78s has left the building. ¯\_(ツ)_/¯

Alle 1294 Artikel von Ralph Hofbauer

Oberstreber

Ich habe ihn gefunden, den König aller Nerds, den MöchtegernPrimus des Musikauskennertums. Motown-Soul heisst das Spezialgebiet des 14-jährigen Ben606, der bei youtube inzwischen gegen 100 Videos anbietet. Aufgebaut sind sie alle gleich:

Setting: Kinderzimmer inklusive Modellautos.

Handlung: Ben zeigt das Cover einer Soulplatte seiner Sammlung, gibt mit seiner pubertierenden Streberstimme sein ganzes Wissen darüber Preis und legt sie schliesslich auf.

Cut the crap and play the fucking record, Ben!

[flash]http://www.youtube.com/watch?v=nXdminOsQqY&mode=related&search=[/flash]

p.s. Labern und Platten beim Drehen filmen ist im Kommen.

Ein Plädoyer für Tribute-Alben

tribute-hilde.jpgTributes bezichtigt man gerne der Leichenfledderei, weil sie mit den Geniestreichen anderer Geld scheffeln. Als Cover-Fetischist möchte ich einige Gegenargumente in Form von Tonträgern ins Feld führen, da Tributes im Idealfall aus guten Songs noch bessere machen.

Ein Paradebeispiel dafür ist die Hildegard Knef-Hommage „Ihre Lieder sind anders“. In allen Belangen grossartig und inspiriert, was Cobra Killer, Die Moulinettes, Regy Classen und allen voran das Tillmann Rossmy Quartett mit Klassikern der 2002 verstorbenen Knef anstellen. Ja, die Lieder der (laut Ella Fitzgerald) „besten Sängerin ohne Stimme“ waren in der Tat anders und funktionieren noch heute formidabel. Lohnt sich allein schon wegen zwei famosen Versionen von „In dieser Stadt“.

Immer wieder widmen sich Tributes gerne auch kompletten Schlüsselwerken der Popgeschichte. Jüngster Vertreter dieser Gattung: „Do It Again: A Tribute To Pet Sounds“. Die Highlights auf diesem gelungenen Beach Boys-Tribute stammen von den Oldham Brothers, Mazarin und Daniel Johnston. Ebendieser wurde übrigens bereits selbst mit einem Tribute geehrt, bevor der manisch-depressive Songwriter überhaupt dazu kam, sich umzubringen. „The Great Late Daniel Johnston“ versammelt Künstler, die selbst eines Tages Gegenstand für ein Tribute sein werden: u.a. Bright Eyes, Eels, Sparklehorse und Tom Waits (der gerade widerwillig als Cover-Objekt herhält). Mit kleineren Namen, aber ebenso grossem Tennis huldigt „Dream Brother“ gleich zwei Suizidkandidaten bzw. einem Selbstmordopfer: Tim & Jeff Buckley.

Einen enorm hohen Spassfaktor bringen insbesondere genreübergreifende Tributes mit sich. So lassen sich z.B. sommerliche Playlists vorzüglich durch karibische alternative Takes aufpeppen (Beatles/Stones/Dylan). Ein Reggae-Radiohead-Tribute geht dann aber doch ein wenig zu weit, könnte man meinen. Das stimmt einerseits, weil die „OK Computer“-Neuinterpretationen der Easy Star All Stars nicht ganz aufgehen. Andererseits aber auch wieder nicht, weil Radiohead-Gitarrist Johnny Greenwood selbst eine Sammlung mit Reggae-Covers in petto hat (V.Ö. 6.3.).

Durchsage der Leitstelle

[audio:http://downloads.pitchforkmedia.com/Beirut%20-%20Elephant%20Gun.mp3]

Wärst du doch beim Maschinenbau geblieben, Takeo.

Im Zusammenhang mit meinem Rundumschlag gegen alpine Volksmusik bin ich auf Takeo Ischi gestossen, den die Vielglotzer unter euch vom TV kennen mögen. Mir war dieser jodelnde Japaner neu und ich war erstmal erstaunt – bis ich herausfand, dass die Japaner das Jodeln erfunden haben: Als einst zwei Japanern ihr Radio in eine Schlucht fiel, fragte der eine: „Holidiladio odel Holdudiladio?“ Räusper. Jedenfalls scheinen neben den Japanern auch viele Amerikaner vom Jodeln fasziniert zu sein. Auch Gwen Stefani.

(Übrigens: Wer noch einen Alleinunterhalter für die nächste Party sucht: Takeo Ischi kann man für 2’000‚¬ unter der Artikelnummer 847 mieten)

Warum ausgerechnet wir?

