78s has left the building. ¯\_(ツ)_/¯

Alle 145 Artikel von 78s Redaktion

Lesercharts 2007 – Abstimmen und abräumen!

Bald ist das Jahr zu Ende, Zeit für die 78s Lesercharts 2007. Wir wollen wissen, was eure Tops und Flops des Jahres waren, bester Song, bestes Album, bestes Konzert, nervigster Hype auf 78s und vieles mehr. Mitmachen ist Ehrensache, schliesslich sollen am Ende die Sachen zu oberst stehen, die auch dorthin gehören…

Und weil ja bald Weihnachten ist, verschenken wir auch was. Alle, die an den Lesercharts teilnehmen, haben die Chance, einen der vielen Preise abzuräumen, die unten aufgeführt sind. Verlost wird nach dem Gabentisch-Prinzip: Wir losen eine Reihenfolge der Gewinner aus, der erste darf sich als erstes was aussuchen, der zweite als zweites…und der letzte kriegt dann die Autogrammkarte von Dani Beck.

Sag uns deine Meinung: Umfrage starten!

Das ist unser Gabentisch:

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Platten, CDs, DVDs von:
– Roisin Murphy
– Air (Mit Unterschrift)
– Robbie Williams
– CocoRosie
– Navel
– CSS
– Redwood
– Land of Talk
– Monster Magnet
– Babyshambles
– Sigur Ros (Special Edition)
– Placebo (Special Edition)
– Phoenix (Special Edition)
– Grand Avenue (Mit Unterschrift)
– Interpol
– Genesis
– Saybia
– Cherry Ghost (Mit Unterschrift)
– Muse (mit Unterschrift)
– Beatsteaks (mit Unterschrift)
– Mel C (mit Unterschrift)

Accessoires von:
– Carhartt
– Pointer
– 78s
– Belkin (iPod-Zeugs)
– cede.ch
– Chemical Brothers Mini-Basketball (Mit Unterschrift)
– Freddy Mercury-Buch

Gutscheine und Konzerttickets von:
– Cede.ch (Gutscheine á 20 Fr.)
– Schüür (2×2 Konzert-Gutscheine nach Wahl)
– Salzhaus (2×2 Honey For Petzi, 2×2 Bligg)
– Abart (2×2 Leech/Kid Icarus, 2×2 Peacocks)
– Mascotte (2×2 Shout Out Louds)

Vielen Dank den Weihnachtmännern- und Frauen von: EMI, Universal Music, Warner Music, TBA, Phonag, RecRec, Irascible, Carhartt, Mascotte, Abart, Schüür, Salzhaus, Cede.ch.

78s Cover-Projekt mit Baby Genius und Rihanna

Ivo Amarilli alias Baby Genius aus Luzern hat in diesem Sommer klammheimlich das Schweizer Album des Jahres produziert. Behilflich dabei waren Tobi Gmür (Mothers Pride) und Beni Widmer (Neviss und 78s.ch). Natürlich wissen noch nicht viele Leute, dass Baby Genius eigentlich das beste Schweizer Album des Jahres produziert hat. Eigentlich nur Baby selber, seine Band natürlich, Beni, Tobi, ich und die zehn Nasen, die am letzten Freitag im Galvanik den ersten Schweizer Baby Genius-Gig erleben durften. Wir haben uns darum zum Ziel gesetzt, Baby Genius weltbekannt zu machen und darum das 78s Baby Genius Cover-Projekt ins Leben gerufen. Baby for Grammy!

[youtube FtXVQlOSbX4]

>>> Nächstes Baby Genius-Cover: James Blunt – 1973 (oder doch dä Schacher Seppli?)
>>> Wir wollen euch Baby Genius natürlich nicht nur virtuell näher ans Herz legen, sondern auch real. Darum gibt’s über die Weihnachtstage eine Mini-Schweiz-Tournee mit Baby Genius:

Nachtrag (7.3.)
>>> Baby Genius Interview
>>> Baby Genius Pre-Listening

28.12. Gaswerk, Winterthur (+Raptor Kit-Plattentaufe)
29.12. Schüür, Luzern
30.12. La Catrina, Zürich (+ Indie-Party mit DJ Pyrrhula u.a.)

