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Vagabundenlieder

Von    |   10. Oktober 2007   |   1 Kommentar

Moriarty ist der Nachname der Hauptfigur des Romans „On The Road“, den Jack Kerouac 1951 in drei Wochen niedergeschriebenen hat. Moriarty ist seit kurzem auch der Name einer Band, die ihr gestern veröffentlichtes Debut in einer Woche eingespielt hat. Gemeinsam haben die beiden, dass sie heimatlos sind. Dean Moriarty ist ein Getriebener und auch Moriarty sind Nomaden: Die Bandmitglieder stammen aus Amerika, Frankreich und der Schweiz. Obwohl Morarity nicht nur, aber doch sehr amerikanisch klingen, wird über sie bislang ausschliesslich auf Französisch geschrieben. In den Strassen von Paris scheinen Moriarty zumindest vorübergehend eine Heimat gefunden zu haben.

Mundharmonika, Gitarre, Kontrabass, Klavier, Fiedel, Trümpi – es ist ein rustikales Instrumentarium, das Moriarty auf „Gee Whiz But This Is A Lonesome Town“ (Naive/Musikertrieb) verwenden. Zur Not muss ein Koffer als Schlagzeug herhalten, auf Verstärker- Schnickschnack sind Moriarty nicht angewiesen. Ja, dies ist eine weitere Folkplatte. ABER es ist die Folkplatte des Jahres (die ausser Konkurrenz laufenden Tunng und Iron&Wine mal ausgeschlossen). Denn: Hier gibt es Abwechslung trotz Reduziertheit, Zeitlosigkeit trotz Traditionsbewusstsein, Tanz- oder zumindest Schunkelbarkeit trotz Gemütlichkeit.

Über die Instrumente regiert eine Stimme, die so strahlend rein ist, wie das weisse Kleid da oben. Kein unschuldiges Piepsevögeleinstimmchen jedoch, vielmehr eine unverbrauchte Stimme mit vielen Registern. Rosmary Moriarty kann von Variété-Diva und Folk-Fee bis hin zu Country-Songstress und Pop-Chanteuse so manche Rolle verkörpern. Zusammen mit den vier Moriarty-Brüdern erhält sie die Spannung auf ihrem atmosphärisch dichten Debut bis zum abschliessenden Quack-Dialog zwischen Stimme und Mundharmonika aufrecht. Doch damit nicht genug, auch der Hiddentrack ist super. Beglückend.

Eine Reaktion

  1. #1 flobro

    15:58 Uhr, 29.11.2007, Link

    super!

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