78s has left the building. ¯\_(ツ)_/¯

Alle 1294 Artikel von Ralph Hofbauer

MP3 to go (beatific!)

Über das an der amerikanischen Westküste grassierende Discofieber wurde hier bereits berichtet. Das beste Pferd im Stall von Italians Do It Better Records sind Glass Candy aus Portland. Das Duo ist so hip und gutaussehend, dass man sich als Hypeochonder kaum traut sie gut zu finden. Ich tu’s trotzdem. Nicht zuletzt deshalb, weil sie so freundlich sind, auf ihrer Myspace-Seite immer wieder neue funkelnde Demos zum Download bereit zu stellen. Jubel, Trubel, Discokugel.

Glass Candy – „Beatific“
[audio:http://www.theblogventure.com/sndz/oct07/2/beatrific.mp3]

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Trinken bis zum Umfallen mit Amy

Amy WINEhouse spielt heute im Volkshaus und vielleicht gibt’s am Merchandisestand schon ihren neusten Fan-Artikel zu kaufen, die Double Trouble Combo, bestehend aus ihrer neuen Live-DVD „I Told You I Was Trouble“, einem Pint-Glas und einem Aschenbecher. Kosten tut der Spass 30$, Whisky, Gras und Zigaretten nicht inbegriffen. Schliesslich muss davon ja noch was für Amy’s eigenen Drogen-Etat übrig bleiben.

MP3 to go (catchy)

Nächste Woche veröffentlicht der Gitarrist und Sänger von Gomez, Ian Ball, ein Soloalbum. Hört man sich den Song „Failure“ an, dürfte Ball’s Alleingang seiner Band in Sachen catchy Pop mit spezieller Note in nichts nachstehen. Es gibt kein Entkommen vor diesen Hooks. Zuerst kriegt einem der Bass, dann die Drums, darauf die Gitarren, schliesslich der Gesang – und schon zappelt man am Haken eines perfekten Popsongs.

Ian Ball – „Failure“
[audio:http://www.stereogum.com/mp3/Ian%20Ball%20-%20Failure.mp3]

{democracy:19}

Neue Neubauten

Ich war nie ein Neubautenhörer. Alles, was ich mir unter den Berlinern vorstellen konnte, war Blixa Bargelds überlanger Scheitel und eine Band, die vor Urzeiten unweit der Mauer sowas wie die Endzeitfassung von Stomp intonierte. Presslufthammer, Bohrer und Kreissäge die Instrumente; destruktiv, nihilistisch und masochistisch die Haltung, die ich hinter dem krachversprechenden Bandnamen vermutete. Dass sie in den 90ern im Theater und schliesslich im Pop angekommen sind, weiss ich ebenfalls nur vom Hörensagen.

Nun haben wir uns doch noch gefunden und ich nenne meine erste Einstürzende Neubauten-CD mein eigen. Sie heisst „Alles wieder offen“ und enthält mehr Musik als Lärm. Die industrielle Klangästhetik ist höchstens als fernes Echo vernehmbar. Perkussion und Bass prägen den organischen Sound, in den Höhen schweben Ambientwolken und Streicherschwärme. Obwohl „Alles wieder offen“ ein eher ruhiges Album geworden ist, ist es kein bequemes Album. Es weist Brüche auf, obwohl es harmonisch wirkt. Es scheint entspannt und steht doch unter latenter Spannung. Die lärmige Lava, die unter den getragenen Klängen brodelt, bricht nur manchmal für Momente aus. Bargelds Texte tun ihr übriges, dass man auf diesem Album nie festen Boden unter die Füsse bekommt. Seine Worte kommen mal poetisch, mal dadaistisch, mal politisch, mal theologisch und immer ambivalent daher.