78s-Motel: Vlada in Nashville

Mittlerweile bin ich in Nashville, Tennessee, angelangt, und ich muss mich immer noch kneifen, um herauszufinden, ob mein Abenteuer nun Traum oder Wirklichkeit sei. Die Reise begann 2003, völlig unerwartet, ungeplant und ohne Vorwarnung, als Weltklassemusiker und Helden von mir 14 Songs meines Debutalbums einspielten. Dass Cats, die sonst für Sting, Michael Jackson, Stevie Wonder oder Whitney Houston wirken, plötzlich in einem abgelegenen Jurawinkel in Lommiswil SO die Songs eines völlig unbekannten Schweizers einspielen, grenzt an ein Wunder, welches ich bis heute kaum fassen kann. Es ist etwa so wahrscheinlich, wie wenn Manchester United in Bestbesetzung an einem Grümpelturnier in Küttigen AG antreten würde. Ich hatte die Gelegenheit zwar weder gesucht, noch verdient, doch ich nahm sie gerne als Gottesgeschenk an, und meine Verantwortung war fortan, die Produktion nach bestem Wissen und Gewissen abzuschliessen.

Das war vor knapp 5 Jahren. In der Zwischenzeit lag die Produktion aus diversen Gründen 2 ½ Jahre auf Eis. Ich wusste offen gesagt nicht, wie und mit wem ich die Scheibe fertig stellen soll. Ich hatte zudem den Eindruck, ich sollte nichts überstürzen und einfach warten, was mir zwar sehr schwer fiel, doch das Ausharren lohnte sich. Denn anfangs 2006 ergab sich die Möglichkeit, das Album mit Mark Kibble (Take 6), meinem absoluten Vocal Hero, abzuschliessen, womit wiederum ein grosser Traum in Erfüllung ging. So flog ich nach Nashville, wo wir Horns, Backing Vocals, Hammond und Percussion aufnahmen. Nach drei US-Trips und diversen Türen, die sich öffneten, habe ich schliesslich diesen Sommer meinen Traumjob als PR-Mensch beim Konzertveranstalter AllBlues aufgeben, um dieses Baby endlich zu gebären. Nun bin ich seit zwei Monaten in Nashville, wo ich neben den Lead Vocal Sessions viel Zeit mit Editing, Networking, Songs Fertigschreiben und Admin-Kram verbrachte. Die Tage sind sehr voll und intensiv, doch der Traum will schliesslich auch gelebt werden!

Derzeit wird das Album gemischt, und ich kann das Endresultat kaum erwarten. Gleichzeitig bin ich mir dessen bewusst, dass es bloss eine CD ist, eine von Abertausenden. Und wie mein Soundingenieur hier sagte: «The album is not the journey, it’s just packing up for the trip!» Jetzt geht es erst richtig los! Im Moment bewerbe ich mich um ein US-Arbeitsvisum, um hier nächstes Jahr möglichst viel live zu spielen und nach einem geeigneten Vertrieb suchen. Ich weiss zwar nicht, was mich erwartet, doch ich vertraue, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Das Abenteuer geht weiter! Greetings from Nashville, Vlada

>> Das Debutalbum von Vlada erscheint im nächsten Jahr
>> Vlada live (mit 7-köpfiger Band): 17./18.1.08, Trattoria & Soul, Zürich

Illustration: Sarah von Blumenthal

78s Motel: Back to the Future mit Favez-Sänger Chris

I remember 2007 really well, it was soooo damn cool, we used to chat on myspace, make new friends, I remember all the excitement that would arise when Against Me posted their album, you could listen to it, check out the torrents and download the songs, we’d chat about it for hours on msn, those were the good old days…

Now it’s all about going to a boring mental wi-fi connection place, hooking up your brain and exchanging your thoughts… The kids nowadays don’t even use a keyboard! There’s no real relationship, you’re not chatting, you’re not even adding friends anymore, it just makes me sick. Ah, the good times we had… My Chemical Romance! Now that’s what I call music. We’d plug in the good ol‘ webcam and check out each others‘ eyeliner listening to the Black Parade. That’s how rock and roll is supposed to be listened to: great sounding 64kbps Mp3s. These days it’s all about 1Ko multi compressed crap, you can’t even hear the phasing on the cymbals! In 2007, we could have fun with barely 400 Gigas of downloads, now they need at least a 10% DDBC (Direct Download to Brain Capacity) to be satisfied. And the crap these kids listen to is unbelievable. Give me one lyric as powerful as the late great Avril Lavigne’s: „this innocence is brilliant, i hope that it will stay, this moment is perfect, please don’t go away“.