Russische Volksmusik hat Seele, albanische Tiefe, senegalesische Rhythmusgefühl und japanische ruht im Zen. Weshalb ist allein die Volksmusik der Alpenvölker schlichtweg unerträglich? Sämtliches Potential von Schwyzerörgeli und Hackbrett ersticken Ländlerkapellen wie die Moosibuebe durch bünzliges Songwriting und lüpfiges Hudigäggelertum. Solche Musik ist doch einfach pervers – dann lieber kambodschanische Glockenkreise. Gut möglich, dass unsere Volksmusik mit ihrer Verstocktheit letztendlich sämtliche abgelehnten Abstimmungsvorlagen in Asylrechts- und EU-Beitrittsfragen zu verantworten hat, weil sie aus uns Eidgenossen ewige Schildbürger gemacht hat.

Mein Heimatlied: „Les Filles Du Limmatquai“

(Dank an Michèle & Co für das patriotische Sonderheft)

78s-Orakel letzter Teil: Was sagen die Sterne?

„Das Blöde wird verschwinden. Was doof ist wird aufhören. Es wird alles anders. Es wird alles besser werden. Nur noch gute Musik, keine blöden Texte. Und ausser wirtschaftlicher Unabhängigkeit wird die grosse Liebe war. Was soll das heissen, ich übertreibe? Ich denk ihr glaubt wohl, dass ich dazu neige. Ich soll am besten wohl gar nicht stören, mit meinem Quatsch hier, doch was wollt ihr hören? Denn wenn ich realistisch bin, geh ich nicht raus. Wenn ich realistisch bin, verlass ich grundsätzlich nicht das Haus. Es gibt eine Zeit, es wird eine Zeit kommen. Auf jeden Fall kommt eine Zeit und wenn die Zeit kommt, dann haben wir gewonnen. Eine Zeit für den Sänger, eine Zeit für den Schlagzeuger, eine Zeit für Keyboard und Bass – und wenn ihr Glück habt, dann bleibt für euch auch noch was.“

Die Sterne, „Wenn ich realistisch bin“

(78s- Orakel Teil 1: Wer dominiert 2007 die Charts? Teil 2: Wer findet 2007 wieder zusammen? Teil 3: Wer schafft 2007 den Durchbruch? Teil 4: Gestern Indie, morgen Superstars Teil 5: Don’t believe the hype! Teil 6: Wer spielt 2007 in der Schweiz?)

Es ist überstanden. Alles wieder beim Alten.

Keine besinnlichen Kerzen mehr, keine erst verstopften und dann geschlossenen Läden, kein Warten auf etwas, das auch diesmal nicht eingetroffen ist, und vor allem: Keine Jahresbestenlisten mehr. Hier die allerletzte Gelegenheit: WER NOCH NICHT GENUG VON LISTEN HAT LISTE HIER SEINE LIEBLINGSLISTE 2006. Danach ist fertig. Echt. Nie mehr. Aus! Drum fasst euch bitte kurz, liefert die Essenz, Dinge, die die Welt verändert haben. Die hat sich nicht verändert, stimmt. Also doch keine Listen, bitte. Danke. Andererseits, wir hatten keinen Leserpoll…

78s-Orakel Teil 2: Wer findet 2007 wieder zusammen?

Reunionen machen in der Regel in etwa so viel Spass wie abgelaufene Kartoffelchips. Sämtliche Knusperfrische ging verloren und ein fahler Nachgeschmack bleibt zurück. Doch wenn alles gut geht, werden in diesem Jahr Indie-Superhelden dreier Generationen die negative Konnotation, die dem Wort Comeback anhaftet, ins Positve verkehren:

1. Generation: The Stooges, die Punk acht Jahre zu früh erfunden haben. Obwohl Iggy Pop auf der Bühne nach wie vor ein Tier – genauer: ein Iguana – ist, enttäuschten seine letzten Soloalben. Hoffen wir, dass er mit den alten Recken von den Stooges nach 33 Jahren nochmal zu Höchstform aufläuft (V.Ö 20.3.), schliesslich gehören die drei Platten dieser Band zum Grundstoff jeder Rockschule.

2. Generation: The Pixies, Dinosaur Jr. und Sebadoh, die Indierock genau zum richtigen Zeitpunkt erfunden haben. Sebadoh werden wieder live spielen und ihre LoFi-Blutsbrüder Dinosaur Jr. haben nach ohrenbetäubenden Live-Tests im letzten Jahr soeben ihr erstes Album seit 1989 aufgenommen (V.Ö. Frühling). Die Pixies machen sich gerade erst an die Studioarbeit. Das kann dauern.