200 Studiotage stecken angeblich in „Alles wieder offen“. Leisten konnten sich dies die Neubauten wohl nur, weil sie von ihren Fans subventioniert werden. Seit die Neubauten sich 2002 von ihrem Label getrennt haben, lassen sie sich von ihren sogenannten „Supportern“ einen fixen Betrag (CD 35‚¬/CD+DVD 65‚¬) vorschiessen und bieten ihnen als Gegenleistung Deluxe-Packaging, exklusive Downloads und Webcasts aus dem Studio. Hypothekarkredit auf einstürzende Neubauten, eine Alternative zum mit Risikokapital finanzierten Radiohead-Modell (das bereits erste Nachahmer findet)? Noch ist alles offen…

Die lange Arbeit an „Alles wieder offen“ hat sich gelohnt. Es ist ein rundes Album mit vielen Facetten geworden, das mir das Gefühl gibt, mit den Neubauten etwas wichtiges verpasst zu haben.

>>> Albumstream

Dave Gahan 2.0

Als Dave Gahan sein erstes Solo-Album „Paper Monsters“ veröffentlichte, wurde das Web 1.0 gerade aus dem Spital entlassen und auch Gahan hatte nach krisengeschüttelten Jahren im Drogensumpf wieder Fuss gefasst. Vier Jahre später ist der Depeche Mode-Frontmann ebenso 2.0 wie das Netz. Auf das Erscheinen seines zweiten Albums „Hourglass“ (Musikvertrieb) machte Gahan aufmerksam, indem er auf youtube-Filmchen im Studio rumkasperte. Auch sonst hat sich einiges geändert: War „Paper Monsters“ ein Abnabelungsversuch von Depeche Mode Richtung Bluesrock, könnte man „Hourglass“ für das neue Depeche Mode Album halten. Ein missglücktes allerdings.

Es beginnt eigentlich ganz verheissungsvoll mit dem episch schleppenden „I Saw Something“, einem edlen, dunklen Song, dem leider nach vier Minuten von einem Gitarrensolo der Garaus gemacht wird. Darauf die träge stampfende Single „Kingdom“, gefolgt von „Deeper And Deeper“, auf dem Gahan wieder ganz der alte Sexgott mit der dunklen Sonnenbrille ist. Beide Songs zeigen exemplarisch, woran „Hourglass“ krankt: Die Stimme ist zwar gut wie eh und je, aber ohne Rückendeckung von Martin Gore sieht Gahan in seinem Pseudo-DM-Klanggewand über weite Strecken ziemlich alt aus. Es bleibt bei mittelprächtigen Referenzen an die eigene Band. Den Rocker „Use You“ hat Gahan’s Band in Form von „I Feel You“ schon überzeugender rübergebracht.

Das einzige grosse Highlight von „Hourglass“ ist „Endless“, eine darke Minimal-Elektro-Hymne, die deutlich macht, wie gut diesem Mann eine düstere Tanzplatte stehen würde und wie toll dieses Album hätte werden können, wenn sich Gahan stilistisch weiter vom Mutterschiff entfernt hätte. Andererseits liesse sich der Grossteil dieser Songs wohl auch durch die besten Remixe nicht retten.

obskuradiotelevision: Waheed Murad

[flash]http://www.youtube.com/watch?v=2aoGlyfIdy0[/flash]

Bilderrätsel! 5×2 Indie Air-Festivalpässe zu gewinnen

Das Indie Air Festival, das am 9. und 10. November in Aarau über die Bühne geht, wurde gestern grosshalsig angekündigt und von der Hater-Fraktion prompt mit Schlamm beworfen. Aarau stinkt und überhaupt ist alles Scheisse, Navel sowieso und Medienpartnerschaften erst recht, hiess es in den Kommentaren. Morddrohungen sind bislang jedoch keine eingegangen, deshalb wagen wir es 5×2 Festivalpässe für das Indie Air Festival zu verlosen. Wem dies ein Dorn im Auge ist, der darf auch mitmachen und die Tickets umgehend auf dem Scheiterhaufen verbrennen.

Pro richtig erratenen Songtitel gibt’s 2 Festivalpässe. Wer gleich alle 5 weiss, soll doch bitte den andern auch eine Chance lassen und sich für einen Song entscheiden.

