78s has left the building. ¯\_(ツ)_/¯

Alle 1294 Artikel von Ralph Hofbauer

Matthew Dear versucht sich als Songwriter

Matthew Dear, sonst unter verschiedensten Pseudonymen im Detroit-Minimal zu House, versucht sich auf „Asa Breed“ (Ghostly International/Namskeio) an songorientierteren Strukturen. Dabei macht sich die Vermutung breit, dass der Songwriter Matthew Dear dem Produzenten Matthew Dear nicht das Wasser reichen kann. Grosse Melodien gibt’s hier nämlich höchstens bei „Midnight Lovers“. Sonst scheint mir hier alles zu präzise, monoton und gefühlskalt – also gar nicht so viel anders, wie der Detroit-Techno in meinen Ohren klingt. Ich bleibe beim anderen Matthew.

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Nun auch statistisch nachgewiesen: James Blunt nervt

Laut einer Statistik des Marktforschungsinstituts onepoll.com sind dies die 10 nervigsten Songs ever:

1. You’re Beautiful – James Blunt
2. Axel F – Crazy Frog
3. Mmm Bop – Hanson
4. Mr Blobby – Mr Blobby
5. Birdie Song – The Tweets
6. Shout – Lulu
7. Agadoo – Black Lace
8. Grace Kelly – Mika
9. My Heart Will Go On – Celine Dion
10. La Macarena – Los Del Rio

Kommt Dubstep nun doch noch bei uns an?

Auch wenn mittlerweile sogar die NZZ über das Phänomen Dubstep berichtet hat, erreichte das Bassbeben mit Epizentrum Süd-London in der Clublandschaft des europäischen Festlandes bislang nur schätzungsweise Stärke 3 auf der Richterskala (Wiki: „Nur von wenigen Menschen wahrgenommene Schwingungen; Erschütterung vergleichbar einem vorbeifahrenden Lastwagen; leises Flirren aneinander stehender Gläser“). Obwohl die Platten von Burial, Skream und Kode9 im letzten Jahr die globale Musikfachpresse im Glauben an eine Zukunft der elektronischen Musik bestärkten, haben sich die Schweizer Partyveranstalter bis anhin noch nicht an das neue Genre gewagt, das so neu gar nicht ist; bereits vor fünf Jahren begann es sich von Grime und anderen UK-Garage-Spielarten abzunabeln. Vielleicht verzichteten die hiesigen Veranstalter aus Sorge um ihre Bassboxen auf Dubstep, vielleicht aus Mangel an einschlägigen DJs, vielleicht auch aus Angst, dass der düstere (End-)Zeitlupensound mit seinen Echospielereien und Wummerbässen kein Publikum findet.

Gut möglich aber, dass nach der nächsten Lethargy (10.-12.8.) trotzdem die ersten Dubstep-Parties lanciert werden. Das Programm der einzigen erträglichen Streetparade-Party im grösseren Rahmen ist zwar noch nicht offiziell, wurde aber hier schon ausgeplaudert und offenbar erhalten wir die Gelegenheit die supertiefen Subbässe endlich am eigenen Körper zu spüren. Böse Zungen könnten behaupten, der Dubstep-Abend der Lethargy 2007 käme ein Jahr zu spät, aber immerhin. Leider kommen nicht Burial oder Skream, die Speerspitzen des Dubstep, aber auf Digital Mystikz darf man sich bestimmt auch freuen. Zudem sind Various Productions zugegen, die an der Peripherie des Genres operieren und deren Debut ja auch nicht ohne war.

Vielleicht macht sich nach der diesjährigen Lethargy also auch auf unseren Tanzflächen eine Entschleunigung der Klubmusik bemerkbar und die ewigen Gimme-The-Beat-Schreie des partywütigen Volkes weichen dem „1000-Yard-Stare“, den Burial als das typische Symptom aller Dubstepper bezeichnet.

obskuradio Vol. 17: Identity

Die X-Ray Spex aus London waren eine der ersten Punkbands überhaupt und gleichzeitig die Punkband mit der vielleicht kürzesten Karriere. Sie existierten lediglich von Mitte 1976 bis Anfang 1979. Abgesehen von einem gescheiterten Comeback- Versuch in den 90ern blieb „Germfree Adolescence“ von 1978 ihr einziges Album. Der hysterische Gesang der zahnspangentragenden Sängerin Poly Styrene ist so etwas wie das weibliche Pendant zu Johnny Rotten, der Sound der X-Ray-Spex hingegen weit weniger Punk-typisch, weil sie als einzige Punkband ein Saxophon einsetzten. So auch auf „AaaaIDENTITYeeeee“:

[audio:http://www.78s.ch/wp-content/uploads/2007/06/04-identity.mp3]

Still weil’s Kindlein schlafen will

Wer ein Kleinkind hat, das die ganze Nacht rumschreit, sollte es mit Amiina zu beruhigen versuchen. Die vier Mittzwanzigerinnen aus Rekjavik fungierten bislang als das Streicherquartett von Sigur Ros und veröffentlichen nun ihr Debut „Kurr“ (Ever/Namskeio). Das Cover zeigt Amiina beim Kollektivstricken – eine schöne Metapher für ihre Musik: Amiina verweben die Klänge von Geigen, Glockenspielen, Xylophonen, Weingläsern und singenden Sägen zu einer warmen Klangdecke, unter der man sanft einschlummert, um von Elfen auf Einhörnern zu träumen.

