Platte der Woche: Danger Mouse & Sparklehorse – Dark Night Of The Soul
Von Ralph Hofbauer | 13. Juli 2010 | 0 Kommentare
Das letzte Werk von Sparklehorse wird mit mehr als einem Jahr Verspätung doch noch veröffentlicht. „Dark Night Of The Soul“ macht deutlich, dass Mark Linkous zu früh von uns gegangen ist.
„I’m plucking all day on my angel’s harp“ – die Worte, die Frank Black in „Angel’s Harp“ singt, haben sich als prophetisch erwiesen. Mark Linkous alias Sparklehorse, einer der beiden Songwriter hinter dem sagenumwobenen Projekt „Dark Night Of The Soul“, hat seinem Leben im vergangenen März ein Ende gesetzt.
Eigentlich hätten diese 13 Songs bereits im Mai 2009 erscheinen sollen. EMI hielt die Veröffentlichung jedoch zurück, worauf Mark Linkous und Brian Burton aka Danger Mouse das Album kurzerhand in Buchform herausbrachten. Inbegriffen war eine leere CD-R, die man als implizite Aufforderung verstehen konnte, sich das Album im Netz zu beschaffen.
Der Suizid von Mark Linkous hat EMI offenbar zum Umdenken gebracht. Mit mehr als einem Jahr Verspätung erscheint „Dark Night Of The Soul“ nun doch noch auf offziellem Weg. Die Gästeliste ist so hochkarätig wie man es sich von Sparklehorse-Alben gewohnt ist. Mit an Bord sind Iggy Pop, Vic Chesnutt, Nina Persson, Suzanne Vega, Frank Black (The Pixies), Wayne Coyne (Flaming Lips), Julian Casablancas (The Strokes), Jason Lytle (Grandaddy), James Mercer (The Shins), Gruff Rhys (Super Furry Animals) sowie David Lynch, der das Album mit einer Fotoserie visuell umgesetzt hat.
Der Albumtitel geht auf den spanischen Mystiker San Juan De La Cruz zurück. In seinem Gedicht La noche oscura del alma hat der Klosterbruder die Prüfungen beschrieben, die eine Seele auf dem Weg zu Gott durchläuft. Das Titelstück vertont die Einsamkeit des durch die Dunkelheit irrenden Individuums auf bestechende Weise. Gesungen wird der dunkelste Song dieses eigentlich gar nicht so düsteren Albums von David Lynch. Seine verzerrte Stimme klingt unheimlich und jenseitig.
Auch „Grain Augury“ sorgt für Gänsehaut. Zu hören ist Vic Chesnutt, der vier Monate vor Mark Linkous Selbstmord begangen hat. Der Opener „Revenge“ ist die vielleicht schönste Ballade, die Wayne Coyne je eingesungen hat. Julian Casablancas sorgt mit dem beschwingten „Little Girl“ für Betrieb auf der Tanzfläche. Eine weitere Uptempo-Nummer liefert Iggy Pop mit dem rockigen „Pain“. Ex-Grandaddy Jason Lytle ist gleich auf zwei Stücken zu hören: Während „Jaykubs“ Richtung Sparklehorse tendiert, klingt „Everytime I’m With You“ nach Soul der Marke Danger Mouse.
Fast vier Jahre lang haben Mark Linkous und Brian Burton an „Dark Night Of The Soul“ gearbeitet. Das Resultat ist – abgesehen von den relativ schwachen Songs von Nina Persson und James Mercer – ein äusserst abwechslungsreiches Werk, an dem man sich auch ein Jahr nach dem Leak nicht sattgehört hat. Wie Brian Burton auf dem Guardian-Blog verlauten liess, war die Zusammenarbeit mit Mark Linkous nicht immer einfach, habe sich aber letztendlich gelohnt. Da kann man nur beipflichten.
Lohnen dürfte sich die Veröffentlichung auch für EMI. Trotz dem bitteren Beigeschmack, den der posthume Release hinterlässt, sollte man sich dieses Album auf der Zunge zergehen lassen. Nun kann man dazu auch endlich im von David Lynch gestalteten Booklet blättern.
78s wird seit Juni 2015 nicht mehr redaktionell betreut. Die Kommentarfunktion ist deswegen deaktiviert.