78s has left the building. ¯\_(ツ)_/¯

Hintergrund

Radiohead: Das grosse Orakel-Voting

{democracy:5}

Radiohead-Hype(rventilieren) bei 78s

Radiohead: Das Verkaufsmodell funktioniert

Die Rechnung scheint für Radiohead aufzugehen. Die Band bietet ihr neues Album, das am 10.10. als Download erscheint, zum user-generated-price an. Der Konsument bestimmt, wie viel er für das Album bezahlen will. Das hat der Band grosse Medienpräsenz (und gigantisches Blog-Echo) gebracht – aber nicht nur dies: Auch finanziell scheint alles im Lot. BBC Online zitiert den Sprecher der Band, Murray Chalmers:

„Although the idea is that you can decide what you want to pay, most people are deciding on a normal retail price with very few trying to buy it for a penny.“

Du bestimmst den Preis

Überrascht das? Mich eigentlich nicht. Warum ist das wohl so?

1. Erklärung: Radiohead ist Radiohead. Die Rechnung hätte wohl ganz anders ausgesehen, hätte eine andere Band das Experiment gewagt. Bei eher unbekannten Bands hätten die meisten die Chance genutzt, für das Album (das sie ja notabene noch nicht kennen) nur so viel zu bezahlen, wie es ihnen wert ist (also weniger als der übliche Verkaufspreis). Bei grossen Kommerzbands und Künstlern andererseits wäre die Hemmschwelle geringer gewesen, ihnen weniger Geld in den Rachen zu werfen, als sie sonst bekommen. Bei Bands mit grossem Label im Hintergrund sowieso. Radiohead sind anders. Erstens bekommt keine andere Band solche Vorschusslorbeeren zugestanden. Zweitens geniesst die Band Indie-Respekt wie kaum eine andere Band dieser Grössenordnung. Irgendwie getraut man sich nicht, Radiohead mit einem tiefen Preis zu geringschätzen.

2. Erklärung: Gewöhnungssache. Viele Radiohead-Fans kommen aus einer Generation, die zwar vollkommen Internet-affin ist, die aber nicht komplett mit dem Internet gross geworden ist. Radiohead-Alben hat man auf Cd oder Vinyl gekauft. Darum ist die Möglichkeit, den Preis für den Download selber zu wählen, eine Überforderung. Und Überforderung führt dazu, dass man sich an Gewohntem orientiert. Sprich: Man bezahlt den Preis, den man als üblichen kennt.

3. Erklärung: Pfadfinder verkaufen Kuchen. Wenn Pfadfinder Kuchen verkaufen, kostet der Kuchen nicht 2 Franken, sondern der Käufer bestimmt den Preis. Mit der Folge, dass viele Leute mehr bezahlen. Zwar muss man beim Eintippen des Preises für die Radiohead-Platte keinem 12-Jährigen Pfadfinder ins Gesicht schauen, trotzdem dürfte der Effekt da sein. Motto: Ein echter Radiohead-Connaisseur weiss die Band mehr zu schätzen als der gemeine Pöbel (aka Modefans) und bezahlt deshalb mehr als üblich. So werden diejenigen ausgeglichen, die sich die Chance nicht nehmen lassen, ein Album legal für einen Spotpreis zu erhalten.

Feist und Apple zeigen, warum Musikbiz obsolet ist

Apple-Werbespots sind seit 1984 eine grosse Sache. Seit Apple aber nicht bloss Rechen-Maschinen, sondern auch Musik-Maschinen macht, rückt auch die Musik in Werbespots für Apple-Produkte immer stärker ins Rampenlicht. Musiker und Bands, die in einem Werbespot der Firma aus Cupertino gefeaturet werden, können sich schon mal ein neues Eigenheim aussuchen und einen Monat Ferien auf den Malediven buchen.

Neustes Beispiel für diesen Mechanismus: Leslie Feist. Ihr aktuelles Album The Reminder erschien im Mai dieses Jahres und verkaufte sich nicht schlecht. Dasselbe gilt für ihre Single „1,2,3,4“. Seit sie aber Mitte September im neuen iPod Nano-Werbespot die Hauptrolle spielt, verdreifachten sich die Verkaufszahlen ihres Albums. „1,2,3,4“ wurde in der Woche nach der erstmaligen Ausstrahlung des Werbespots 73’000* Mal heruntergeladen. The Reminder wanderte bis heute über 230’000 Mal über den Ladentisch. Ihre Single hat sich rund 180’000 Mal verkauft. Die wöchentlichen Downloads vor dem Werbespots beliefen sich auf gerademal 2’000 Stück. Alles Wunderbar für die Kanadische Singer/Songwriterin. Sie hat es mehr als verdient.

