78s has left the building. ¯\_(ツ)_/¯

Alle 1294 Artikel von Ralph Hofbauer

obskuradio Vol.5: The Bird Dog

You can do The Shimmy, The Bop, The Boogaloo, The Shingaling, The Watusi, The Shuffle, The Hustle, The Hanky Panky, The Hully Gully, The Twist, The Limbo, The Wobble, The Tighten Up, The Boomerang, The Pop Corn, The Locomotion, The Whiplash, The Stroke, The Swim, The Zombie Stomp, The Moon Walk, The Camel Walk, The Alligator, The Chicken, The Cow, The Pony, The Monkey and you can do The Bird and The Dog.

But can you do The Bird Dog?

[audio:http://www.78s.ch/wp-content/uploads/2007/04/the-del-counts-bird-dog_pcm.mp3]

Stimmungskanonen

Wer heute heiratet und auf die Schnelle noch eine Hochzeitskapelle sucht, ist mit Little Cow gut bedient. Für Stimmung ist gesorgt, denn die Musik der Ungarn ist besser, als ihr Name es vermuten liesse. Die Band wurde von der Schlepperorganisation Eastblok in den Westen geschmuggelt und überrascht die Hochzeitsgäste mit einer tanzbaren Melange, die sich an Ska- und Reggae-Rhythmen orientiert. „I’m In Love With Every Lady“ (recrec) heisst ihr neues Album, die Braut also bitte gut im Auge behalten.

Where the hell is Bad Bonn?

In der Nähe von Fribourg liegt ein gottverlassenes Kaff namens Düdingen, das nicht der Rede wert wäre, gäbe es dort nicht eine Hochburg des guten Geschmacks namens Bad Bonn. Allsommerlich lädt der Club mit dem wohl idealistischsten Booking der Schweiz zur Bad Bonn Kilbi, ein dreitägiger Indie-Jahrmarkt mit extraordinärer Musik.

Inzwischen steht das Lineup fest und bürgt dafür, dass die Kilbi auch dieses Jahr das kleinste aber feinste CH-Festival wird: The Young Gods, Mike Patton, Coco Rosie undundund.

The Sound Of Silence

„Worüber man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen“, schreibt Wittgenstein in seinem „Tractatus Logicus“. Ein Ausweg aus diesem Dilemma bietet seit jeher die Musik. Sie artikuliert, was im Unterbewusstsein schlummert und spricht vom Unaussprechlichen. Deshalb ringen wir hier tagtäglich mit Worten für Dinge, für die es keine gibt – und laufen so wiederum Wittgenstein in die Falle.

Besonders aussichtslos ist die Sache, wenn es um Musik geht, von deren Existenz der Normalverbraucher nichts weiss. Musik, die radikaler ist, als der lauteste Lärm. Musik, die im Alltagsgebrabbel untergeht, weil sie frappant der Stille gleicht.

„Articulate Silences“ heisst denn auch ein Stück auf der neuen Doppel-CD von Stars Of The Lid „And Their Refinement Of The Decline“ (Irascible). Ein Album, das keine Party retten kann, keine Ohrwürmer auf Lager hat, das weder virtuos, noch der letzte Schrei sein will. Und dennoch grossartig ist.

Was da aus den Boxen kriecht, ist wenig. Man muss sich schon seine popverstopften Ohren putzen, um überhaupt etwas zu hören. Trotz aller Bescheidenheit steckt in diesem Album etwas Grosses, das die Menschheit wie einen jämmerlichen Ameisenhaufen aussehen lässt. Mit Blas- und Streichinstrumenten stossen Stars Of The Lid zum Wesen der Dinge vor und bringen das Leuchten der Sterne, das Wachsen der Bäume und das Schweigen der Ewigkeit zum Klingen. Lacht nur! In spätestens 80 Jahren seid ihr selbst so still und ewig, wie diese Musik.

08/15

Mood kommen etwas spät für das Basler Förderband, was nicht weiter schlimm ist, denn die Vier haben bereits einen Plattenvertrag und taufen morgen ihr Debutalbum „My Own Way“ im KIK. Wären die Basler tatsächlich gegen Aiph und The Big Bang Boogie angetreten, hätten sie sich ganz schön sputen müssen. Auch sie versuchen sich an schmissigem Rock, der allerdings bedeutend weniger hitverdächtig kickt, als unsere Förderbandfavoriten. Deshalb, liebe Vertreter der Musikindustrie:
Her mit den Plattenverträgen für Aiph und BBB!

Ausser Konkurrenz

Efterklang laufen ausser Konkurrenz. Um zum 3-Minuten-Hype zu werden, sind ihre Songs um drei Minuten zu lang und in die olle Postrock-Schublade wollen die Klassik-affinen Dänen auch nicht so recht passen, denn Efterklang sind gewissermassen post-everything. Bis ihr neues Album kommt und sie uns live als audiovisuelle Ausnahmeerscheinung entzücken, freue man sich über die epische EP „Under Giant Trees“, die am 2. April auf dem von Efterklang kuratierten Label Rumraket erscheint. Erhältlich auf weissem Vinyl. Lecker!

