78s has left the building. ¯\_(ツ)_/¯

Alle 1294 Artikel von Ralph Hofbauer

obskuradio Vol. 21: Summertime

Summertime dürfte der meistgecoverte Song aller Zeiten sein. The Summertime Connection, eine internationale Gesellschaft von Sammlern, beziffert die Anzahl existierender Aufnahmen auf 12’976. Seinen Ursprung hat der Evergreen in der Oper Porgy & Bess, die George Gershwin 1933 geschrieben hat. Von dort aus wanderte das Stück über den Jazz in den Pop hin zu The Zombies. Wie übercool die waren, ist nebenstehender Abbildung sowie untenstehendem Song zu entnehmen.

The Zombies – „Summertime“ (1964)

[audio:http://www.78s.ch/wp-content/uploads/2007/07/the-zombies-02-summertime.mp3]

Konsumentenschutz mobilisiert gegen Lex iPod

Als das Bundesgericht am 11. Juli beschlossen hatte, ab September eine Urheberrechtsgebühr auf MP3-Spieler zu erheben, ging – wie sagt man so schön – eine Welle der Entrüstung durchs Sommerloch Land. Die Suisa lachte sich ins Fäustchen, alle andern waren wenig begeistert von der Lex iPod. Bei der Swico sprach man von „Technologiediskriminierung“ und auch die Stiftung Konsumentenschutz kritisierte den Entscheid scharf. Nun fordert der Konsumentenschutz die Konsumenten auf das Parlament mit Protest-Mails vollzuspamen.

Musikindustrie durch Modebranche quersubventioniert?

Dass Musiker Mode machen, ist ja nichts neues. Bislang hat wohl der Wu-Tang-Clan am meisten mit Textilien umgesetzt, doch die Konkurrenz schläft nicht. Insbesondere auf dem Sneakers-Markt, wo Wu-Clothing mit Fila-Schuhen am Start ist, buhlen immer mehr von Musikerhand designte Modelle um Aufmerksamkeit: Inzwischen gibt es den Jay-Z Reebok Basketball Low III, den Johnny Marr PF Flyer Center Lo, den MF Doom Nike Dunk High Premium, den Dinosaur Jr Nike Dunk SB und den Lily Allen Nike Air Max 90.

Euer Favorit?

Elvis Perkins: Einiges durchgemacht

Elvis Perkins klingt nach einem Künstlernamen- Konstrukt bestehend aus zwei Hüftschwung-Pionieren. Der Name ist aber ebenso Realität, wie die tragische Geschichte der Eltern, die ihrem Sohn diesen Namen gaben: Die Mutter von Elvis Perkins sass im Flugzeug, das ins WTC krachte, sein Vater starb an AIDS (und spielte Norman Bates in Psycho). Trotz dieser Schicksalschläge kommt Elvis Perkins Debut „Ash Wednesday“ (XL/Musikvertrieb) ziemlich versöhnlich daher. Zwar macht sich eine typische Singer- Songwriter-Melancholie breit, Depressionen lassen sich aber keine diagnostizieren. „While You Were Sleeping“:

[audio:http://www.chimehosting.com/elvisperkins/mp3/While_You_Were_Sleeping.mp3]

Der Brückenhauer

Im Musikgeschäft:

Kunde: Guten Tag. Ich hätte gerne eine Brücke.
Verkäufer: Eine Brücke?
Kunde: Ja, ich möchte endlich Brücke spielen lernen.
Verkäufer: Sie müssen sich irren mein Herr, dieses Instrument gibt es nicht. Ich kann Ihnen gerne unsere Trompeten zeigen oder unsere wunderbaren Flügel –
Kunde: Aber nichts tönt so schön wie die Brücke!
Verkäufer: Über eine Brücke kann man gehen, man kann sich meinetwegen von ihr stürzen, aber darauf spielen?!
Kunde: Aber ich habe es doch mit eigenen Augen gesehen.
Verkäufer: Sie ticken doch wohl nicht richtig. Verschwinden Sie jetzt.

(via)

obskuradio Vol. 20 – Jubiläumsausgabe: Moondog

Im New York der 50er und 60er Jahre gab es an der 6th Avenue eine Sehenswürdigkeit aus Fleisch und Blut zu bestaunen. Tag für Tag bezog vis-á-vis des Hilton-Hotels eine bizarre Gestalt Stellung: Ein blinder Wikinger mit Rauschebart, der sich Moondog nannte und auf selbstgebastelten Instrumenten spielte oder einfach nur dastand mit seinen Hörnern und seinem Speer.

Passanten mögen ihn für einen exzentrischen Spinner gehalten und als Don Quijote der Gegenwart verspottet haben. Igor Stravinski nannte ihn „einen ernstzunehmenden Komponisten“, Leonard Bernstein „ein seltsames Genie“, Charlie Parker sah in ihm einen Geistesverwandten, die Hippies vermuteten in Moondog einen blinden Seher.

