78s has left the building. ¯\_(ツ)_/¯

Hintergrund

Matt Roehr: „Die Onkelz waren eine andere Welt“

roehrmatt.jpgGitarrist Matt Roehr ist der erste „böhse Onkel„, der ein Soloalbum veröffentlicht hat.

„Barra Da Tijuca“ hat musikalisch so gut wie gar nichts mit den Onkelz zu tun. Heisst das, dass du dich damals untergeordnet hast und du dich erst jetzt austoben kannst?
Ja und nein. Die Onkelz waren ein ganz anderes Ding, eine andere Welt mit total anderem Ansatz. In der Zwischenzeit sind viele Dinge passiert, ich habe mich weiterentwickelt. Diese Ansätze waren ja auch zu Zeiten der Onkelz schon da, wurden aber nicht so stark ausgelebt. Jedes der Bandmitglieder hatte einen etwas anderen musikalischen Geschmack, einen anderen Background. Das war ja auch unsere Stärke.

Kannst du die künstlerischen Freiheiten geniessen?
Im Moment genieße ich die Freiheiten in vollen Zügen. Es ist aber auch einiges mehr an Verantwortung dazu gekommen. Da ich mich musikalisch von dem was ich vorher gemacht habe, entfernt habe, ist es eine spannende Zeit, die ich gerade durchlebe. Ich habe vieles anders gemacht, wollte auch gar keine Wiederholung oder sogar ein Abklatsch der alten Band sein. Meine musikalische Zukunft sehe ich eher international, deswegen auch die englischen Lyrics. Es ist für mich sehr wichtig, mich als Mensch und Künstler weiter zu entwickeln. Deshalb bin ich auch nach Südamerika umgezogen und habe dann mit brasilianischen und nordamerikanischen Musikern zusammengearbeitet – einfach um meinen Horizont zu erweitern und neue Einflüsse in das Songwriting einfließen zu lassen.

Was ist das Wichtigste, das du aus deiner Zeit bei den Onkelz mitgenommen hast?
Da gibt es sehr viel. Die Treue der Fans, die sind mit uns durch dick und dünn gegangen. Die Menschen, mit denen wir gearbeitet haben, die Erlebnisse mit der Politik, den Medien… Man kann sagen, das mich diese Erfahrungen, positiv wie negativ, zu dem Menschen gemacht haben, der ich heute bin.

Was vermisst du am meisten daran, dass es die Onkelz nicht mehr gibt?
Im Moment eigentlich gar nichts!

Stirbt das Album? Eine kleine Polemik.

Bald tot? Das AlbumDass die Compact Disc als Tonträger ihren Zenit überschritten hat, ist in den letzten Jahren offenkundig geworden. Es stellt sich höchstens noch die Frage, wie rasch die Cd weiter an Bedeutung verlieren wird und ob sie in Zukunft eine Nische finden wird, in der sie weiterbestehen kann (die Nostalgie-Ecke ist mit der Vinyl-Platte bereits besetzt). Viel interessanter ist aber die Frage, ob die Cd auch das Konzept des Albums mit in den Abgrund reissen wird? Hierzu fünf Thesen:

1. Alben sind in den seltensten Fällen Gesamtwerke. In der Regel sind es mehr oder weniger zufällige Zusammenstellungen von Songs.

2. Diese Songs werden deshalb gemeinsam veröffentlicht, weil so die Produktion auf Cd sowie auch die Vermarktung wesentlich günstiger ist.

3. Die Nutzer hatten keine Alternative zum Album. Singles waren teuer und waren nur für wenige Songs (immer die falschen!) verfügbar. Wenn drei Singles so viel Kosten wie ein Album, kauft man schnell das Album.

4. Dank Musikdownloads können die Nutzer heute jeden Song einzeln zu einem Bruchteil des Albumpreises kaufen. Auch auf Produktionsseite ist das Veröffentlichen einzelner Songs nicht mehr verhältnismässig teuer.

5. Das willkürliche Zurückhalten von fertigen Songs ist im Internetzeitalter so unsinnig wie das Drucken von Nachrichten in Zeitungen, wenn man sie Tags davor schon im Internet hätte veröffentlichen können.