Efterklang „Jojo“

[audio:http://www.ravensingstheblues.com/mp3/Jojo.mp3]

The Whitest Boy Alive: doppelt gemoppelt

The Whitest Boy Alive kann man nicht nicht toll finden. Dazu ist ihr Discokugel-Indie einfach zu charmant, zu schön und zu gut. Zum Song „Golden Cage“ von ihrem Debutalbum gab es unlängst einen Video-Contest, den der Italiener Mario Vecchi mit diesem Anschauungsunterrichtstool für optische Täuschungen gewonnen hat (Achtung Augenkrebs: Der Union Jack will einfach nicht mehr weggehen!). Trotzdem gibts nun noch ein offizielles Video zum selben Song. Da soll noch einer drauskommen. Anyway: ein formidabler Song, zwei famose Videos…

[flash]http://www.youtube.com/watch?v=mwafQk_VEoM[/flash]

Die sanften Saiten der Zischtigsmusig

Wer am Dienstagabend den Zischtigsclub kuckt, verpasst gute Konzerte. Wer am Dienstagabend an die Zischtigsmusig geht, sieht gute Konzerte. So einfach ist das. Die Konzertreihe der Roten Fabrik bietet für wenig Geld zwei Acts, die spät beginnen – ein Krimi liegt vorher also durchaus noch drin – und oft gar nicht mehr aufhören wollen. Schuld daran dürfte die Gemütlichkeit sein, die sich im Ziegel au Lac zu später Stunde breitmacht. Gebucht wird Musik, die in der Regel etwas mit Gitarren am Hut hat, wobei man zur Zeit vor allem auf zartbesaitete Klänge setzt: Unlängst beehrte Eleni Mandell das Ziegel mit all ihrem Charme, am 27.3. folgt der norwegische Barde St. Thomas und am 10.4. betritt Marissa Nadler die Zischtigsmusigs-Bühne, die mit „Songs III: Bird On The Water“ (Peacefrog/Namskeio) soeben ihr drittes Album veröffentlicht hat.

marissa-nadler2.jpg
In den gotischen Schauermärchen von Marissa Nadler kann man sich weltvergessen vor der Rüpelhaftigkeit der Wirklichkeit verschanzen. Die entrückte Sanftheit ihrer Songs ist geistesverwandt mit den Elegien der Folkdruiden Espers, die Nadler auf „Songs III“ zupfend und streichend unterstützen. Wie die kongeniale Alela Diane montiert auch Marissa Nadler mehrere Gesangsspuren übereinander, wodurch sich die Bannkraft ihrer schlafwandlerischen Stimme vervielfacht.

Die Songwriterin aus Rhode Island nimmt ihre Hörer bei der Hand und führt sie in weite dunkle Wälder, wo sie am Lagerfeuer Geschichten von verflossenen Lieben und gebrochenen Herzen erzählt. Die Protagonisten sind bleich und ihre Kleider so schwarz, wie die Krähen, die über ihnen Kreisen, doch ihre tragischen Schicksale finden Trost in Marissas versöhnlichem Lamento. Der Mond schimmert golden, Marissa fröstelt und schmiegt sich in Leonhard Cohens „Famous Blue Raincoat“. Er steht ihr gut.

Den Albumstream gibts einmal mehr bei Luisterpaal.

obskuradio Vol.4: Dying Crapshooter’s Blues

Blind Willie McTell wurde 1901 in Thomson, Georgia geboren. Er erblindete schon als Kind, elernte die Brailleschrift und das Gitarrenspiel, zog nach dem Tod seiner Mutter als Strassenmusiker durch das Mississippi-Delta und wurde immer mal wieder für einen Hungerlohn in Aufnahmestudios eingeladen. McTell starb 1959, seine Musik lebte in den Plattensammlungen von Bob Dylan und Kurt Cobain weiter.

„Dying Crapshooter’s Blues“, Blind Willies Requiem für einen Glücksspieler (=Crapshooter), wurde 1940 in einem Hotelzimmer in Atlanta aufgenommen.

[audio:http://www.78s.ch/wp-content/uploads/2007/03/blind-willie-mctell-dying-crapshooters-blues.mp3]

R.I.P., Blind Willie.

Richtigstellung

„Riot Dandy“ (Hazelwood/Irascible) von Puts Marie ist nach langer Irrfahrt ganz erschöpft doch noch bei mir angekommen. Und ich muss sagen, ich finde diese Bieler gar nicht so schlecht, wie Sven sie hier gemacht hat. Ob sie die „Zukunft der Schweizer Musik“ sind, sei dahingestellt. Doch vielleicht können Puts Marie unseren eidgenössischen Minderwertskomplex in Sachen Pop kurieren, weil sie sich selbst sind, statt Bands von der Insel zu imitieren. Erfrischend unschweizerischer Risikofunk, Hinterhaltspunk und Zigeunerpop, eigenartig und abwechslungsreich.