I know that some of you think that I’m just an old asshole who can’t adapt to society, but I do believe that rock music was meant to be in Tony Hawks games and in Mercedes adds, not floating in the air waiting for some stupid kid to get it on his DDBC. You used to have to work hard, surf the net, even go to a Starbucks to get your music, now you can just wait for it to land in your skull. No work, no investment, no pleasure.

Thank god some old school bands like Fall Out Boy are still using the good old method of posting blogs and spamming their Friends, I could never get used to the DDBC ways. Don’t these new Chinese bands know about different time zones? Waking up in the middle of the night to hear a tour announcement screaming in your head just doesn’t do it for me! I’m not talking about the pre historical ways, of course the Vinylised Compacted Diskettes (or whatever they were called) totally sucked, to have to get up and press play on your turntable needle was grotesque and I’m glad technology saved us from THAT, but nowadays, it’s just going too far and too fast.

That’s the problem with the kids, they just don’t know where to stop. We just should have freezed in 2007, when everything was simple and human…

Signed: Angry In Lausanne.

> Chris Wicky ist Favez-Frontmann, ab und zu nostalgisch und zurzeit in der Deutschschweiz auf Tour.

Illustration: Sarah von Blumenthal

78sTV: Lofidogma mit Brother A (The Circle Brothers)

Die strategische Partnerschaft von 78s und Lofidogma geht in die dritte Runde. Diesmal hat sich Brother A aka Alban Ringli aka ein Drittel von The Circle Brothers, den 9 eisernen Regeln des Dogmas unterworfen und in den Sound Development Studios den Song „Polar Angel“ aufgenommen. Nach den Aufnahmen von Puts Marie und Tim & Puma Mimi, die wir bereits begleitet haben (zum Archiv), stilistisch wieder etwas komplett anderes: Whiskeyesker Dark-Country made in Downtown Switzerland.

> Brother A (Alban Ringli) – „Polar Angel“ (Lofidogmatic)

Wobei das mit dem Whiskey so eine Sache ist, wie wir im Interview mit Alban Ringli erfahren haben. Denn um nach Whiskey zu klingen, braucht er Bier. Wenn er echten Whiskey für seine Aufnahmen beizieht, dann klingt das Resultat – irgendwie klebrig. Aber hört (und seht) selbst:

[youtube xou71EcrI5o]

78s-Motel: Marc Krebs – Genug gejammert!

Schweizer Bands sind merkwürdig. Sie jammen gerne. Und sie jammern gerne. Denn sie hätten gerne: Öffentliche Gelder. Öffentliche Anerkennung. Mehr Auftritte. Mehr Räume, Radioairplay, Medienpräsenz.

Kann man fordern, klar. Nur, was ich mich immer wieder frage: Wie sehr sind sie bereit, sich für ihre Kunst aufzuopfern? Die Frage stelle ich mir in einem Bed & Breakfast in Airdrie. Schottische Provinz. Gestern habe ich in einem Theaterfoyer in Glasgow gespielt. Als Tourschlagzeuger von Andy White. War ein schönes Konzert. Doch Hotel nicht inbegriffen. Essen auch nicht. Die Norm, wenn man nicht Maxïmo Park oder David Gray heisst.

Andy wuchs in Belfast auf, zu einer Zeit, als Bombendrohungen Alltag waren und Fragen nach der Konfession gefährlich. Eindrücke mussten raus – Songs geschrieben, Bühnen bespielt werden. Das ist über 20 Jahre her. Noch immer reist er jedes Jahr vier Monate durch Europa und Nordamerika. Die Zeiten, als er in der BBC- oder DRS-3-Rotation war, sind vorbei. Um sich und seine kleine Familie mit Gagen und CD-Verkäufen über Wasser halten zu können, muss er immer wieder auf Tour. Eine Ochsentour. Verzicht lautet die Devise. Andy hat keinen iPod. Keine acht Paar Turnschuhe. Keinen Proberaum mit Versicherungswert 15’000 Stutz. Und kein Problem damit. Er hat sich für das Leben eines Künstlers entschieden.