Die Musik von Thomas Harding alias Moondog war so andersartig wie seine Erscheinung. Einerseits komponierte er nach strengen formalen Regeln: Der Kontrapunkt, der seit der Renaissance das Kernstück der Kompositionslehre bildet, war seine Obsession. Andererseits gewann Moondog durch seine Faszination für Jazz und indianische Rhythmen eine Freiheit, die seine Musik visionär wirken lässt: „Rhythmisch könnte man mich der Moderne, ja der Avantgarde zurechnen; melodisch und harmonisch der Klassik.“

1974 blieb „Moondog’s Corner“ an der 6th Avenue plötzlich leer. Moondog galt als verschollen, wurde aber in Tat und Wahrheit vom Hessischen Rundfunk nach Deutschland eingeladen – und blieb. Er liess sich auf norddeutschen Strassen nieder, bis ihn eine mitleidige Studentin von der Strasse holte, ihm seine Wikingerkluft ausredete und ihm half seine Musik auf Papier und Platte zu bringen. 1989 gab er in New York ein vielbeachtetes Comeback, zehn Jahre später verstarb er im Alter von 83 Jahren. Moondog hinterliess rund 30 Tonträger.

moondogeicher.jpg„Birds Lament“
[audio:http://www.78s.ch/wp-content/uploads/2007/06/moondogg.mp3]

„Oasis“
[audio:http://www.78s.ch/wp-content/uploads/2007/07/moondog-a-new-sound-01-oasis.mp3]

„All Is Loneliness“
[audio:http://www.78s.ch/wp-content/uploads/2007/07/moondog-all-is-loneliness.mp3]

(Ja, das ist Stephan Eicher.)

May forscht

Jedem das Seine. Marilyn Manson malt, Brian May beschäftigt sich mit Astronomie. Bevor er als Queen-Gitarrist nach den Sternen griff, hatte May am Imperial College in London Astrophysik studiert. Nach einer 33-jährigen akademischen Auszeit hat der mehrfache Lockenwicklerweltmeister nun den PhD auf dem Forschungsgebiet Zodiakallicht nachgeholt. Wer den Urknall krankheits- oder ferienhalber verpasst haben sollte, dem sei „Bang! The Complete History Of The Universe“ empfohlen, ein populärwissenschaftliches Werk, das Dr. May unlängst zusammen mit zwei Astronomenfreunden verfasst hat.

Wellington erobert Amerika

Nach The Brunettes hat Sub Pop mit The Flight Of The Conchords ein weiteres Duo aus Neuseeland verpflichtet. Erstere machen Candypop, letztere verbinden Musik mit Klamauk und haben eben erst einen US-TV-Deal mit einer Comedy-Serie über ihre Band an Land gezogen.

In der Flimmerkiste haben die Conchords mit ihren Pop-Parodien weniger Erfolg als in der Realität: Vergeblich versuchen sie in NYC Fuss zu fassen, statt einer Fanschar haben sie lediglich ein hässliches Groupie. „The Flight Of The Conchords“ ist so lustig, wie eine Comedyserie über eine Indieband halt eben sein kann (Folge vier guckst du hier).

In Bret MacKenzie von den Conchords erkennen einige vielleicht Figwit aus Lord of The Rings wieder, andere den Sänger der Fühlgutband The Black Seeds, die hierzulande neuerdings von Sonar Kollektiv bekannt gemacht werden. Die andere Hälfte der Conchords, Jermaine Clement, war an der letzten Berlinale in der neuseeländischen Nerd-Liebeskomödie „Eagle vs. Shark“ zu sehen, die bei uns vielleicht bald auch mal anläuft (Trailer guckst du da). Doch zurück zur Musik. Den Soundtrack zu Eagle vs. Shark liefert die vielleicht beste Gitarrenband Neuseelands, The Phoenix Foundation. Dass es einige gleichnamige Institutionen gibt (kultige, bedenkliche und harmlose) ist nicht so wichtig, wichtiger ist, dass The Phoenix Foundation an die Beta Band und Grandaddy erinnern und ihr Frontmann Luke Buda Solo fast noch bessere Musik macht.

Alle genannten Exponenten kommen aus der neuseeländischen Hauptstadt Wellington, die etwa so gross ist wie Wuppertal, falls jemand weiss wie gross das ist – etwa so klein wie Zürich. Mit Neuseeland verhält es sich offenbar ähnlich wie mit Island: Ausserhalb der Hauptstadt existiert Kultur höchstens in Form von Schafzucht. Aus Wellington kommt nämlich auch die beste aller Kiwi-Bands: Vier Millionen Neuseeländer können nicht irren – „Based On A True Story“ hält sich seit über 100 Wochen in den lokalen Albumcharts.

Fazit: Jeder kennt hier jeden. Auch im globalen Dorf geht eben nichts über gute Nachbarn.

Herbst-Hit

Das mit dem Sommer wird ja wohl ebenso nichts mehr, wie das mit dem Sommerhit. Darum ein Song wie geschaffen für ausgedehnte Herbstspaziergänge: Ein Lied wie ein fallendes Blatt, das die Erinnerung an einen schönen Sommer in sich trägt. Musik wie von einer Platte deiner Blumenkindereltern. Ein Song, den Bob Dylan zu schreiben vergessen hat. Ein Stück wärmer als mein Lieblingspullover. Ein Instantklassiker von einer Band, deren Debut-EP sich wie der Anfang von etwas Grossem anhört.

Brighton, MA – „A Good Kind Of Crazy“

[audio:http://gramotunes.com/Good_Kind_of_Crazy.mp3]

obskuradio Vol.19: „Yeter Ki“

Fikret Kizilok wurde 1946 in Istanbul geboren. Während seinem Zahnmedizin-Studium an der Galatasaray-Universität begann er Popmusik zu machen, bis eine Reise nach Anatolien Ende der 60er sein musikalisches Schaffen in folkigere Bahnen lenkte. 1970 wurde er in der Türkei wider Willen zum Star: „I became famous, without knowing why – I was only a kid back then. Then I realized that being famous meant nothing to me. I started making my life a song and then I was happy.“

Fikret Kizilok „Yeter Ki“ (Just As Long)

[audio:http://www.78s.ch/wp-content/uploads/2007/07/01-audiotrack-01_112.mp3]