78s has left the building. ¯\_(ツ)_/¯

Alle 2239 Artikel von Mathias Menzl

Strassenecken fürs Wochenende

Buskers BernIn Zürich wird man am Wochenende in einer einzigen Menschentraube durch die Strassen schwimmen und sich von Beats volldröhnen lassen. In Bern hingegen wird man an verschiedenen Strassenecken in aufgesplitterten Menschentrauben genüsslich und unbedrängt weilen, um den Strassenmusikanten (engl: Buskers) zu lauschen. In der Hauptstadt findet nämlich das 3. Strassenmusik-Festival statt. Strassenmusikant wird grosszügig definiert, denn es werden sich Artisten aller Art zwischen Nydegg und Kornhaus tummeln. Auch der Son of a Bundesrat wird dort sein.

Weitere Strassen- und vor allem Waldecken zum Verweilen:

Open Air Fasch am Bielersee – 11.8.-12.8. Schüxenhaus Ins

Lethargy
– 11.8-13.8. Rote Fabrik Zürich

For Noise Festival – 10.8.-12.8. Lausanne, Pully

Lakeside-Festival – 9.8.-12.8. Hergiswil (LU)

Honey for Petzi – 12.8. Schwarzer Engel St. Gallen

Stadtsommer – 12.8. Zürich

Woodrock – 11.8-12.8. – Emmenmatt Langnau

Open Air Rüeggisberg – 11.8.-12.6. Rüeggisberg

Schlauer Bauer – 11.8.-13.8. Wetzikon (ZH)

Froh bim Loh – 11.8.-13.8. Balterswil (TG)


Aui Zyt vor Wält

Petra WydlerBald kreischen auch Mutti und Papi wieder vor’m Fernseher. Ab dem 7. Januar 2007 heisst’s wieder MusicStar. Die erste, die sich angemeldet hat, ist Petra Wydler. Im „heute“ von gestern (8.8.) erfahren wir, dass Petra aus Leidenschaft singt. Songs wie „Aui Zyt vor Wält“ tönen aber wie altes Brot schmeckt. Prognose: Drillmaster Detlef D! Soost wird die Bernerin mit ihrer nonchalenten Einstellung (von wegen alle Zeit der Welt) früh aussortieren. Dann hat Petra wieder „aui Zyt vor Wält“.

Nerddancing (Fortsetzung)

Mates of StatesOk Go! haben es vorgemacht. Die Mates of States machen ihre Sache mit „Goods (All in your Head)“ aber auch ganz Gut. Die Beinarbeit stimmt auf jeden Fall.

Der grösste Kanadier

Spookey RubenEiner der grössten Antihelden ist zurück. Spookey Ruben hat mit „Ausfahrt Walsrode“ (Hi-Hat Recordings) einen weiteren Auszug seines schräg-schönen Schaffens parat. Who the fuck is Spookey Ruben, werden sich viele fragen. Spookey ist der grösste Kanadier, den es je gab. Für einige zumindest (auch für Beck & Beck). Für viele ist er wohl eine Mischung aus Bully Herbig und Markus Kavka. Für mich und ein paar andere ist er schlicht ein cooler Hund. Auch wegen dieser Jamie Oliver-Verarsche.

Escape from Street Parade-Guide

Begibt man sich am Wochenende nach Zürich West, dann wird man von einer ausgehfreudigen Meute von paarungs- und partywilligen Jugendlichen überrollt. Das ist nunmal nicht Jedermanns und Jedefraus Sache. Halb so wild. Man kann Zürich West ja auch meiden. Am Street Parade-Wochenende ist dies eine andere Sache. Dann herrschen in ganz Zürich solche Zustände. Und wer will das schon. Darum hier der ultimative Escape from Street Parade-Guide:

For Noise FestivalTip 1: For Noise Lausane

Das For Noise-Festival in Lausanne bildet unsere Top Escape-Destination. Das Festival ist klein, fein, musikalisch heterogen und fernab von Zürich. Von Death Metal (Celtic Frost), Indie Rock (Art Brut), Psychedelic-Rock (Motorpsycho), Singer/Songwriter (Emily Loizeau), Retro (The BellRays), Electro (Fisherspooner) bis Americana (Lambchop), das For Noise ist vergleichbar mit einem gut geführten Plattenladen. Alles da. Da kommt auch jener Street Parade-Flüchtling auf seine Kosten, der elektronische Musik gar nicht doof findet, aber den Kostümball drumherum.

