78s has left the building. ¯\_(ツ)_/¯

Alle 2239 Artikel von Mathias Menzl

Sweet Electro Dreams

Die Boys tragen BartIhr denkt sicher, zu Electro müsse man tanzen, oder zumindest tanzende Bewegungen andeuten, dazu Röhrlijeans tragen, an einem schicken, regionalen Bier nippen und desinteressiert aber Interesse erheischend rumstehen? Nein, man kann dazu auch einfach nur einschlafen, wie die kanadischen Junior Boys auf ihrem Zweitwerk „So This is Goodbye“ (Domino) beweisen.

Thousand Suns in a Different World

Neues Hörfutter aus der Folterfabrik der eisernen Jungfrauen:

Thousand Suns
Different World

Das Album „A Matter of Life and Death“ (EMI) erscheint am 25.8. Ich freu mich wie ein Kind.

Genie, Wahnsinn und Katharsis

Cursive machen sich schönIn Hülle und Fülle schlägt uns Tim Kasher, der Frontmann von Cursive, seine Ideen und Soundcollagen um die Ohren. Jeder Song überrascht mit Rhythmus-, Melodie- und Tempi-Wechsel. Der Wechsel von Dissonant zu Konsonant beherrschen Cursive so perfekt wie Mogwai das Laut/Leise-Spiel. Kein Song bleibt langweilig oder vorhersehbar. Es sind Melodien, die einem sofort bekannt vorkommen, die im Ohr hängen bleiben, dann aber doch wieder verschwinden. Es sind Melodien, die auch beim zwanzigsten Durchgang nicht abgenützt tönen – und dies 14 Mal. „Happy Hollow“ (Saddle Creek/Irascible; Vö: 28.8.) ist ein Monstrum von Platte. Sie groovt und rock t gleichermassen. War der Vorgänger „Ugly Organ“ geprägt durch experimentierfreudiges Chaos, brachten es Cursive fertig, auf „Happy Hollow“, trotz fast noch forcierterer Experimentierfreude, Ordnung ins Chaos zu bringen.

Cursive sind dementsprechend eine Evolutionsstufe weiter. Und dies obwohl die Amerikaner ihre Instrumentierung noch weiter ausgebaut haben, Blas- und Tasteninstrumente prominenter und gekonnter platziert wurden als noch auf dem Vorgänger. Auch die Lyrics bewegen sich auf hohem Niveau, wie man es sich bei Tim Kasher von The Good Life gewohnt ist. Genie, Wahnsin und Katharsis sind sich bei Cursive derzeit so nahe wie bei keiner anderen Band. Connor Oberst und seine Bright Eyes, das Steckenpferd aus demselben Stall wie Cursive (Saddle Creek), müssen sich ganz fest anstrengen, wenn sie an „Happy Hollow“ rankommen wollen. Von „Emos elder statesman“, wie Cursive mal von einem englischen Blatt bezeichnet wurden, entwickelten sie sich zu einer der innovativsten und intensivsten Rock Bands unserer Zeit. Eine Band, die sich fernab von Genres und Schubladen bewegt. „Happy Hollow“ ist ein Album für die Bestenliste des Jahres und vielleicht auch für das Konzert des Jahres – entweder im Bad Bonn (3.9.) oder Abart (4.9.).

Ganzes Album Probehören

„Dorothy At Forty“: [audio:http://www.saddle-creek.com/sounds/Cursive_DorothyAtForty.mp3]
„Bad Sects“: [audio:http://www.saddle-creek.com/sounds/Cursive_BadSects.mp3]

Dorothy At Forty“ (Video)

Finger weg!

In welche Richtung geht's?Bei Bands wie Revoltdito“ (Universal) oder The BosshossRodeo Radio“ (Universal), da drängt es mich jeweils wahnsinnig dazu, einen offenen Brief an die Plattenfirmen zu schreiben. Dieser ginge dann etwa so:

Liebe Labels (und vor allem A&Rs),

es gibt so viele gute Bands im deutschsprachigen Gebiet (übrigens: in der Schweiz und in Österreich wird auch deutsch gesprochen, das sind keine Eiländer, in denen Musik machen verboten ist), wieso müsst ihr jeweils wirklich zum Johlen schlechte Bands signen, die es einfach nicht verdient haben?

Damit wäre wohl alles gesagt zu Revolt und The Bosshoss.

Netiquette: Es ist purer Zufall, dass beide Bands auf dem Label Universal sind. Es gibt auch haarsträubende Beispiele von anderen Labels, wie es selbstverständlich auch gute Bands gibt auf diesen Labels.