Fazit: Wenn die Cd als wichtigstes Trägermedium von digitalen Trägern abgelöst wird, entfällt die Notwendigkeit, Songs zu Alben zusammengefasst zu veröffentlichen. Mein Zukunftsplädoyer an alle Künstler deshalb: Entweder ihr macht mehr Konzeptalben oder ihr veröffentlicht jeden Song dann, wenn er fertig ist.

Blickkontakt mit Clawfinger

clawf.jpgCrossover ist tot. Aber Clawfinger sind lebendiger denn je. Wie erklärst du dir das?
Zak Tell (Bildmitte, vorne): Wir wussten 1993 nicht, was Crossover bedeutete. Und wir verstehen es auch heute noch nicht. Wir wollten nie ein Teil davon sein – aber wir wurden zusammen mit den anderen Bands in diesen Topf geworfen.

Aber seid ihr besser als die anderen Bands? Oder wieso habt ihr so lange überlebt?
Viele Bands, die mit uns zusammen angefangen haben, haben wohl aus den falschen Gründen Musik gemacht. Sie sprangen auf einen fahrenden Zug auf, aber waren nicht mit Leidenschaft bei der Sache. Ich würde jedoch nicht sagen, dass wir besser sind. Das klingt nach einem Oasis-Zitat. Und wir sind nicht Oasis. Aber wir machen vieles anders. 95 oder sogar 99% aller Rap-Metal-Bands setzten und setzen auf „Funky-Groovy-Hip-Hop-Based-Beats“ mit Texten über nichts. Wir sind eine Ausnahme. Eine logische Erklärung dafür, weshalb wir noch immer präsent sind, gibt es aber nicht.

Euch wird in den Medien oft vorgeworfen, dass ihr euch musikalisch nicht weiterentwickelt. Beschäftigen dich solche Vorwürfe?
Solche Vorwürfe würden mich nicht beschäftigen, wenn wir so gross wären wie AC/DC. Die machen seit bald 40 Jahren das gleiche und sind die grösste Band der Welt. Viele Bands ändern mit jedem Album ihre musikalische Ausrichtung. Wir nicht. Wir sind, wer wir sind. Ich verstehe zwar, was die Leute mit diesem Vorwurf meinen. Wir haben unsere Songstrukturen nicht dramatisch geändert. Aber im Endeffekt ist es mehr das Problem der Journalisten, nicht unseres.

Warum ist Clawfinger eine der besten Livebands?
Wir kümmern uns ums Publikum, das an unsere Konzerte kommt und wir versuchen, die Bühne – im übertragenen Sinn – auf ihre Höhe hinunterzusetzen. Wir haben keine Rockstar-Attitüde und schauen den Leuten in die Augen. Es ist erstaunlich, wie viele Bands diese elementaren Dinge vergessen. Wir geniessen das, was wir tun. Das ist das grosse Geheimnis.

Mando Diao: „Es gibt viel zu tun!“

mando.jpgNeues Album, ruhigere Marschrichtung: Björn und Mats von Mando Diao sprechen über „Never Seen the Light of Day“ (erscheint nächsten Freitag).

Die neuen Songs klingen relaxter…
Björn: Ja, es hat eine andere Art Energie auf dem Album. Zu Beginn wollten wir ein akustisches Album aufnehmen. Aber je länger wir daran arbeiteten, umso mehr hatten wir das Gefühl, dass einzelne Songs mit elektrischen Gitarren besser wirken.

„One Blood“ ist so ein Song – das wohl impulsivste Stück, das ihr je aufgenommen habt…
Mats: Der hat sich wie von selbst in diese Richtung entwickelt. Gustav hat den geschrieben.
Björn: Es ist ein merkwürdiges Stück – wie ein „spoken-word-song“.

Erinnert ihr euch an das erste Mal zurück, als ihr beiden euch getroffen habt?
Mats: Das ist ewig her. Ich war damals etwa zwölf Jahre alt.
Björn: Ich habe ihm ein Eis abgekauft – er war Eisverkäufer (lacht). Als er dann in die Band eingestiegen ist, hatte er lange Haare und einen Bart. Eigentlich sah er aus wie Jesus. Die Haare mussten natürlich weg. Auch unseren Drummer Samuel mussten wir zuerst zum Friseur schicken.

