78s has left the building. ¯\_(ツ)_/¯

Alle 1294 Artikel von Ralph Hofbauer

Dipl. Ing. für Tanzflächen

James Murphy vom LCD Soundsystem hat innert weniger Monate drei Tonträger veröffentlicht. Trotzdem klang er am Telefon ausgeschlafener, als er auf dem Bild aussieht.

Du hast für Nike einen Workout-Soundtrack
aufgenommen. Kam es da nicht zu einem Konflikt zwischen künstlerischen Idealen und der Entscheidung, zur Imagebildung eines Global Players beizutragen?

Um wahrgenommen zu werden, ist Kunst immer auch vom Markt abhängig. Ich habe mir das lange überlegt, doch ich fand dieses Experiment weniger bedenklich, als einen bestehenden Song für eine Nike-Werbung zu verkaufen. Ich war erstaunt, wie viele Freiheiten man mir liess und bin sehr glücklich mit dem Resultat.

Machst du selbst Sport?

Ich mache etwas Thai-Chi, eine Kampfsportart, bei der das Kämpfen eigentlich Nebensache ist.

Was waren deine Ansprüche an dein neues Album „Sound Of Silver“ (EMI), ausser ein gutes Album zu machen?

Ich wollte mich nicht neu erfinden, die Alben sind durchaus verwandt. Ich wollte einfach eine etwas homogenere Platte machen, als die letzte – und natürlich eine bessere.

Hast du nach dem Hype um den Vorgänger viel Druck verspürt?

Der Druck war nach den ersten erfolgreichen Singles für mich viel grösser. Jetzt konnte ich mir Zeit nehmen, um Sachen ausprobieren.

Ein Song auf dem Album dreht sich um New York. Was bedeutet dir diese Stadt?

Ich lebe seit 18 Jahren dort und könnte mir nicht vorstellen wegzuziehen.

Wie hat die Stadt sich in dieser Zeit verändert?

Ich denke man verändert sich selbst stärker, als die Stadt, in der man lebt.

Kürzlich ist auch wieder eine DFA-Remix-Sammlung erschienen. Was ist dir wichtiger, DFA oder LCD Soundsystem?

Ich kann das nicht trennen. Es ist, wie wenn du zwei Kinder hast. Du magst das eine nicht mehr, weil es Fussball spielt und das andere weniger, weil es Leichtathletik macht. Bei DFA fühle ich mich eher wie ein Ingenieur, bei LCD Soundsystem wie ein Musiker.

Leslie und Emily beim Tête á Tête

Einberufen hat die Reunion der First Ladies des Broken Social Scene-Kuchens das Vice Magazine. Dort gibts auch den Dialog zum Tête á Tête von Feist und Haines in einem Londoner Pub. Die beiden plaudern mit exzessivem Gebrauch des F-Words über die gemeinsame Vergangenheit, sagen ständig „Yah“ statt „Yeah“, einigen sich darauf, dass sie ihre Freundschaft trotz Missverständnissen und kontinentaler Trennung nie beendet haben und darauf, dass Pop mehr Frauen braucht. Fazit Haines: „Bitches are out, gals are in.“

Nichts Besonderes

Soeben war ich am ersten Prelistening-Event meines Lebens. Man hatte zum Vorkosten von „Favourite Worst Nightmare geladen. So stand ich da, unter Medienschaffenden, liess mir Häppchen anbieten, löste Getränkgutscheine ein, sah Dani Beck gelangweilt sein Bier zuzzeln und schliesslich spielte noch eine Band. Nein, nicht die Arctic Monkeys. Pegasus aus Biel, blutjung und formatradiokompatibel. Und wie ist nun die neue Artic Monkeys? Keine Ahnung, ich war in ein Gespräch mit Michèle Roten vertieft. Quatsch. Nichts Besonderes.

Rjd2 erfindet sich neu

Rjd2 war nach seinen ersten zwei Platten der Mann, der – so dachte man – einst in die Fussstapfen von DJ Shadow treten würde. Sein neues Album „The Third Hand“ (XL Recordings/Musikvertrieb) ist jedoch ein eindeutiges Statement, dass er dies nicht im Geringsten vor hat. Statt zu Samples greift der Amerikaner neuerdings zu Instrumenten und versucht sich als empfindsamer Popsongwriter zu profilieren, dem Refrains wichtiger sind als Breaks. Eine Tatsache, die viele seiner HipHop-affinen Fans vor den Kopf stossen wird.

Bei Pitchfork musste „The Third Hand“ unten durch, 3.7 Punkte (von 10) bleiben sonst harmlosen Popschnuckelchen oder überflüssigen Rockbands vorbehalten. Mit einer so tiefen Note würde ich „The Third Hand“ allerdings nicht abkanzeln, allein wegen dem grossen Mut zur Veränderung – schliesslich sind Funksamples auch nicht mehr so originell wie auch schon. Die neue Alchemie aus relaxten Grooves und leichten Melodien tönt auf Anhieb eigentlich ganz flockig und macht durchaus Lust auf die sommerliche Leichtigkeit des Seins. Trotzdem fehlt Rjd2 zum Leftfield-Popstar wohl einfach eine charismatische Stimme – sein Falsett ist nett, aber dünn. Vielleicht hätten Gastsänger diesem Album mehr Charakter geben können.

Eigentlich hätte „The Third Hand“ das ideale Popalbum für Leute werden können, die Popmusik hassen, denn Rjd2 biedert sich nie an und bleibt durch seine verspielte Produktion stets auf der schrägen Seite. Doch die Hooklines, die Lust auf mehr machen, fehlen – und Songs, die weder richtig gut, noch richtig schlecht sind, bleiben auf lange Frist dann eben doch links liegen.