Allerdings stellen sich nach der Zahlenakrobatik dringliche Fragen in einem grösseren Kontext: wer macht heute die Hits? Wieso spielt das Musik-TV keine Musik mehr? Wieso spielen Radiostationen immer und immer wieder dieselben Songs? Wie legitimieren sich Plattenfirmen, wenn ihre Funktion durch die Werbeindustrie viel besser wahrgenommen wird?

Das grundlegende Übel ist folgendes: es ist doch ziemlich krank, wenn multinationale Firmen für den Musikgeschmack der Menschen besorgt sind. Oder andersrum formuliert: wenn sich die Menschen Inputs für neue Musik aus den Werbespots holen müssen. Das zeigt doch wie krank und morsch das System „Musikbusiness“ ist. Es funktioniert einfach nicht mehr so, wie es sollte. Die logische Folgerung wäre: Entzieht den Radiostationen und den Musikfernsehstationen die Lizenz, denn sie kommen ihrem Auftrag nicht nach. Schliesst alle Labels. Sie sorgen heuer nur noch für die Nivellierung des Musikgeschmackes, anstatt die Menschen mit neuer Musik zu versorgen und darüber zu informieren. Das wäre ihre Aufgabe und weissgott nicht jene der Werbeindustrie oder von Computer-Firmen. Apple zeigt aber auf in welche Richtung es geht, wenn sich die Musikindustrie nicht ihrer eigentlichen Bestimmung besinnt.

*die Zahlen wurden einem Reuters-Artikel entnommen.

Besser wählen mit 78s – jetzt weiterstreiten!

Die Wahlwoche bei 78s ist vorbei, der Wahlkampf geht noch drei Wochen weiter. Darum: Hier weiterstreiten:

Allgemein
Basel
Aargau
Bern
St. Gallen
Luzern
Zürich

Wenn ihr nicht fleissig mitdiskutiert, lancieren wir eine Tageszeitung imfall!

Besser wählen mit 78s: Zürich

Besser wählen mit 78s – darum geht’s. (bisher: BS, AG, BE, SG, LU)

„Hierzulande werden die ohnehin kleinen Kulturausgaben ungerecht verteilt, was längerfristig zu einer kulturell armen und wenig inspirierenden Musikszene führt. So erhalten zum Beispiel Topstars im Opernhaus horrende Gagen, während kreative junge MusikerInnen mit oder ohne Musikhochschulabschluss ums Überleben kämpfen und die engagierte Vermittlungsarbeit der MusikpädagogInnen mit ungesicherten Jobs honoriert wird. Für eine kulturell reiche Musikszene müssen die bestehenden Budgets neu verteilt werden und neue Gelder für die Förderung von innovativen MusikerInnen und MusikpädagogInnen in verschiedenster Form zugesprochen werden.“ – Juso ZH

„Musikalischer Beitrag der Jungen Grünen: Wir mitproduzierten eine Musik-CD (siehe Motelbeitrag von Girod), unsere Mitglieder organisieren Festivals (Klimafestival) und mitbegründen Musik-Labels (zB. kuenschtli.ch). Politischer Beitrag: Wir kämpfen in der Stadt Zürich seit 2 Jahren für eine menschenverträgliche Legalisierung der Strassenmusik in der Limmat-Stadt. Das Ziel ist noch nicht erreicht! Wir stehen ein für eine musikalische Vielfalt von Ländler bis Death-Metal und versuchen einen Mittelweg von staatlicher und privater Förderung zu erreichen. Mehr oder weniger Geld ist für uns eine Projektangelegenheit.“

Die Junge CVP, die Jungfreisinnigen und die Junge SVP haben entweder keine Ideen oder kein Internet. Sie haben nicht geantwortet.

Besser wählen mit 78s: Luzern

Besser wählen mit 78s – darum geht’s. (bisher: BS, AG, BE, SG)

„Die JUSO Luzern unterstützt in verschiedenster Hinsicht das kulturelle Leben, insbesondere die Luzerner Konzerthäuser und damit auch die lokale Musikszene. -2001 Volksmotion für einen Alternativstandort des Konzerthauses Wärchhofs, welcher einer Überbauung weichen musste. -2004 Unterstützung der Petition für einen Bus zu den Bandräumen im Sedel. -2004 Initiative zur langfristigen Sicherung des Konzerthauses Schüür. -2004-2007 Mehrjähriges Engagement für das Konzerthaus BOA, welches in diesem Umfang von der JUSO als einzige Partei unterstützt wurde. -2007 Petition zur Schaffung eines Jugendkulturfonds.“

„Die Jungfreisinnigen Luzern stehen für Freiheit ein! Jeder Mensch soll die Freiheit haben, sein Leben nach eigenen Ideen zu gestalten. Dabei darf er nicht durch Zufälligkeiten wie Geschlecht, Herkunft, Gesundheit oder Alter privilegiert oder benachteiligt werden. Ebenso stehen wir für die Freiheit der Musik, der Gedanken und der Texte ein. Das Recht Konzerte und Veranstaltungen abzuhalten sowie eine gute Zeit zu haben.“

Die Jungen Grünen, die Junge CVP und die Junge SVP haben entweder keine Ideen oder kein Internet. Sie haben nicht geantwortet.

