78s has left the building. ¯\_(ツ)_/¯

Alle 1294 Artikel von Ralph Hofbauer

Anzeichen von Alzheimer bei CDs entdeckt

Schlechte Neuigkeiten für CD-Sammler. Das Deutsche Musikarchiv bestätigt, was bereits als Gerücht kursierte: CDs zerfallen. Bei rund 200 CDs der ersten Archivierungsjahre zeigen sich Zersetzungserscheinungen, da sich die Lacke der Label-Aufdrucke in die Einsen und Nullen fressen. Zudem entstehen auch bei sorgfältiger Nutzung Haarrisse in der Schutzschicht der Silberlinge. Selbst bei einer Lagerung in gekühlten Dunkelräumen haben CDs eine geringere Lebenserwartung als Menschen. Also besser schon mal Backups machen. Das Deutsche Musikarchiv wird dafür 249 Terabyte Speicherplatz benötigen.

Bild: CD in der Mikrowelle

The beauty in the beast

Oft sind Covers verlässliche Wegweiser im Veröffentlichungsdschungel. Insofern ist das Artwork von Joakims „Monsters & Silly Songs“ (!K7/namskeio) äusserst irreführend. Hinter der grotesken Lächerlichkeit der Hülle verbirgt sich ein grosses Stück Musik. Eigentlich hätte es ein Laptop-Album werden sollen, wäre da nicht ein Festplattencrash gewesen, weshalb Joakim Bouaziz die Songs kurzerhand mit einer Band einspielte. So mäandert sein drittes Album zwischen Organischem und Anorganischem und bedient Tanzflächen ebenso, wie Privatsphären. „Silly Songs“? Mitnichten! Eine überdurchschnittlich hässliche schöne Anything-Goes-Platte.

Mehr als die Summe der einzelnen Teile

Gitarrenjazz ist langweilig. Die Ausnahme bestätigt die Regel: Zusammen mit dem amerikanischen Schlagzeuger Brian Blade macht der österreichische Gitarrist Wolfgang Muthspiel das Unmögliche möglich. „Friendly Travellers“ (VÖ heute, Material Records) begeistert durch die Dialektik von Swing und Schwebe, Struktur und Freiheit, Song und Atonalität. Wes Montgomery, Syd Barrett, Gabor Szabor – Muthspiel hat sie alle studiert. Blakes Drums umgarnen dabei die Metamorphose der Gitarrenläufe derart wandlungsfähig, dass es sich hier um Brüder im Geiste handeln muss.

Live: 28.3. Moods, Zürich

(Dieser Beitrag ist ein Update zu: „Jazz isn’t dead it just smells funny“)

Alle mal herhören

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(via)

Ein Barde Oldham’scher Schule

Bald ist es soweit. Der Messias kommt. Bis es soweit ist und die Jünger von Will Oldham am 18.3. (bezeichnenderweise ein Sonntag) ins El Lokal pilgern, verkürzt einer seiner Apostel die Wartezeit. Der Schotte Alasdair Roberts hat seine letzte Platte unter Oldhams Regie eingespielt und zudem eine ähnlich gebrochene – um nicht zu sagen geknickte – Stimme wie dieser. Auf „The Amber Gatherers“ (Drag City/recrec) gibt sich Roberts weniger reduziert und morbid als bisher. Flockig fast schon, seine Folkmärchen.

„Where Twines The Path“

[audio:http://www.fileden.com/files/2006/11/3/344368/Alasdair%20Roberts_The%20Amber%20Gatherers_02_Where%20Twines%20the%20Path.mp3]

Kalabreses Rumpelzirkus

Alle nachtaktiven Zürcher kommen um ihn nicht herum, haben zu seinen DJ-Sets getanzt und waren in der Zukunft, die ihm und seinen fünf Freunden gehört. Auch ein Stück der sprichwörtlichen Zukunft gehört Kalabrese:
Er ist neuerdings auch als Produzent tätig und hat sein Longplay-Debut im Kasten. „Rumpelzirkus“ (Hörproben: Stattmusik) ist nicht rumpelig im Sinne von verknarztem Schranz, vielmehr eine Rumpelkammer, in der man es sich zwischen Disco-, Funk- und Folk-Versatzstücken mit (O-Ton) „nicht allzu elektronischer Musik“ gemütlich machen kann.