Tip 2: Lakeside Festival HergiswilLakeside Festival

Wer Angst hat den Röschtigraben zu überschreiten, (tut nicht so sehr weh, wenn man nach Düdingen 30 Sekunden lang die Augen schliesst) der kann auch die Innerschweiz besuchen. Die kennt man ja aus dem Geschichtsunterricht in der Primarschule. In Hergiswil, wo Tell vor beinahe 300’000 Jahren den ersten „Axe-Klippensprung“ zelebrierte, findet bereits zum 6. Mal eben dieses Lakesidefestival statt. Mit dabei sind die Schweizer Szenegrössen Highfish und William White, wie auch Nordisches Hartgesottenes mit Disco Ensemble und The Blue Van. Finger abschlecken ist angesagt. Dazu gibt’s auch den LakeJump-Contest.

Honey For PetziTip 3: Honey For Petzi in St. Gallen

Irgendwie Ausland und doch noch Schweiz. Das kann nur St. Gallen sein. Dort gibts eine Lokalität namens Schwarzer Engel und da spielen Honey For Petzi auf, die dort bestens hinpassen. Spielen sie doch ihre Instrumente wie gefallene Engel.

Feinste Kunst

The Fine Arts Showcase Es sei eine Hommage an jene Künstler, die ihn beeinflusst hätten. Dies schreibt Gustaf Kjellvander über sein Debüt-Album mit The Fine Arts Showcase „Radiola“ (Stickman Records/Irascible Vö:26.8.). Gustaf Kjellvander ist der Bruder von Christian Kjellvander, der nicht unbekannte Schwedische Singer/Songwriter. Währenddem es bei eben diesem Bruder Countryesk zu und her geht, widmet sich Gustaf einem sehr weiten Feld, nämlich der Popmusik in alle ihren Facetten. Gustaf hat dem Teufel aber seine Seele nicht verkauft. Man erkennt ihn immer noch als skandinavischen Musiker. Gewohnt paaren sich schöne Melodien mit einer tiefgreifenden Sehnsucht nach dem perfekten Popsong getunkt in einem psychedelischen Dipp. Hört man „Radiola“, scheint diese Sehnsucht für befriedigt.

The Fine Arts Showcase gelingt es, die Mimik der Lieder von Song zu Song zu verändern. Von bodenlos tief Melancholisch á la Nick Cave („Brother in Black“ und „Part II“), über durchschnittlich, britisch melancholisch („Chemical Girl“) bis kraftvoll und beschwingt („Frida and I“, „Spanish Kerosene“) reicht die Spannweite. Dabei finden sich Power-Pop-Balladen inmitten von Indietronic und Lagerfeuer-Romantik, bei der sich auch Nick Drake wohl gefühlt hätte. Abwechslung wie im Zirkus also. Zum Schluss bleibt der Eindruck, dass hier etwas Grosses im Player dreht. Paul McCartney meinte angeblich zu The Fine Art Showcase: „Best 19-lettered band I’ve heard“. Klar, der olle Paul ist nicht unbedingt eine Referenz, aber wenn dieser Dinosaurier schon mal etwas Gescheites rausgelassen hat in letzter Zeit, dann war’s bestimmt sein Kommentar zu The Fine Arts Showcase.

„Chemical Girl“ [audio:http://www.adrianrecordings.com/The_Fine_Arts_Showcase_Chemical_Girl.mp3]

Frevel des Tages

Das MagazinIn der heutigen Ausgabe von „Das Magazin“ (5.8.06) wird in der festen Rubrik „Ein Tag im Leben von“ (online leider nicht zugänglich) Daniel Goodwin porträtiert, der Marketing-Chef der deutschen Grammophon, das grösste Klassiklabel der Welt. Goodwin lässt sich darin wiefolgt zitieren: „Immerhin wird mein Bereich nicht dramatisch vom Internet bedroht, weil unser Kunde meistens beides kauft, den iTunes-Download und die CD, er will was in den Händen halten – und er hat, auf Grund seiner Bildung, auch einen Sinn für Copyright und geistiges Eigentum“. Wir fassen kurz zusammen:

– Jeder Internetuser, der sich die Musik nur bei iTunes legal runterlädt, ist ungebildet und hat weniger Sinn für geistiges Eigentum.

