78s has left the building. ¯\_(ツ)_/¯

Alle 1294 Artikel von Ralph Hofbauer

Mal angenommen…

en gueteDu planst deinem oder deiner Angebeteten ein Candlelightdinner aufzutischen, bist dir aber noch nicht sicher, wie’s um den Musikgeschmack dieser Person steht. Du denkst dir: „Ruhig muss es sein, ja – aber was ist da der ideale Kompromiss?“ Die Lösung für die musikalische Untermalung dieses Unterfangens: „Tearing Sky“ von Piers Faccini.

Wenn sie/er auf Jack Johnson oder meinetwegen halt James Blunt steht – oder anders gesagt, wenn du ellbogentief in die Scheisse gegriffen hast – werden diese Songs ankommen, ohne sich auf deren/ihr/sein Niveau herunterzulassen. Deine Boxen werden keine schrägen Blicke ernten, die implizieren: „Was hörst denn du für krankes Zeug?“, denn Faccini’s Debut hat keine Ecken und Kanten, an denen man sich verletzen kann. Alles ist weich und kuschlig. Und so werdet ihr’s ziemlich bald auch haben. Findet sie/er Ben Harper toll, seid ihr gar noch schneller im Bett. Doch zuerst wird sie/er dir tief in die Augen schauen und sagen: „Das ist ja schön. Wer ist denn das?“. Ist sie/er ein(e) AuskennerIn wird sie/er zwar nicht danach fragen, aber Piers Faccini fast so schön wie Nick Drake finden und sich sich dafür schämen, diese Musik nicht zu kennen, während sie/er mit dir schläft. Sollte sie/er hingegen eher so der analytische Indie-Typ sein, wird sie/er ein wenig näher rücken und sagen: „Hey, der singt ja eigentlich fast so ein bisschen wie der Sänger von Radiohead, wenn der ausnahmsweise mal nicht rumjammert.“ Mag sie/er Jeff Buckley, wird sie/er in dir ziemlich schnell einen Seelenverwandten sehen und zusammen mit dir und Piers Faccini „Hallelujah“ singen.

Übrigens: Nummer 7 ist der Song, wo’s allerspätestens klappen sollte und ihr euch küssen müsst – denn sonst wird’s allmählich peinlich: „For a taste of your lips and a glimpse of your smile / The space in your eyes is an infinite mile / And I was wondering if you knew of a better way to say – und jetzt dein Einsatz! – I LOVE YOU.“

Machen wir uns nichts vor: Wenn dieser Plan nicht aufgeht bist ganz allein du Schuld. Dann bleibt dir noch eine erniedrigende letzte Chance

Musikindustrie wohin?

Es gibt mittlerweile unzählige legale und illegale Wege, die zur Musik führen. Der Musikkonsument der Gegenwart ist durch die angeblich unbegrenzte Verfügbarkeit der Musik wohl ähnlich verwirrt wie das Strichmännchen nebenan. Mit Orientierungslosigkeit, Übermut oder Verfolgungswahn hangelt er sich durch den Dschungel der Online-Musikdistribution.

Der Verschwörungstheoretiker fragt sich: Wieso soll ich für Musik bezahlen, wenn die Musikindustrie und nicht der Künstler das Geld macht? Profitieren von der Musik-Flatrate (bei der man beispielsweise bei Napster für 15 ‚¬ im Monat nach Belieben downloaden kann) nicht gerade diejenigen Bands, die ich gar nicht unterstützen will?

Der Fortschrittsgläubige fragt sich: Warum lernt die Musikindustrie nicht aus den verlorenen Schlachten gegen Raubkopien und nervt mich mit DRM-Verschlüsselungsverfahren, die verhindern sollen, dass ich meine Musik meinen Freunden weitergebe? Wieso jammert die Musikindustrie – wo ich bedeutend mehr Geld im iTunes-Store liegenlasse als damals im Plattenladen – anstatt von den Möglichkeiten des Web 2.0 zu profitieren?