Solche Menschen gibt es auch in der Schweiz. Aber sie sind in der Minderheit. Was mir hier nicht alles zu Ohren kommt: Da gewann eine Band CD-Fördergelder, 10 000 Franken, löste sich dann vor dem Release auf, weil die Sängerin ein Auslandjahr einlegen wollte. Oder da war jene Band, die einen Deal mit einer deutschen Major-Firma auf sicher hatte, aber nicht unterschrieb, weil im Vertrag festgeschrieben war, dass das Album mit einer stattlichen Anzahl Konzerte begleitet werden muss. Die Gruppe wollte zwar gerne Musik machen, aber nicht jedes Wochenende unterwegs sein. Also lehnte sie ab.

Dass Bands zweimal wöchentlich proben, irgendwann eine CD aufnehmen, und dann die Welt nicht verstehen, dass niemand darauf gewartet hat, erstaunt mich nicht mehr. In der Schweiz geht es vielen Musikern zu gut. Alles auf diese Karte setzen? Dazu fehlt nicht einfach nur der Markt, sondern auch der Mut, der Wille und die professionelle Einstellung. Vergleiche ich das mit England, so stelle ich fest: Viele Bands hier haben Luxusprobleme. So wünsche ich mir, dass sich all die Schweizer, die auch auf dieser Plattform klagen, sich gelegentlich fragen: «Wie bereit bin ich, mein ganzes Leben meiner Kunst unterzuordnen?»

Marc Krebs ist Kulturredaktor bei der Basler Zeitung und als Musiker in den Formationen Andy White’s Garageband, Gabriel Vetter & Wirtschaft sowie Wilde bühnenreif. Und ja, manchmal jammert er auch.

78s Orakel: Team Robespierre & Thieves Like Us

78s-Leser, die uns schon letztes Jahr die Stange gehalten haben (nichts Perverses imfall) kennen es, das 78s-Orakel. Das 78s-Orakel hat Anfang 2007 alles vorausgesagt, was dann natürlich auch eingetroffen ist: Justice, Voxtrot und Cold War Kids sind „durchgebrochen“, die Smashing Pumpkins haben ihr Comeback gefeiert und Mika hat die Scissor Sisters als Stadion-Neuling und als nervigster Radio-Zeitgenosse abgelöst.

Die Weihnachtsdekorationen- und Zeitungsprospekte sind obwohl erst November schon wieder im Vollzeit-Einsatz und bald wird wohl auch der Nikolaus-Coca-Cola-Werbespot wieder gezeigt werden. Zeit also, um das 78s-Orakel langsam in Gang zu bringen. Heute möchten wir euch zwei Bands vorstellen die 2008 wohl als heisse Newcomer gehandelt werden dürfen.

Team Robespierre

Robespierre hat 1794 seinen Kopf verloren. Das Team Robespierre aus Brooklyn NY, ist dagegen quicklebendig und schickt sich an, mit ihrer Musik dafür zu sorgen, dass andere ihren Kopf verlieren – wenn auch nicht so endgültig wie Monsieurt Robespierre unter dem Schafott. Un peu de New Wave, un peu de Elektro, garniert mit un peu de Punk – gibt Team Robespierre, die ihren Sound selber Hard House nennen. Ihre Debüt-Platte, und diese Info ist so heiss wie eine Kochplatte, erscheint am 22. Januar 08. Live sind sie angeblich das momentan Beste, was New York zu bieten habe.

Zur zweiten Band, welche uns das 78s-Orakel verraten hat und damit zu den Thieves Like Us. Das Trio fand 2002 in Berlin zusammen – zwei Schweden und ein US-Boy. Da sie als unangemeldete Berliner nicht einmal eine Ausleih- Karte in der Videothek erhielten, widmeten sie sich statt Video-Studium French-House, Italo-Disco und New Wave und Post-Punk – selber bezeichnen sie sich als „half Daft Punk, half Factory„. Das perfektionierten sie nun dermassen, dass sie das Maison Kitsuné aufgenommen hat und die Thieves Like US wohl bald Asyl in Frankreich bekommen werden (Vielleicht wollen sie die Berliner aber dann doch wieder zurückhaben). Hoch leben die „Sans-Papiers“ des Electro-Pop! Bis zum 15. November läuft auf der Maison Kitsuné-Webseite noch ein Cover-Wettbewerb für den Thieves Like Us-Song „Drugs in My Body“. Ihr Debüt wird irgendwann nächstes Jahr erscheinen…