Björn, erinnerst du dich an den ersten Song, den du geschrieben hast?
Björn: Der hiess „Summer’s Over“.
Mats: Wie klang der?
Björn: Den schrieb ich in jener Periode, als ich am stärksten von den Beatles beeinflusst war. Damals war ich etwa 13-jährig.

Ihr beschreitet spezielle Wege, um das neue Album live vorzustellen.
Björn: Ja, ich werde alleine touren. Wir haben uns aber nicht getrennt. Aber ich vertrete die Band, während der Rest sich mit andern Dingen beschäftigt. Ich spiele Mando-Diao-Songs und Covers. Für mich ist es wie ein Challenge, ein Experiment.

Und der Rest der Band?
Mats: Es gibt viel zu tun – zum Beispiel in unserem Studio. Und von Zeit zu Zeit wird auch einer von uns Björn unterstützen an den Auftritten.
Björn: Wir wollen uns auch weiterentwickeln, was das Aufnehmen und Produzieren von Musik angeht.

Paketbombe

Da spricht alles vom Ende der CD, vom digitalen Zeitalter und blabla und trotzdem habe ich die neue Platte vom Bo Katzman Chor im Briefkasten. Da läuft doch einfach was schief! Danke für die Aufmerksamkeit.

Erdbeben im Musikgeschäft

Businessmodell: Live firstDagegen ist Radioheads angeblich revolutionärer Putsch gegen die Musikindustrie eine marginale Studentendemo mit selbstkopierten Flugblättern. Gestern wurde bekannt: Madonna verlässt Warner Music und hat beim Konzertveranstalter Live Nation einen Deal über rund 120 Millionen Dollar unterzeichnet.

Damit bringt Madonna einen Stein ins Rollen, den die Major-Labels seit Jahren in Sisyphos-Arbeit krampfhaft am Weggleiten hindern wollen: Einer der weltweit grössten Popstars kehrt einem Major-Musiklabel den Rücken und lässt sich von einem Konzertveranstalter verpflichten. Was nichts anderes heisst als: Madonna wird in Zukunft nur noch Platten als Werbung für ihre Konzerte veröffentlichen. Live Nation wird Welttourneen buchen und Madonnas Alben entsprechend timen.

Die Musik auf einem Datenträger (sei er nun physisch oder digital) sieht als eigenständiges Businessmodell dem Tode entgegen und steht vor einer Zukunft als Werbemedium für die eigentlichen Hauptprodukte Konzerte und konzertbegleitendes Merchandisiung.

Interessant wird sein, was Live Nation von seinen Kunden verlangt, damit man sie per Album bewerben darf, d.h. wie viel die Alben kosten werden. Denn im Moment zahle ich auch nichts dafür, dass ich Konzertplakate in der Stadt anschaue und mir Flyers in die Hand drücken lasse.

So oder so: Die Vorstellung, dass ein Künstler einen Song oder ein Album nur aufnimmt, damit ich dann an seinem Konzert ein T-Shirt kaufe, ist ziemlich befremdend. Aber vielleicht bin ich auch einfach nur zu traditionalistisch eingestellt.

Musikindustrie der Zukunft: 5 Modelle

So mancher zerbricht sich heute den Kopf, wie die Musikindustrie der Zukunft aussehen muss (auch wir). Bei Last100 findet sich ein sehr interessanter Beitrag zum Thema. Steve O’Hear fasst fünf Modelle zusammen, die die Zukunft der Musikindustrie darstellen könnten.

Die fünf alternativen Businessmodelle:
1. Musik wird kostenlos und zum Werbemittel für Konzerte und Merchandise
2. Der Kunde bestimmt den Preis (siehe Radiohead)
3. Nachfragemodell: Je beliebter ein Song, desto teurer
4. Musik im Flatrateabo
5. Eine Musiksteuer

Lesen!