Showdown: Lady Sov vs. Miss Macro

Romy Hoffman aka MacromanticsDie beiden Damen, die sich im Ring gegenüberstehen, sind klein, aber schlagfertig. Lady Sovereign, „the biggest midget in the game“, ist britische MC-Meisterin im Grime-Leichtgewicht und strebt nun unter den Fittichen von Jay-Z mit „Public Warning“ (Def Jam/Universal) den Weltmeistertitel an. Die australische Newcomerin Romy Hoffman aka Macromantics, von der hier schon berichtet wurde, fordert sie mit ihrem Debut „Moments In Movement (Kill Rock Stars) heraus.

1. Runde: Von einem Abtasten des Gegeners kann keine Rede sein. Mit „9 to 5“ und „Miss Macro“ glänzen beide durch hitverdächtige Treffsicherheit.

2. Runde: Lady Sov versucht mit Grime-Techniken anzugreifen, doch Miss Macro steht felsenfest. Ihre Reime prasseln mit souveränem Timing auf die nervös tänzelnde Lady Sov nieder. Die Halle tobt.

3. Runde: Miss Macro legt mit „Scorch“ noch einen Gang zu. Lady Sov kann sich mit nur durch blinde Rundumschläge wehren. Sie wirkt angeschlagen.

4. Runde: Ground Components helfen Miss Macro beim Indierocken. Bei Lady Sov verzweifeltes, ineffizientes Gebolze nahe an der 200Bpm Grenze. Buhrufe.

5. Runde: Lady Sov hat Blut geleckt und wird aggressiv. Mit „Love Me Or Hate Me“ kann sie kontern. Miss Macro muss einiges einstecken.

Lady Sovereign6. Runde: Die Londonerin doppelt mit „My England“ nach, Sage Francis eilt Miss Macro zu Hilfe.

7. Runde: Lady Sov versucht es mit Tangoschritten, läuft damit aber Miss Macros Futurefunk in die Falle. Wieder sind ihre Vokalattacken doppelt so schnell, wie die Beats in ihrem Rücken.

8. Runde: Die Energie der hyperaktiven Lady Sov verpufft allmählich, während Miss Macro noch immer mit neuen Kombinationen überrascht.

9. Runde: Miss Macro läuft mit „Apple Crumble“ zu Höchstform auf, Lady Sov hält mit ihrem (Adidas-) „Hoodie“ ähnlich funky dagegen. Das Publikum tanzt.

10. Runde: Lady Sov erinnert sich an Mortal-Kombat und setzt mit Erfolg auf Oldschool-Moves.

11. & 12. Runde: Die Kraft für einen KO-Schlag fehlt beiden.

Siegerin nach Punkten: Miss Macro! Weniger FliepFliep und BlaBla, mehr Musik.

Kings of Kitsch

Der B-52 ist ein Langstreckenbomber, ein Kurzstreckendrink und ein auftoupierter Langhaarschnitt, dessen Ähnlichkeit mit der Nase des B-52-Bombers zugegebenermassen etwas an den Haaren herbeigezogen scheint. Ebensolche Frisuren trugen die Sängerinnen einer amerikanischen New Wave-Band, die sich folgerichtig The B-52s nannten. Kitsch und Punk standen bei ihnen in keinem Widerspruch. Warum ich das alles erzähle? The B-52s sind wieder im Studio. Aus aktuellem Anlass deshalb „Own Private Idaho“ von 1980, das gegenwärtige Lollipopper wie The Pipettes alt aussehen lässt…

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Irrungen und Wirrungen

Wer sich das neue Do Make Say Think-Album „You, You’re Just A History In Rust“ (Constellation/Irascible) anschafft, muss mit Irrungen und Wirrungen rechnen. Man weiss nie genau, wohin einem der Fluss der Klänge treibt und eckt nicht selten an Felsen an. Dass die Kanadier inzwischen mehr Stimmen als auch schon einsetzen, macht ihren vertrakten Ekklektizismus zwar umso interessanter – aber nicht unbedingt einfacher. Doch ist man einmal am Ende der verschlungenen Wege angekommen, steht man vor einem tollen Album.

Daft Punk: Alles nur Konzeptklau?

Elektronische Klangzauberer in Austronautenanzügen gab es schon anno 1977, wie ich weiss, seit mir eines glücklichen Tages im Brocki die Platte „Magic Fly“ in die Hände fiel. Gut möglich, dass Outfit und Sound der pikanterweise ebenfalls französischen Gruppe Space als Blaupause für Daft Punks Astronautenfunk herhalten mussten. Space-Schöpfer Didier Marouani will dieses Jahr wie so viele andere ein Comeback geben. Youtube sei dank stehen euch die Türen zur Zeitmaschine offen:
Willkommen zurück in der Zukunft…

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