Team Robespierre – 88th Precinct
[audio:http://www.ohmyrockness.com/mp3/teamrobespierre_88thprecinct.mp3]

Thieves Like Us – Drugs in My Body
[audio:http://www.circlebar.org/hipster9/02%20Drugs%20In%20My%20Body.mp3]

78s Motel: Wenn Smudo anruft…

Donnerstag Abend, das Fleisch brutzelt in der Pfanne, die Beilagen sind servierbereit, der TV läuft und mein Magen knurrt. „Ring Ring Ring“, verdammt !! Wieso hat sich die Menschheit dazu verschworen, mich immer in diesen Momenten zu stören! „JA!!“ schnautze ich in den Hörer „ehm, hallo hier Smudo von den Fantastischen Vier, ich gratuliere dir, du hast gewonnen!“

5 Wochen früher:
Ich sitze an meinem Arbeitsplatz, schlürfe meinen allmorgendlichen überzuckerten Bio-Alpenkräutertee und lese die Zeitung. „Fanta 4 suchen via Contest den offiziellen Musicclip für ihre neue Single. Preisgeld Euro 44’444.-. „Okay klingt gut, muss ich mitmachen, als alter Fanta 4-Kenner und selbsternannter Videografiker habe ich keine andere Wahl. Daily Business zurück auf den Stapel und los geht’s!!

1 Woche später:
Mein 30 Sek.-Bewerbungs-Spot ist fertig! Nun gut, fertig sieht anders aus, aber hey, ist ja auch nur ein Wettbewerb und ich muss ja als Selbstständiger auch irgendwie Geld verdienen. Also, Schluss damit, das Teil hochladen und zurück zum Alltag. Bald drauf erreicht mich eine Mail. „Herzlichen Glückwunsch, DU bist im Finale“ Wow, cool, aber das heisst für mich nun einen 4-Minuten-Clip in nur 3.5 Wochen zu basteln. Anders ausgedrückt: Keine bezahlten Aufträge in dieser Zeit, keine Wochenenden und kein Sozialleben. Dafür eine kleine Chance, ein gesamtes Jahresgehalt in einem Monat einzufahren. Nun gut, was blieb mir anderes übrig als meinen Plan in die Tat umzusetzen. Kurz bei Freunden und Familie für die nächsten paar Wochen abgemeldet und dann Vollgas ohne Rücksicht auf Verluste.

Ich öffne mein Projekt und motiviert mältriere ich Maus und Tastatur- CRASH – Bildschirm schwarz! Absturz! Okay, kommt schon mal vor. Kiste neu gestartet und wieder verabschiedet sich mein Bild ins Nirvana! Bleibt mir hier zu sagen, dass ich die Kiste erst nach 4 Tagen wieder zum laufen brachte. Der Verlust der Daten und der Nerven inklusive. Danach war ich natürlich noch mehr im Stress als ich zu Beginn kalkuliert hatte, aber zurück konnte ich nicht mehr. Zuviel Zeit war investiert, zuviel Herzblut vergossen worden.

Die folgenden Wochen war ich wie in Hypnose, stets auf mein Ziel fixiert. Kein Tag ohne meinen PC, dafür ohne alles andere was ein vernünftiger Mensch zum Leben braucht. Endlich brach der Tag des Abgabetermins an. Ich war fix und fertig! Anyway, Clip abschicken, Kiste aus und dann schlafen bis zum geht nicht mehr. Am Abend dann zur Freundin was leckeres kochen und einfach nur noch entspannen und Ruhe! Dann klingelt das Telefon.

>>> Sascha Kämpf ist Videografiker und hat mit seinem Beitrag den Fanta4-Videoclip-Wettbewerb gewonnen.

Illustration: Sarah von Blumenthal

78s-Motel: Fifty Foot Mama’s Little Red Rooster

Ich erzähl Euch mal was über meine erste Platte. Ich hatte eine ziemlich fesche Mutter. So eine, die gut zu uns war, weil sie auch gut zu sich selber war. Die hatte zwar diesen typischen 70er Jahre Hausfrauen-Job, machte sich aber jeden Tag voll flott. Sie war die Lady Di von Züri Wollishofen – hilfsbereit und unwiderstehlich stylish. Sie konnte Säcke voller Food heimschleppen in Stöckelschuhen, die höher waren als unsere Legotürme und in Röcken, die kürzer waren als unsere Fransen. An freien Nachmittagen bretterten wir im hellgrünen Ford Taunus in die City. Schon im Auto drehte sie den Sound so auf, dass an den Ampeln die Typen in den Kisten nebenan grinsend die Scheiben runterkurbelten und Dinge in Erwachsenensprache zu ihr sagten, die sie sichtlich glücklich machten. Man traf sich also mit jemandem auf einen Drink, dann donnerte man im Rausch der Dezibel wieder Heim.