Gott hatte keine Zeit – Drama in fünf Akten

1. Akt

—–Ursprüngliche Nachricht—–
Von: 78s.ch (Mathias Menzl)
Gesendet: Dienstag, 15. August 2006 17:00
An: Veronika Camacho
Betreff: greg dulli

hey Verónica
merci für die cd. hast du schon news wegen dem inti mit Greg Dulli von den Twilight Singers?
gruss

mathias

2. Akt 

Am 15.08.2006 um 17:05 schrieb RecRec-Veronica:

Hallo Mathias

Leider werden die Jungs keine Zeit haben für Interviews… :-(
Ich hoffe, dass ich das nächste mal bessere News habe.

Liebs Grüesslu & schöne Abig
Verónica Camacho
Marketing & Promotion

3. Akt 

Von: 78s.ch (Mathias Menzl)
Gesendet: Dienstag, 15. August 2006 17:07
An: RecRec-Veronica
Betreff: Re: AW: greg dulli

danke für die antwort. meinst du keine zeit für uns oder allgemein keine zeit? nimmt mich nur wunder…

4. Akt 

Am 15.08.2006 um 17:10 schrieb RecRec-Veronica:

nein, allgemein. Sie kommen sehr kurzfristig an.
Schöne Abig und liebi Grüess

Verónica Camacho
Marketing & Promotion

5. Akt 

Von: 78s.ch (Mathias Menzl)
Gesendet: Dienstag, 15. August 2006 17:15
An: RecRec-Veronica
Betreff: Re: AW: greg dulli

sorry, dass ich dich nerve. aber wie sähe es denn am donnerstag in basel aus? oder am donnerstag morgen in zürich? ich würde ihn auch zum zmorgen einladen ;)….ich liebe diesen mann musst du wissen….

Epilog:
Dann hat Verónica leider nichts mehr geschrieben (war sie eingeschüchtert von meinem Eifer?), und ich habe Greg Dulli nicht von Angesicht zu Angesicht sehen und sprechen können, sondern „nur“ im Publikum stehend beäugen dürfen. Begeistert war ich trotzdem. Vor allem von seinem Mikrofonständer, der ausgerüstet war mit einem Bierhalter-Clip und einem Aschenbecher. Dulli war aufgedunsen (Medikamente oder nur Bier und Pasta?), seine Stimme war aber göttlich. Der Sound war mies, wie meistens auf der Sommerbühne, Mark Lanegan sang bei vier Songs mit, schuf aber nicht wirklich einen Mehrwert, dafür waren Dulli und seine Band zu dominant. Athmosphärisch und episch war es, mehr erwartet hab ich trotzdem. Aber das ist meistens so.

Auf halbem Weg zwischen Noise und Pop

De RosaDe Rosa (nicht der Fahrradhersteller) pendeln zwischen Pop und Punk/Noise-Attacken. Das Soundgerüst wurde ihnen in die Wiege gelegt. Die Newcomer kommen nämlich aus Glasgow und da hat’s genug Marksteine. De Rosa ordnen sich diesbezüglich ungefähr in der Mitte auf dem langen Weg zwischen Mogwai und The Delgados ein. Erstaunlich ist die Perfektion der Arrangements und die in Hülle und Fülle vorhandenen Ohrwurmmelodien, zumal es sich bei „Mend“ (Chemikal Underground) um ihr Debüt-Album handelt. Auschecken lohnt sich.

C’est chic im Zeichen des frühen Weekends

Carhartt Reopening Event FlyerDas Wochenende beginnt bereits heute Mittwoch. In Zürich spielen die Twilight Singers epische Rocksongs und You Say Party! We Say Die und auch Deichkind lassen die Tanzfläche beben. In Basel steht das Floss im Zeichen von Bob Dylan und im Amphitheater zu Avenches fönkt Jamiroquai. Desweiteren hält das offizielle Wochenende – also Freitag und Samstag – einige Überraschungen bereit. Zum einen sind wir gespannt, ob Pete Doherty wirklich in Avenches aufkreuzt, und wenn er dies tut, ob er sich vielleicht mit Ice T von Body Count zanken wird. Zum anderen freuen wir uns auf das Overground Festival in Genf, das vom 17.8. während zehn Tagen the finest in electro sounds präsentiert, unter anderem mit Fujiay & Miyagi und Apparat. Und zuletzt sind wir alle unheimlich „gwundrig“ was Michèle Roten unter „Laptop-Electro-Punk-Poetry“ versteht, den oder das sie am Carhartt Reopening Event (Bild) im Zürcher Niederdorf vollführen wird.


