie-Eltern findest. Wie ein Lied, das Velvet Underground, Grateful Dead oder die Stones aufzunehmen vergessen haben. Wie eine Holzhütte, in der das Brennholz für den ganzen Winter reicht. Ein Song so rustikal und klassisch, als wären Computer noch nicht erfunden. Der Fortschritt kommt bestimmt auch ohne die Hilfe von Michael Nau zurecht.

Cotton Jones Basket Ride„Had Not A Body“
[audio:http://www.78s.ch/wp-content/uploads/2007/11/cotton_jones_basket_ride_body.mp3]

{democracy:26}

Der Superantiheld ist zurück

Baby Cakes is back and he’s about to reach superstardom. Feine Reime hat er uns mitgebracht, nach „Role Play Tournament“ ist dem nachdenklichen Fleischkloss mit „Group Therapy“ ein weiterer Instantklassiker gelungen.

>>> Video – Baby Cakes „Group Therapy“<<<

(Wer sich dieses Video nicht ansieht, begeht den vielleicht grössten Fehler seines Lebens. But always remember: Just close your mouth when you eat shit.)

MP3 to go (winterlich)

Das Debut von Lightning Dust entging im Sommer dem 78s-Radar. Nicht weiter schlimm, es ist ohnehin eine Winterplatte. Lightning Dust sind Amber Webber und Joshua Wells von Black Mountain, die beiden sind also alles andere als Debutanten. Statt Space Rock machen sie als Duo nun tastenlastigen Mysterypop, der manchmal etwas an Beach House erinnert (die heute ja als achtletzte Band im Boa spielen).

Lightning Dust – „Listened On“
[audio:http://www.scjag.com/mp3/jag/listenedon.mp3]

{democracy:25}

Überwintern im Bad Bonn

Alle Wege führen nach Düdingen: Morgen schunkeln mit Herman Dune, am Samstag den Fabeln von Faun Fables lauschen, am 11.11. Gänsehaut bei Gravenhurst kriegen, am 13.12. mit Alela Diane The Pirate’s Gospel singen und am 14.2. mit Efterklang den Winter ausklingen lassen. Das Bad Bonn-Programm beschert allen Düdingern einmal mehr einen Klasse Konzertwinter. Alle andern fragen sich „Where the hell is Bad Bonn?“ und versuchen da hinzufinden, denn ausser Efterklang sind die genannten Konzerte deutsch- schweizexklusiv.

Turn on, tune in, drop out

Psychedelia feiert ein Revival. Prog- und Kraut-Rock sind nicht länger Schimpfwörter und Vergleiche mit Pink Floyd, King Crimson und Can häufen sich. Spiritualität und Eskapismus sind wieder en vogue.

Mit Freak Folk hat alles angefangen. Während Devendra Banhart und Joanna Newsom als spirituelle Führer der Bewegung ins Rampenlicht rückten, zog sich ein verschworener Zirkel von der Peripherie des Freak Folk in steinzeitliche Wälder zurück, um mit elektronischen Mitteln zu einer Art Stammesmusik zurückzukehren. Animal Collective, Sunburned Hand Of The Man, Gang Gang Dance und Six Organs Of Admittance begannen sich mit schamanischen Gesängen und entheogenen Trommelritualen in Trance zu spielen und so die Gedanken ihres Publikums zu verbiegen. Die Grenzen ihrer verschlungenen Musik verlaufen so fliessend wie die Farben eines Batik-Shirts, ihre Platten klingen so surreal wie die Vertonung eines Trips. Alle Macht der Fantasie, again?

Abseits dieser extremen Formen der Psychedelia schwemmt es immer mehr Musik über den Atlantik, die Brian Wilson’sche Chor-Psychedelia wiederbelebt, Battalione an Effektgeräten einsetzt und Pop in ätherisch-mystischen Klängen ausfranseln lässt. Die Bandnamen verdeutlichen, dass auch diese Bands lieber in der freien Wildbahn als im Popzoo leben würden: Grizzly und Panda Bear, The Sound Of Animals Fighting, The Skygreen Leopards und Octoupus Project. Neben den Tierkollektiven sind es Druiden wie Espers oder White Magic, die Psych-Folk neu aufbrauen.

Ein Ende der Neo-Psychedelia Welle ist nicht in Sicht. Die neusten Alben von Black Moth Super Rainbow und Celebration klingen so regenbogenfarbig wie ihre Covers und allen voran haben Yeasayer das psychedelische Meisterwerk des Jahres eingespielt. „All Hour Cymbals“ schreckt auch vor Sitars nicht zurück und klingt mindestens so vielschichtig, wie man sich den Missing Link zwischen Grizzly Bear und Animal Collective vorstellt.

Es sieht ganz so aus als würde der psychedelische Trend bald auf die Mode übergreifen. Der Sänger von Robocop Kraus wurde letzten Freitag im Mascotte mit einem Batik-Shirt gesichtet und unter den 15 Top-Looks für den Sommer 2008 liegt Flower Power an der Spitze, dicht gefolgt von Batik. Wetten, bald geht’s den Röhrlihosen an den Kragen?

obskuradio Vol. 30: Ricky Nelson

Ricky Nelson war einer der ersten Teenage-Stars. Klein Ricky erlangte Anfangs der 50er in den Fernseh- und Radioshows seiner Eltern Berühmtheit, bevor er 1957 als 17-Jähriger seine Karriere als Sänger begann. Mit zuckersüssen Balladen und energetischem Rockabilly wurde Nelson vom Teenage-Star zum Teenage-Idol. Kris Kristofferson nannte ihn den „Kronprinzen des Rock’n’Roll“, der King himself sagte über ihn: „If James Dean sang, he would sound just like Ricky Nelson.“

Ricky rockin‘: „Stood Up“
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Ricky croonin‘: „Sweeter Than You“
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