In der Dreizimmerwohnung im sechsten Stock ging dann voll die Disko ab. Sie schnallte sich jeweils enge Trainingshosen an, legte Sound auf und tanzte ungefähr so, wie heute die Girls bei diesen Dance-Castings – einfach viel besser. Mein kleiner Bruder und ich fanden es Spitze, sassen auf dem Sofa und gafften. Ihre Lieblingsscheiben waren ein paar alte Stones Seven Inches aus ihrer Jugend. Auf jeder Scheibe hatten ganze vier Songs Platz! Sie schraubte sich zuerst mit den Krachern hoch, zb. «Not fade away», dann geriet sie völlig ausser Kontrolle bei der Schmacht Nummer «Heart of Stone» und kühlte sich dann mit «House of the Rising Sun» von den Animals wieder auf Hausffrauentemperatur ab. Wenn die Show vorbei war, konnten mein Bruder und ich uns endlich dem widmen, was uns am meisten interessierte am Ganzen. Das war dieses autonome Ding im Buffet drin, das Triebwerk der Magie, das Kernkraftwerk der Ekstase unserer Mutter. Dieses Ding mit der Nadel an einem Metallärmchen. Das Metallärmchen hob sich so wie von Geisterhand selber aus der Angel, schob sich zum platten schwarzen Rund hinüber, und liess sich dann mit diesem «Krchkrch» Sound darauf nieder. Das Ärmchen arbeitete sich so in der Rille drin, in der drehenden Scheibe geduldig gegen Innen vor, und mein Bruder und ich versuchten still zu verstehen was da vor sich ging. Wir lernten beide nie recht schwimmen, wir waren Eier in Ballspielen, wir waren die Anti Pfadis unserer Generation und wir waren scheu, aber wir wurden zu den DJs unserer Mutter. Was für ein Job! Eine Platte faszinierte uns ganz besonders. Es war die B-Seite von Heart of Stone. Die Single hatte so einen Buck am Rand. Der machte Action, weil man nie so sicher war, ob die Nadel den Buck schaffen würde, denn sie hüpfte da so gefährlich drüber. Auch klangtechnisch eröffnete der Buck uns neue Welten.

However Jedenfalls handelte es sich um den Song Little Red Rooster, ein alter Blues Klassiker, den die Stones ziemlich okay als B-Seiten Füller von einem schwarzen Kollegen geklaut hatten. Es war meine erste Platte und es ist wohl auch der meistgehörte Song meines Lebens. Ich konnte den Text in und auswendig, bevor ich ein einziges Wort der Englischen Sprache kapierte und das Sleeve-Foto der Single prägte mich nachhaltig. Ich hab noch immer eine Schwäche für Männer mit langen Haaren in engen Jeansjacken. Warum gerade dieser Song? Keinen blassen Schimmer. Er ist popkulturell völlig unbedeutend, mittelmässig gespielt und gesungen, auch klangtechnisch von mässig glanzvoller Ausstrahlung und alles in allem etwas langweilig. Vielleicht ist es der treibende Groove, das Schleppende, leicht Leidende, das etwas Laszive? Will man das so genau wissen, warum man einen Song so liebt? Kann man es überhaupt erklären, wenn man es weiss? However – ich würd mich freuen über Eure Meinungen zu Little Red Rooster. Es gibt übrigens ne tolle Version von Howlin‘ Wolf!
Greets, your Fifty Foot Mama

Illustration: Sarah von Blumenthal

Favez „in der 69er-Stellung“

„Yep, I know, the charts suck and James Blunt is number 1, but still, we’re quite happy to announce our Gainsbourgly erotical place of number 69 on the swiss bilboard this week! Thanks you dear Swiss dames and sirs for buying our record, a pec on the cheek to all of you, see you on the road, heehaaaaaaaaaaaaaaw!!!!!!!!!!“ (Chris Wicky, Favez)