Der Nostalgiker fragt sich: War es früher nicht einfacher gute Musik zu finden, als mir der Plattenverkäufer verlässliche Tipps gab, während ich mich heute auf Myspace in einem Wirrwarr von austauschbaren Bands verliere? Ist es nicht schade, dass Musik zu einem so vergänglichen Gut geworden ist, dass mir meine Lieblingsplatte in Zukunft nur noch gehört, so lange ich Abonnent bleibe (wie das bei der Musik-Flatrate der Fall ist)?

Der Blogger fragt sich: Wieso werde ich für MP3-Verlinkungen abgemahnt, die doch in erster Linie kostenlose Werbung für das Produkt sind?

Und alle fragen sich: Hat die Musikindustrie bald ausgedient, wenn sie ihre Kunden weiterhin bekämpft, statt mit fairen Angeboten zu bedienen? Euren Senf zum Thema könnt Ihr da oder noch besser hier dazugeben:

Liebe Musikpiraten und Vertreter der Musikindustrie, die Podiumsdiskussion ist eröffnet!

Einfach gut

müdeWenn sie im richtigen Moment auftaucht, kann einfache Musik die Welt retten. Auf einmal ist alles eindeutig und klar, wo zuvor noch alles verworren erschein. Musik, die nur so und nicht anders sein kann. Songs, die man beim ersten Mal mitsingen kann. Strophe-Refrain-Dramaturgie, die einem den Atem verschlägt.

Es braucht nicht viel für drei Minuten Glück: Einen Drummer, der einigermassen den Takt halten kann, einen Bassisten, der die Saiten trifft, ein paar Griffe auf der Gitarre, eine eindringliche Stimme und vor allem eben Melodien, die alles richtig machen.

Land Of Talk aus Montreal machen auf ihrer Debut EP „Applause Cheer Boo Hiss“ alles richtig. Die Chemie stimmt, die Gleichung geht auf. Man glaubt ihre Songs irgendwo schon gehört zu haben. In den ersten Ferien ohne Eltern, zusammen mit einer grossen Liebe oder vielleicht damals am Strand, als man glücklich war.

„Sea Foam“
wach[audio:http://www.stereogum.com/Land%20Of%20Talk%20-%20Seafoam.mp3]

Nun wartet man in Kanada gespannt auf den ersten Longplayer einer der grössten Hoffnungen des Landes. Die Hypemaschine beginnt gerade anzulaufen und man könnte vom nächsten grossen Ding sprechen. Doch Land Of Talk sind nun mal kein Ding, sondern drei Individuen, die zusammen etwas Unbedingtes erschaffen. Wer immer noch misstrauisch ist, den können vielleicht ihre Live-Qualitäten überzeugen. Und wer sich nun ein Leben ohne Land Of Talk nicht mehr vorstellen kann, bestellt die EP hier. In Europa ist ihr Debut leider noch nicht angekommen, bei uns schon. Wir bleiben dran.

Bahn oder Band?

Norfolk & Western wurde Mitte des 19. Jahrhunderts gegründet und stellte 100 Jahre später als letzte amerikanische Eisenbahngesellschaft von Dampf- auf Diesellokomotiven um.

Norfolk & Western wurden Anfangs des 21. Jahrhunderts gegründet und sind die vielleicht letzte amerikanische Band mit singender Säge und Theremin.

Der Zug fährt ein, Abschied in Dampfschwaden und los geht die Reise. Destination: „The Unsung Colony“ (Hush Records), wo Sufjan Stevens und Iron & Wine am Bahnhof warten.

Logisches Fazit: Musik für Zugfahrten. Pendler, entscheidet selbst:

„Terrified“  

[audio:http://www.norfolkandwestern.org/mp3s/dusk/terrified.mp3]

Herzliches Beileid

Gott ist tot.
Punk ist tot.
Techno ist tot.

