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Dave Gahan 2.0

Von    |   23. Oktober 2007   |   0 Kommentare

Als Dave Gahan sein erstes Solo-Album „Paper Monsters“ veröffentlichte, wurde das Web 1.0 gerade aus dem Spital entlassen und auch Gahan hatte nach krisengeschüttelten Jahren im Drogensumpf wieder Fuss gefasst. Vier Jahre später ist der Depeche Mode-Frontmann ebenso 2.0 wie das Netz. Auf das Erscheinen seines zweiten Albums „Hourglass“ (Musikvertrieb) machte Gahan aufmerksam, indem er auf youtube-Filmchen im Studio rumkasperte. Auch sonst hat sich einiges geändert: War „Paper Monsters“ ein Abnabelungsversuch von Depeche Mode Richtung Bluesrock, könnte man „Hourglass“ für das neue Depeche Mode Album halten. Ein missglücktes allerdings.

Es beginnt eigentlich ganz verheissungsvoll mit dem episch schleppenden „I Saw Something“, einem edlen, dunklen Song, dem leider nach vier Minuten von einem Gitarrensolo der Garaus gemacht wird. Darauf die träge stampfende Single „Kingdom“, gefolgt von „Deeper And Deeper“, auf dem Gahan wieder ganz der alte Sexgott mit der dunklen Sonnenbrille ist. Beide Songs zeigen exemplarisch, woran „Hourglass“ krankt: Die Stimme ist zwar gut wie eh und je, aber ohne Rückendeckung von Martin Gore sieht Gahan in seinem Pseudo-DM-Klanggewand über weite Strecken ziemlich alt aus. Es bleibt bei mittelprächtigen Referenzen an die eigene Band. Den Rocker „Use You“ hat Gahan’s Band in Form von „I Feel You“ schon überzeugender rübergebracht.

Das einzige grosse Highlight von „Hourglass“ ist „Endless“, eine darke Minimal-Elektro-Hymne, die deutlich macht, wie gut diesem Mann eine düstere Tanzplatte stehen würde und wie toll dieses Album hätte werden können, wenn sich Gahan stilistisch weiter vom Mutterschiff entfernt hätte. Andererseits liesse sich der Grossteil dieser Songs wohl auch durch die besten Remixe nicht retten.

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