Wenn der Slang jammt…

Kleine Ergänzung zum Popbessenen – Dieses Wochenende gehen nämlich die zwei wohl traditionsreichsten Schweizer Hip Hop Festivals über die Bühne: In Zürich die Slangnacht, in Bern der BärnJam. Dies ist keine organisatorische Dummheit, da sich die beiden Konzepte ziemlich diametral gegenüberstehen: Während No Code & Co. ausschliesslich auf Mundart-Rap setzen, steht in Bern die Vielfalt im Vordergrund.

bj.jpgDer BärnJam hat seine Wurzeln im „CH-Fresh“, das 1989/90 in der Dampfzentrale mit legendären Acts wie London Possee und Advanced Chemistry über die Bühne ging und zur Folge hatte, dass der Berner Bahnhof „bis auf zwei Meter völlig zugebombt“ wurde. Die Dampfzentrale verzichtete darauf sieben Jahre lang auf jegliche Hip-Hop-Veranstaltungen… Auch heute setzt das Festival auf Hip Hop in seiner ganzen Bandbreite: Rap, DJing, Breakdance und Graffiti – The 4 Elements verwandeln die Reitschule während drei Tagen in ein Hip-Hop-Mekka.
Das war jedenfalls der Plan. Da die SBB wie auch die Reithalle die Graffiti-Erlaubnis verweigern, wirds allerdings (offiziell…) bei drei Elementen bleiben – Als wäre die Reitschule nicht sowieso schon mit 77 Schichten besprüht… Wie auch immer, am Mikrofon ist neben einigen Mundarthelden ganze Nachbarschaft vorhanden: Too Strong aus dem Norden, Bassi Maestro aus dem Süden, Texta aus dem Osten und schliesslich Kefyr aus dem Westen. Dazu dreht, tanzt und sprüht eine ganze Armada aus DJs, B-Boys und Writers.

sn.jpgDie Slangnacht verzichtet auf Elemente-Vielfalt wie auch auf Nachbarländer, bringt dafür nicht weniger als 17 nationale Acts an ein und demselben Abend ans Mikro: Samurai, Greis, Bensch, Dezmond Dez & Tommy Vercetti, usw. usf. Da sich dieses quantitative Spektakel wohl oder übel auf die Spielzeiten auswirkt, und da der Grossteil der namhaften Acts auch in Bern zu sehen ist, und da es trotz der bereits 8. Slangnacht-Ausgabe nicht gelungen ist, einen würdig funktionierenden Internetauftritt (oder geht das nur mir so?) zu basteln, würde ich allerdings eher den Besuch in Bern empfehlen. Ehrlich soll man sein.

Besser wählen mit 78s: St. Gallen

Besser wählen mit 78s – darum geht’s. (bisher: BS, AG, BE)

„Aus der Zeitung der Juso SG wurde Musik. An einer Redaktionssitzung entstand ein Kulturförderverein. Um die Alternativkultur der Stadt zu beleben organisierten wir das Usgstöpslet im Dachatelier. Es war der Nachfolger der Rotkraut Vernisage. Bei Kerzenlicht und spielten Phonodope, Sly Seals, Silent Bass und Gunners Garden unplugged. Der Anlass zeigte auf, dass St.Gallen kulturell interessiert, aber nicht ausreichend bedient ist. Deshalb haltet die Ohren steif, der Kulturverein Unkraut ist überall und wird noch wachsen… Immer mit dem selben Konzept: spezielle Locations, spezieller Sound, speziell gut…“

„Die Junge CVP des Kantons St.Gallen setzt sich für ein vielfältiges und breites Kulturprogramm ein. Kulturelle Anlässe haben oft einen bildungspolitischen Hintergrund, welchen die JCVP fördern möchte. Kultur soll für alle, unabhängig von Einkommen oder sozialer Schicht, zugänglich sein. Diese Grundsätze wenden wir ebenfalls auf die Musikszene Schweiz an. Daher setzen wir uns besonders für junge und experimentelle Musikprojekte und MusikerInnen ein. Wir unterstützen aber auch konventionelle Kunstprojekte. Für mehr Musik in der Politik – JCVP wählen!“