Am 19.12. wird auch Hip Hop offiziell beerdigt: „Hip Hop’s Dead“ heisst das neue Album von NAS und wenn das einer sagt, der vor 15 Jahren mit „Illmatic“ einen Meilenstein dieses Genres schuf, dann wird wohl stimmen, was viele kommen sahen. Infarkt, zack und weg war er. Der gute war noch nicht mal 30. Zur Beerdigung hat NAS Kayne, Snoop, Dr. Dre und The Game eingeladen.
Ich denke mal der Sarg kommt extrabreit.

Ein Palast ist auch nur eine Hütte

Das Nahe liegt manchmal so fern. Ich muss eingestehen: Ich war noch nie in St. Gallen. Das hat mich nie gross belastet, denn was könnte ich dort schon verpasst haben? Den schrecklichsten Dialekt der Schweiz etwa? Noch diesem Monat wird sich dies allerdings ändern, denn kürzlich wurde das vom Kino zur Kulturbühne umfunktionierte Palace wiedereröffnet. Das nach Helsinki’scher Anything-Goes-Manier gestaltete Programm sorgt dafür, dass ich in Olma City doch so einiges verpassen würde: Lisa Germano, Subtle und Espers. St. Gallen, ich komme!

Jahrestag einer stillen Grösse

Vor einem Jahr ist ein Album erschienen, dem in etwa soviel Aufmerksamkeit geschenkt wurde, wie gegenwärtig – sagen wir mal – der WOZ. Schade eigentlich. Und damit meine ich auch ein wenig die WOZ, doch ebenso bedaure ich das Schattendasein von Nine Horses. Superlative werden „Snow Borne Sorrow“ nicht gerecht, deshalb sei auf die Liebe und den Tod verwiesen. So übermächtig wie diese beiden ist diese Platte, denn beides ist da drin. Politik auch. Womit wir wieder bei der WOZ wären.

„The Day The Earth Stole Heaven“ 

[audio:http://homepage.mac.com/calutron2000/blogblogblog/nhtdtesh.mp3]

Konservativ, amerikanisch und republikanisch

…könnten böse Zungen die Kooperation von Eric Clapton und JJ Cale nennen, die heute erscheint. Die üblichen Verdächtigen sind aus den Südstaaten angereist: rustikaler Country und gut abgehangener Rhythm & Blues. Solange die Orgel gemütlich wimmert, ist man versucht dieser Altherrenmusik relaxte Coolness zu attestieren, doch sobald die grausamen Soli einsetzen, wendet man sich angewidert ab. Dire Straits-Fans werden mit Wonne auf dem „Road To Escondio“ (Warner) in den Sonnenuntergang reiten, ich scheitere hier an unliebsamen Honky-Tonk-Assoziationsketten.

Im Pop angekommen?

RJD2 – nein, nicht der da, sondern der hier – hat sich bislang vor allem durch knistrige Funk- und Soul-Samples profiliert, die er mit dicken HipHop-Beats unterfütterte. Nun scheint er sich zu einem veritablen Songwriter entwickelt zu haben, der auf der Gitarre schrummt und am Klavier klimpert. Dies lässt zumindest der auf MySpace veröffentlichte Vorgeschmack auf das neue Album und John Krohn’s Kommentar dazu vermuten: „Maybe its kind of like if King Crimson went to a therapist“.

Hanoi Rocks

Damit Du’s weisst, lieber Leser: wir sind Dir ständig auf den Fersen. Dank Google Analytics wissen wir, welche Farbe Deine Unterhosen haben und was Du heute gegessen hast. Im „Landkarten Overlay“ verrät uns dieses Marketingtool, dass wir – wen wunderts – nur Leser in deutschsprachigen Gebieten haben. Die grosse Ausnahme: Hanoi. Ein Klick und ich weiss: Peter Baumgartner* macht bis am 8. November Ferien in Vietnam. Nach Hanoi fährt er an den Strand. Viel Spass in den Wellen, Peter!

*) Name von der Redaktion geändert

(Zugegeben: dieses Posting hat nichts mit Musik zu tun. Es gab da zwar mal diese finnische Glamrock-Band, Hanoi Rocks. Die gibt’s genau genommen immer noch, aber die sind wohl nicht mehr der Rede wert.)