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MP3 to go (zweistimmig)

Das MP3 to go heute mit riesiger Verspätung, etwas verkatert, aber gerade noch rechtzeitig zum Lunch. Keine leichtverdauliche Kost allerdings, die Gefühle hier sind so gross, dass man sie kaum hinunterkriegt. Scout Niblett und Will Oldham singen den Refrain ihres Duetts als ginge es um ihr Leben, worum es auch zu gehen scheint: „A kiss could have killed me…“. Als MP3 wirkt das vielleicht etwas exaltiert, doch das amüsante Video relativiert durch seine Komik den Pathos. Was drolligeres als Will Oldham im Sensemannkostüm hat man schon lange nicht mehr gesehen.

Scout Niblett feat. Will Oldham – „Kiss“ (von Niblett’s neuem Album „This Fool Can Die Now“)
[audio:http://www.movedigital.com/go/ronpaulforpresident/97903/02_kiss.mp3]

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Rettet die Wale

Er erinnert mich immer wieder an einen gestrandeten Wal. Am Strand der Popküste aufgelaufen wirkt er zwischen all den schönen Körpern trotz seiner Körperfülle wehrlos und zerbrechlich. Sein Gesang klingt, als trüge er das ganze Leid der Welt auf seinen Schultern. Und da dieses am geplünderten Land noch schwerer wiegt, als im leergefischten Ozean, kann man leicht Mitleid mit diesem Mann kriegen, der, seit er 1973 an einer Party aus dem dritten Stock stürzte, im Rollstuhl sitzt.

Nun ist er ein weiteres Mal gestrandet und wie immer ist das Medieninteresse gross, denn in Zeiten, in denen die Emissionen der Radio- stationen besorgniserregende Ausmasse angenommen haben, ist ein gestrandeter Wal ein dankbares Thema. Über die Jahre ist Robert Wyatt zu einem Kritikerliebling par excellence geworden, an dem auch das Bildungsbürgertum Gefallen findet. Das neue Rolling Stone (kauft das (noch) jemand?) protzt mit einem 16-seitigen Special über Wyatt, die Zeiten, in denen Robert Wyatt-Platten einen Distinktionsgewinn versprachen, sind also endgültig vorbei. Wer Robert Wyatt nach wie vor nicht kennt, steht deshalb nun bitte in die Ecke und schämt sich, während er das liest.

Mit seinem zwölften Soloalbum „Comicopera“ (Domino/Musikvertrieb) beweist Wyatt, dass er auch im Rentenalter mit der Avantgarde Schritt halten kann. Wie der 62-Jährige in „Out Of The Blue“ Stimmen sampelt, muss ihm erst mal jemand nachmachen. „Comicopera“ gewinnt einem schon mit dem einleitenden Anja Garbarek-Cover „Stay Tuned“ und bleibt über eine Stunde hinweg eine spannende Reise durch die zugänglichsten Galaxien des Wyatt’schen Paralleluniversums. Die jazzige Avant-Pop-Oper gliedert sich in drei Akte, die aus verschiedensten Erzählperspektiven um die Themen Liebe / Politik / Utopie kreisen. Im letzten Teil resigniert der bekennende Sozialist Wyatt vor dem Imperialismus der anglo-amerikanischen Kultur und flüchtet sich mit italienischem und spanischem Gesang in ein Märchenland, in dem er Che auferstehen lässt. Doch das abschliessende „Hasta Siempre Comandante“ ist kein Aufruf zum Kampf, es ist ein versöhnliches Lied von einem Wal, der sich damit abgefunden hat, an Land zu leben.

Robert Wyatt – „Just As You Are“
[audio:http://homepage.mac.com/calutron2000/Sites/domino/rwjaya.mp3]

MP3 to go (sonnengereift)

Mit der Sonne ist es für dieses Jahr ja offenbar endgültig vorbei und Nebel, Frost und Dunkelheit halten Einzug. Zum Abgewöhnen deshalb noch ein paar letzte akustische Sonnenstrahlen. „Sun Lips“ war Dauergast auf meiner Sommerplaylist, wahrscheinlich weil der Song gleichzeitig Erinnerungen an die Beatles und Air’s „Moon Safari“ auslöste. Seit dieser Woche gibt’s auch ein Video dazu.

Black Moth Super Rainbow„Sun Lips“

[audio:http://blackmothsuperrainbow.com/black_moth_super_rainbow-sun_lips.mp3]
{democracy:14}