„Ob Mitglieder von Bands, Kulturvereinen oder Veranstalter und Booker – die meisten Mitglieder der Jungen Grünen haben direkt etwas mit der Musikszene Schweiz zu tun. Wir setzen uns national unter anderem dafür ein, dass ein Teil der Kulturfördergelder gezielt in eine Musikförderung nach schwedischem Vorbild investiert wird. Die Schweiz verfügt über eine Vielzahl talentierter MusikerInnen – es fehlt nur noch der nötige Schubser.“

„Um Kreativität und Vielfalt der Schweizer Musikszene zu erhalten, müssen Bürokratie und Filz in unserer Kulturpolitik verschwinden. Überflüssiges Reglement wird abgebaut und der enge Rahmen erweitert. Die Junge SVP tritt ein für freie Meinungsäusserung und Freiheit der Schweizer Musikszene. Eine grosses Anliegen ist uns, hier neue Möglichkeiten zu bieten. Nur so kann die Musikszene der Schweiz ihr Potential entfalten und Kreativität dort einbringen, wo Musik zu Lebensqualität wird. Musik ist Kommunikation. Kommunikation verbindet. Politik soll Kommunikation daher fördern statt kontrollieren.“

Die Jungfreisinnigen haben entweder keine Ideen oder kein Internet. Sie haben nicht geantwortet.

Besser wählen mit 78s: Bern

Besser wählen mit 78s – darum geht’s. (bisher: BS, AG)

„Hören ja, selber spielen nein!“ Da wir niemandem zumuten wollen, unsere bescheidenen musikalischen Künste anhören zu müssen, sind die Jungfreisinnigen Bern als Musikhörer für die Stärkung der Privatradios, die regional und national ihre Sendungen besser verbreiten können sollten. Denn die Musikszene kann sich nur entwickeln, wenn man ihr auch Gehör verschafft – im wahrsten Sinn des Wortes!

„Musik, Süsse des Lebens. Bei den Jungen spielt heute die Musik eine sehr wichtige Rolle, natürlich auch bei den Mitgliedern der Jungen CVP. Wir setzen uns ein für die Förderung junger Musiker/innen ein, für Kulturinstitutionen die jungen Künstlern Platz für ihr Schaffen geben (KUFA, Lyss / Reitschule, Bern) und treten ein für Subventionen dort wo sie Sinn machen und in einem Masse, das die kulturelle Vielfalt erhalten bleibt. Die Schweiz braucht Musik, denn sie ist ein Teil unserer Kultur, Bildung und Integration unseres Landes!“

„Die Jungen Grünen sind sicher schweizweit die Jungpartei, welche am meisten Bandmitglieder inne hat. Wir haben eine eigene CD mit einem eigenen Song produziert. Momentan machen wir uns für die KüntlerInnen stark bei der Revision des Urheberrechtsgesetz. Wir setzen uns dafür ein, dass die MusikerInnen keinen Nachteil aus der Gesetzesrevision ziehen. Am 14. September organisieren die jungen grünen bern mit dem Gaskessel in Bern ein Klimafestival, wo viele Bands gegen den Klimawandel singen werden.“

Die Juso die Junge SVP haben entweder keine Ideen oder kein Internet. Sie haben nicht geantwortet.

Besser wählen mit 78s: Aargau

Besser wählen mit 78s – darum geht’s. (bisher: BS

„Die Juso AG setzen uns im Rahmen der Kultur- und im Speziellen auch der Jugendkulturförderung für mehr Unterstützung der Musikszene Schweiz ein. Gerade Newcomer-Bands fehlt es häufig an finanziellen Mittel um eine CD zu produzieren oder auch an Proberäumen. Da muss die Kulturförderung eingreifen und geeignete Lokale oder die entsprechenden Mittel zur CD Produktion zur Verfügung stellen. Ebenfalls muss der Musikunterricht an Schulen wieder eine höhere Priorität einnehmen und nicht dem Sparwahnsinn der Rechten zum Opfer fallen.“

„Die Junge CVP Aargau setzt sich ein für den Erhalt und die Förderung der unabhängigen Musikszene Schweiz. So werden wir uns dafür einsetzen, dass vermehrt Förderbeiträge für junge Bands und für kleine Musikfestivals gesprochen werden um vor allem Nachwuchsbands eine ideale Plattform zu bieten ihre Musik einer breiteren Masse zu präsentieren.“

„Die JFDP Aargau will sich aktiv für Unternehmen einsetzen die Downloads betreiben. Damit auch unbekannte und Junge Schweizer Künstler eine Chance bekommen. Aber auch dafür, dass sich die Musik- und Filmindustrie nicht gegen neue Technologien stellt. Z.b. wieso ist es noch nicht möglich Filme online gegen Bezahlung in hoher Qualität beziehen zu können. Wieso kostet eine Musik Album online gleich viel wie eine CD??“

Die Jungen Grünen und die Junge SVP haben entweder keine Ideen oder kein Internet. Sie haben nicht geantwortet.