Diese Interpetration ist natürlich sehr zugespitzt. Trotzdem, ein Marketingchef, der sich zu einer solchen Aussage verleiten lässt, ist meiner Meinung nach kein guter Marketingchef, da er in dieser heiklen Angelegenehit solche Interpretationsmöglichkeiten verhindern sollte. So verunglimpft er aber einen grossen Teil der Musikkonsumenten. Insbesondere jene, die Popmusik hören und legal downloaden und die Musik nicht im Laden beziehen, werden als ungebildet und als Gesetzesbrecher dargestellt. Wahrlich eine fahrlässige Aussage für einen Manager in einem Unternehmenszweig, der sich eigentlich mit seinen jungen Konsumenten endlich versöhnen sollte. Universal, zu der das Label Grammophon gehört, ist seinerseits Teil von Vivendi, einer der grössten Medienkonzerne der Welt. Wenn die leitenden Angestellten dieses Unternehmens alle so denken wie Herr Goodwin, dann wäre dringend ein Seminar bei Herrn Renner angesagt. Ein alter Kollege von Herrn Goodwin.

Up the Irons!

Cover der Single Die Eisernen Jungfrauen sind zurück. Das britische Heavy Metal-Urgestein Iron Maiden wird am 28. August das neues Album „A Matter of Life and Death“ (EMI) veröffentlichen. Ob die ganze Sache wirklich eine Frage von Leben und Tod ist, wird an dieser Stelle bezweifelt. Wer sich ein eigenes Bild machen will, der Clip zur ersten Single „The Reincarnation of Benjamin Breeg“ gibts hier. Interessant dabei ist: „Copyright: Iron Maiden Holdings“. Das ist jetzt also eine Firma und keine Band mehr.

Rock, Lyrik und Politik

John K. Samson von The WeakerthansKeine gewöhnliche Band ist das. Die Rede ist von The Weakerthans (Phonag). Der Frontmann der kanadischen Band, John K. Samson (Bild), ist auch kein alltäglicher Musiker. Samson kann nicht nur mit der Gitarre umgehen und einigermassen konsonant singen, sondern ist auch Poet, Buchverleger und Politischer Aktivist (wobei er dabei wohl nicht immer den für alle richtigen Ton trifft). Er ist Mitinitiant von Arbeiterring Publishing, einem kanadischen Buchverlag, der sich auf sozialpolitische Sachbücher spezialisiert hat. 1997 gründete er, noch mit seiner ehemaligen Band Propaghandi, das Label G7 Welcoming Committee Records. Sein Bücherwurm- und Intellektuellenimage (schöner Schal John!) unterstrich Samson kürzlich mit der Teilnahme bei „Canada Reads„, das Pendant zum Literaturclub von SF, just mit einem interessanteren und spannenderen Sendekonzept. Bei „Canada Reads“ treten fünf Kandidaten mit ihren Lieblingsbüchern gegeneinander in einem Argumentationswortgefecht an, bis das eine Buch auserkoren wird, das von Kanada gelesen werden muss. Samson und seine Frau, die Folk-Sängerin Christine Fellows, gelten in Kanada als eines der originellsten und talentiertesten Künstlerpaare. Ein Weakerthans-Konzert, man kann es sich denken, ist darum mehr als ein normales Konzert; es ist Lyrik gepaart mit Rock Musik und politischen Zwischentönen. Dies kann man am nächsten Mittwoch (9. August) in der Luzerner Schüür gleich selbst erfahren.

Death From Above 1979 are dead

Traurige Neuigkeiten für Fans der gepflegten Rock ’n Roll-Musik. Das kanadische Berserker-Duo Death From Above 1979 hat seine Trennung bekanntgegeben. Sie hätten sich auseinandergelebt und in letzter Zeit nur noch vor den Shows und während den Interviews miteinander gesprochen, meinte Jonathan F. Keeler zur Auflösung (Originalstatement). Diese hat sich in jüngster Zeit auch abgezeichnet, äusserte sich Keeler in Interviews für sein neues Projekt MSTRKRFT (lies Masterkraft) doch mehrmals ziemlich abschätzig über DFA 1979. Als Trostpflaster gibt’s diesen hier:

[audio:http://www.stylusmagazine.com/ipod/060802-hands.mp3]