3. Generation: Blur, Smashing Pumpkins und Kula Shaker, für die es nichts mehr zu erfinden gab. Rockgeschichte geschrieben haben sie trotzdem. Kula Shaker haben ihr Album schon im Kasten (V.Ö. Frühling), Graham Coxon willigte nach langem Zögern ein mit Damon Albarn & Co. ein finales Blur-Album aufzunehmen, Billy Corgan und Jimmy Chamberlain müssen hingegen erst noch D’Arcy Wretzky und James Iha überzeugen, die Pumpkins wiederzubeleben. Auch das kann dauern.

Doch natürlich gibt es sie auch dieses Jahr, die überflüssigen Comebacks: Genesis gingen vielleicht besser in Rente als auf Tour und darauf – so munkelt man – inklusive Peter Gabriel ins Studio. Und wann kommt die ABBA-Reunion? Bislang deutet zwar nichts darauf hin, doch vielleicht kann das diese Petition ändern.

Update: und….The Police

78s-Orakel Teil 1: Wer dominiert 2007 die Charts?

78s schaut in die ZukunftEine Woche lang schaut Madame Desdemona für euch in die 78s-Kristallkugel und orakelt, was das neue Jahr mit sich bringen wird. Sagt also nicht, wir hätten euch nicht gewarnt, wenn die Welt tatsächlich untergeht.

Nun denn, Madame Desdemona, wer wird 2007 Platin gewinnen?
Ich sehe ganz deutlich, wie sich Paare zu Norah Jones (V.Ö. 31.1.) durch den Winter kuscheln, gegen den Frühling hin die Harmonie aber zu bröckeln beginnt, weil die männlichen Beziehungsteile mit Scarlett Johansson fremdgehen: „The Sexiest Woman Alive“ wird bei den Herren der Schöpfung mit Tom Waits-Covers für feuchte Träume sorgen (O-Ton Waits: „I don’t know if I’m excited to hear it, but I’m curious.“). Die Damen müssen sich darauf mit ihrem Racheakt etwas gedulden, doch Ende Jahr können sie sich von Coldplay und James Blunt ordentlich einseifen lassen.

Auch einige echte Typen mit Eiern und 20 Jahren Rock’n’Roll-Erfahrung sind dieses Jahr wieder zu haben: Am 6.3. wird definitv wahrscheinlich vielleicht die neue Guns’n’Roses erscheinen. Metallica arbeiten bis im Herbst an einem weiteren Comeback-Versuch, während Nine Inch Nails und Queens Of The Stone Age ein Comeback gar nicht nötig haben. Ihre Schaffenskraft bleibt ungehemmt und beide werden die Hallen mit neuen Alben füllen.

Und wer füllt 2007 die Tanzflächen der Grossraumdiscos? Gnarls Barkley doppeln nach und Outkast, Black Eyed Peas sowie Lauryn Hill werden versuchen ihnen die Stirn zu bieten. Ob Michael Jackson da noch mithalten kann? Air werden dort weitermachen, wo sie aufgehört haben (V.Ö. 6.3.) und LCD-Soundsystem dank Nike & Apple-Sponsoring durchstarten (V.Ö. 20.3.).

Gegen Ende des Jahres kehren dann die Konsens-Bands schlechthin zurück: R.E.M, U2 und Manic Street Preachers weltweit, Züri West schweizweit. Zudem werden in diesem Jahr ein paar ganz ganz grosse Legenden wieder zusammenfinden. Darüber morgen mehr.

Wer kann tanzen wie James Brown?

Es scheint fast so, als hätte Spike Lee nur auf darauf gewartet, dass der Godfather of Soul zu seinem alten Kumpel, dem Godfather im Himmel, heimkehrt. Nach diversen Lobeshymnen auf den einflussreichsten Musiker aller Zeiten hat sich der Fokus des Medieninteresses nun hin zu Lee’s Biopic über den „hardest working man in showbusiness“ verschoben. Das fröhliche Rätselraten ist lanciert: Wer muss bald James Brown-Tanzschritte einstudieren? Usher soll ein heisser Kandidat sein, andere sehen Comebackpotential für Eddie Murphy. Mein Favorit:

[flash]http://www.youtube.com/watch?v=6KG60iPYFjw[/flash]

Und hier noch die Vorlage. Kommt hin, oder?

[flash]http://www.youtube.com/watch?v=bs1HUbMCZKc&eurl=[/flash]