FSK
(play bob dylan) – 16.8. Im Fluss Basel
The Twilight Singers & Mark Lanegan – 16.8. Rote Fabrik Zürich
You Say Party! We Say Die / Must Have Been Tokyo – 16.8. Abart Zürich
Deichkind – 16.8. Kaufleuten Zürich
Philipp Fankhauser – 16.8. Bäckeranlage Zürich
The Twilight Singers & Mark Lanegan – 17.8. Das Schiff Basel
Jamie Lidell – 17.08 , Im Fluss Basel
Franz Ferdinand / Calexico / TV on the Radio / Islands – 17.8. Rock Oz Arènes Avenches
Open Air Gampel – 17.08. – 20.08. Gampel
Puts Marie – 18.8. Das Schiff
Babyshambles – 18.08. Rock Oz Arènes Avenches
Funk am See – 19.8. Luzern
Nada Surf – 19.8. Rock Oz Arènes Avenches
Carhartt Reopening Event – 19.8. Zürich (mit Michèle Roten Laptop-Electro-Punk-Poetry!)
Wuhrplatzfest – 17.-20.8. Langenthal
Bridge-Party – 18.-19.8. Emmenmatt
Overground Festival – 17.8.-27.8. Genf
Open Air Tufertschwil – 18.-20.8. Tufertschwil

Trash as Trash can

RatatatRatatat sind ein Phänomen. Sie sind kitschig, wirken langweilig, monoton, minimalistisch irgendwie fast billig, sind aber doch unerhört geil. Umgangssprachlich bezeichnet man das wohl als „trash“. Das amerikanische Duo, bestehend aus Mike Stroud und Evan Mast, veröffentlicht am 22. August sein zweites Album „Classics“ (XL Recordings/Musikvertrieb). Seltsamerweise nimmt man ihnen aber die Betitelung ihres Albums nicht übel, obwohl wie angedeutet alleine schon die unerklärliche Faszination ihrer Musik provokativ wirkt. Dass Ratatats Trash ankommt, zeigen Remix-Arbeiten für Missy Elliott, Method Man und Ghostface. Ratatat sind irgendwie nicht von dieser Welt, phänomenal halt. Ach ja: am 6. Oktober spielen sie im Guggenheim Museum in New York. So viel zur Vieldeutigkeit von Trash.

À Propos Trash: Auf der US-Tour im September werden Ratatat von den Envelopes aus Schweden begleitet. Hochkarat-Trash aus Schweden wie dieses Video zeigt.

Against Schnarchnasentum

ConnerWer die Nase gestrichen voll hat von allen New Wave of the New Wave-Bands wie Interpol oder Editors, sollte es vielleicht mal mit Conner probieren. Die Amerikaner aus Kansas schneiden nämlich das bremsende, „schnarchnasige“ Element, das New Wave und insbesondere erwähnte Bands so an sich haben, mit chirurgischer Präzision raus und pflanzen etwas mehr Tempo rein. Conner waren kürzlich auch zu Gast bei den formidablen Daytrotter Sessions. Tune in!

Balsam für die Teenieseele

MadsenMadsen sind Balsam auf die geschundene Teenieseele. Sie singen: „Du bist unzerbrechlich, du bist gross, stark und mächtig, nichts in dieser Welt macht dich kaputt“, oder: „Ich mach die Augen zu, und nehme all meinen Mut, denn ich weiss, heute muss ich etwas Gutes tun, hier kommt ein ganz normaler Held, ich rette die Welt“. Und: „Vergiss mich nicht, wenn du da bist, wo du hinwillst, schreib mir einen Brief, denn ich komme nicht mit“; und zum Schluss noch diesen: „Dieses Mal hat es mich erwischt, man kann nicht immer nur gewinnen, ich verliere mein Gleichgewicht … bis zu diesem Tag, an dem meine kleine Welt zerbricht … manchmal brauchen wir nicht viel, um glücklich zu sein“. Das hat dann schon fast Francine Jordie-Charakter. Eine Ausnahme ist der Titeltrack ihres zweiten Albums „Goodbye Logik“ (Universal). Die Abstriche beim Songwriting werden durch die instrumentelle Seite weitgehend wettgemacht. Aber eben nur weitgehend. Die Deutschen Madsen haben es damit mit Konkurrenten wie Tomte, Die Sterne oder Kettcar nicht einfach. Aber die spielen sowieso in einer anderen Liga. Mit den Nonsens- und Mitsing-Hymnen der Sportfreunde Stiller oder mit den überschätzten Mia können sie es aber ohne weiteres aufnehmen.