Amiina „Rugla“

[audio:http://downloads.pitchforkmedia.com/Amiina%20-%20Rugla.mp3]

The Bianca Story: Kurzfilm

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The Bianca Story haben uns ja vor einigen Monaten mit ihrem Tourtagebuch über ihre Konzerte im wilden Osten auf dem Laufenden gehalten. Nun hat Fabian Chiquet von The Bianca Story den Kurzfilm „I Decay“ gedreht, in dem die Hauptfigur einen offenbar ziemlich verwirrenden Tag in der als Grosstadt inszenierten Kleinstadt Basel erlebt. Der Film feiert morgen Premiere, das Titelstück „Tick Talk“ wird zusammen mit dem Film als audiovisuelles Gesamtkunstwerk veröffentlicht.

Den Trailer gibts hier. Premiere: 22.6. 22:00, Stadtkino, Basel

Guillermo Scott Herren in der Hauptrolle

Die Anzeichen mehren sich, dass es ein Missverständnis war, Guillermo Scott Herren aka Prefuse73 in erster Linie immer mit HipHop in Verbindung zu bringen. Denn unter der spanischen Flagge von Savath & Savalas hat er auch auf „Golden Pollen“ (Anti/Phonag) so wenig mit HipHop am Hut, wie das Lacoste-Shirt von Sepp Trütsch. Die lateinamerikanische Färbung dieser Platte hat keinen Einfluss auf ihr Temperament: Sie ist still und geschmeidig, epischer als ihre Vorgänger, wunderschön und manchmal ein kleines bisschen langweilig.

Savath & Savalas „Apnea Obstructiva“

[audio:http://music-versity.typepad.com/musicversity_hub/files/02_apnea_obstructiva.mp3]

Guillermo Scott Herren in der Nebenrolle

Superschnipsligen Glitch-Pop findet man auf der jüngsten Platte von Guillermo Scott Herrens Label Eastern Developments. Herren lässt es sich natürlich nicht nehmen, auf „Fassinating Tidiness“ kräftig mitzumischeln: Dass er das Brooklyner Duo Leyode produziert hat, ist ebenso selbstverständlich wie unüberhörbar, dass Herren alias Savath & Savalas auf „Hassami“ selbst mitspielt, ebenfalls nicht weiter verwunderlich. Erstaunlich ist hingegen, dass die akustischen Sinnestäuschungen, die dieser Track auslöst, trotz dem ganzen Stimmenwirrwarr eher beruhigen, als verwirren.

Leyode feat. Savath & Savalas „Hassami“
[audio:http://www.stereogum.com/mp3/Leyode%20(Feat%20Savath%20Y%20Savalas)%20-%20Hassami.mp3]

Ein Mann, viele Projekte

Digitalisindustries tönt eher nach einem Unternehmen, das seinen Gewinn mit ultraschnellen Prozessoren maximiert, als nach einem Label-und-Verlags-Verbund, der seine Brötchen mit Free-Folk-Spinnereien verdient. Der Mann hinter dem Foxy Digitalis-Fanzine und dem Label Digitalis Recordings heisst Brad Rose und musiziert mit verschiedensten Leuten aus der Szene sowie seinem Einmannprojekt The North Sea. Sein neues Album „Exquisite Idols“ (Type/Namskeio) verliert sich in ausgefranster Psychedelia und findet doch immer wieder zum Pop zurück. Das erinnert an indische Ragas ebenso, wie an amerikanische Folktraditionen.

The North Sea – „Children Of The Ashes“
[audio:http://www.ravensingstheblues.com/mp3/Children_of_the_Ashes.mp3]

obskuradio Vol. 16: Wrapped Up And Tangled Up In Jesus

Die Sonntagspredigt hält heute Reverend Charlie Jackson, der 1932 als Farmersohn im Mississippi-Delta geboren wurde. Als er sich im Teenageralter an Bluessongs versuchte, wollte ihm seine Mutter die Gitarre wegenehmen, da sie wie so viele Kirchgänger des Südens glaubte, dass wer den Blues spielt, einen Pakt mit dem Teufel eingeht. Doch Charlie liess sich nicht beirren. Er zog aus, um dem Teufel mit seinen Rock’n’Roll-Predigten das Fürchten zu lehren.

[audio:http://www.78s.ch/wp-content/uploads/2007/06/reverend-charlie-jackson-wrapped-up-and-tangled-up-in-jesus_pcm.mp3]