Mundartisten: „Es ist Chrigus Film“

MundartistenVor zwei Jahren verlor Chrigu, der eng mit der Langenthaler Band Mundartisten befreundet war, den Kampf gegen den Krebs. Er starb im Alter von 23 Jahren. Der ergreifende Film zu den zwei letzten Jahren in seinem Leben wird gegenwärtig in den Kinos gezeigt. Die Mundartisten haben dazu den Soundtrack beigesteuert.

Hattet ihr keine Angst, dass die CD zu persönlich werden könnte?
Fabio: Nein, überhaupt nicht. Schon der Film ist extrem intim. Und wir haben ja nur einen kleinen Teil dazu beigetragen. Chrigu hat viel mehr von sich preisgegeben. Es ist Chrigus Film.
Dimitri: Die Texte sind natürlich schon sehr persönlich. Aber es zeugt wohl auch von Reife, wenn man solche Texte erzählen kann. In allen Menschen stecken tiefe Gefühle. Aber viele trauen sich nicht, diese preiszugeben.

Was ging euch durch den Kopf, als ihr den Film zum ersten Mal gesehen habt?
Dimitri: Ich hab ihn viermal gesehen und musste jedes Mal weinen am Schluss. Chrigu stirbt jedes Mal von neuem. Aber wir haben ein extrem gutes Gefühl mit dem Film, es tut gut, ihn zu schauen, weil es ja auch ein Film über das Leben und nicht über den Tod ist. Es gibt aber auch Leute, die uns jetzt vorwerfen, dass wir den Tod von Chrigu ausnutzen wollen. Sobald wir in den Medien kommen, kommt halt bei einigen Leuten dieser Gedanke auf.
Fabio: Wenn ich ganz ehrlich bin, dann habe ich genau davor am meisten angst. Es ist überhaupt nicht in unserem Sinn, daran zu verdienen. Wir sind ein Teil davon, und das war ein Wunsch von Chrigu. Jetzt besteht halt die Gefahr, dass man daran aufgehängt wird. Bis vor kurzem waren wir ja auch noch die „Burebuebe“, weil wir ein Video zu diesem Song gedreht haben. So schnell kriegt man einen Stempel aufgedrückt.
Dimitri: Wir haben das alles für Chrigu und für Jan gemacht. Wir wussten ja nicht, wie gross der Film werden würde.

„Chrigu“ läuft in diversen Schweizer Kinos.
Die Mundartisten spielen am 3. November in Huttwil, am 9. November im Kofmehl in Solothurn.

Shitdetector, Lektion 1: Schlechte Cds

Shitdetector, Lektion 1:
So erkennst du eine schlechte Cd, ohne sie dir anhören zu müssen.

Scheisse früher erkennen dank 78s9. Im Booklet hat es viele schöne Bilder des Künstlers

8. Die Songtitel klingen so wie die Nachrichten, die du in der 2. Klasse deiner schönen Tischnachbarin schreiben wolltest

7. Auf der Rückseite der Cd steht, wie man sich Songs als Klingeltöne runterladen kann

6. Der Künstler dankt im Booklet seinem Hund, seiner Mutter und Gott „for being there when I needed you the most“

5. Die Cd ist „Album der Woche“ bei Ex-Libris

4. Auf der Hülle klebt ein Sticker mit der Aufschrift „Aus der RTL-Werbung“

3. Auf der Hülle klebt ein Sticker mit der Aufschrift „Incl. Hit-Single…“

2. 78s hat noch nicht über die Platte geschrieben

1. Dein bester Freund hat dir die Cd empfohlen und dein bester Freund ist Dani Beck

Radiohead: Eine Theorie

Wer kommt zuerst?Es ist ja so: Jeder kann das neue Album von Radiohead vorbestellen und dabei selber festlegen, was es ihm wert ist. Am 10.10. erhalten dann alle, die vorbestellt haben, eine E-Mail mit einem Zugangscode zum Download des Albums. Alle fiebern diesem Download entgegen und damit der Server am 10.10. nicht zusammenbricht (wie bereits bei der Ankündigung geschehen, als noch keine grossen Datenmengen transferiert wurden), müssen die Downloads gestaffelt werden. Wer am meisten bezahlt hat, kommt als erster dran, wetten?