Den Albumstream zu „The Third Hand“ gibts – wie könnte es anders sein – bei Luisterpaal.

obskuradio Vol.2: Disco Computer

Vom französischen Futurismus der ausgehenden 70er Jahre war hier bereits die Rede. Dieselbe visionäre Bewegung macht heute im obskuradio erneut von sich hören. 1978: Terroristen überall, Argentinien wird in Argentinien Weltmeister, Papst Johannes Paul I. stirbt nach 33 Tagen im Amt, das erste Retortenbaby erblickt das Licht der Welt, ebenso wie Patty Schnyder, Menzl und eine Band, die nur für eine Single existieren sollte:
Trans Volta, die mittels Vocoderstimme Tekkno prophezeiten: „Disco Computer, I am the Future“.

[audio:http://www.78s.ch/wp-content/uploads/2007/02/transvolta-disco-computer.mp3]

Forget about Second Life

Get a first life.

Nicht traurig sein, liebe Arab Strap-Fans

malcolm-middleton.jpg„A Brighter Beat“, das erste Malcolm Middleton-Soloalbum nach dem Ableben von Arab Strap, ist keineswegs so hell ausgefallen, wie sein Titel suggeriert. Middletons Texte sind noch immer tiefschwarz. Etwas mehr up-beat ist die erste Hälfte dieser Platte zwar durchaus, die Beschaulichkeit der zweiten erinnert hingegen frappant an Elliot-derHerrhabihnselig-Smith. Halb Glasgow (u.a. Mogwai, Delgados, Belle & Sebastian) hilft Middleton ein grosses, opulentes und vielschichtiges Album zu schaffen. Es kann einem also Schnuppe sein, dass sich Arab Strap aufgelöst haben. Kaufenhörenlieben!

Running Gags

PLEASE DON’T READ THIS. You will get kissed on the nearest possible Friday by the love of your life. Tomorrow will be the best day of your life. However, if you don’t post this comment at least 3 times, you will die within 2 days.

Release von Chinese Democracy verschoben.

Pete Doherty wegen Drogenbesitz verhaftet.

Das Lachen dieses Typen (ab 01:45)

The Jackson 5 planen Reunion.

Paul McCartney arbeitet an unveröffentlichtem Beatles-Song.

Jeden verdammten Sonntag Aad Hollander Trio im Hellsinkiklub.

Auf den Scheiterhaufen mit Bobo!

Die Christen rüsten gegen Bobo. Nach der Evangelischen Allianz fordert nun auch die EDU die Absetzung von Bobos Vampirsong. Die christlich-konservative Kleinpartei stösst sich an der Verharmlosung von Vampiren, die Evangelische Allianz an Zeilen wie „Verkauf deine Seele, vom Himmel zur Hölle, geniess die Fahrt.“ Bobo-National ein jugendgefährdender Satanist?
Bobo konnte noch nicht Stellung nehmen, schliesslich ist er gerade in Äthiopien auf Weltverbesserungsmission – oder mischt er dort am Ende gar auf Luzifers Kommando Gift ins Trinkwasser?

Great Expectations

Patrick Wolf ist um vier Jahre jünger als Conor Oberst, doch wie der Saddle-Creek-Oberguru kommt auch der 23-jährige Engländer von der stürmerisch-drängerischen Wunderkindphase allmählich in die Reifejahre seiner Karriere. Nach überwundener Teenage Angst schreiben Conor und Wolf mittlerweile Lieder für Twens, die eigentlich längst erwachsen sein sollten, von Familienplanung und Bausparverträgen aber nichts wissen wollen. Die Weltschmerzstimmen beider Songwriter umarmen die Computerkinder der ersten Generation mit der Seele, Authentizität und Poesie, nach der diese dürsten.

Dass Wolf ein leicht affektierter Dandy ist, manifestiert sich in der Theatralik seiner Songs ebenso, wie im Cover seines dritten Albums „The Magic Position“ (Loog), das zudem verdeutlicht, dass Wolf die Farben entdeckt hat: Sein Debut sei eine Schwarzweissaufnahme gewesen, den Zweitling hätten Sepiatöne dominiert und nun habe er ein Technicolor-Album gemacht, fasst Wolf seine Entwicklung zusammen. Tatsächlich wirkt „Magic Position“ bunter und leichter. Die Streicher sind keine Zigeunerfiedeln mehr, sondern Strings, das Piano kein Klavier mehr, sondern ein Konzertflügel. Pop versteckt sich nicht mehr in einem Geisterhaus, um sich die Pulsadern aufzuschlitzen, sondern vergnügt sich im Lunapark der Gefühle.

Zuckerwatte sollte man trotzdem nicht erwarten, zu bittersüss ist der Geschmack, den diese Platte entfaltet. Die Dramatik der Songs ist vielleicht etwas weniger dringlich, als auf „Wind in The Wires“, aber ebenso kurz und bündig und noch immer lauern Abgründe hinter dunklen Textstellen und hallenden Beats. Sofern man mit Wolfs Pathos klarkommt, ist das ganze Album ein einziger Anspieltipp. Auch das Duett mit Marianne Faithfull.

Die Erwartungen waren hoch, wie nach jedem Meisterwerk – wir erinnern uns an das Bangen um die Neonbibel. Doch wie Arcade Fire gelingt es auch Patrick Wolf durch die Nachhaltigkeit seiner Songs die anfängliche Unsicherheit allmählich in Begeisterung umschlagen zu lassen.