Ein Bad im Sternenmeer
Von Marco Durrer | 15. Juli 2011 | 1 Kommentar
Der kosmische DronePop von Motion Sickness of Time Travel ist das Sprungbrett in einen tiefen Klangfluss, der jenseits des gewohnten Wahrnehmungshorizonts ins Sternenmeer mündet.
Rachel Evans hat die üblichen Songwriter-Strukturen überwunden, die Gitarre vorerst an den Nagel gehängt und sich hinter Synthesizer und Effektgeräte gesetzt. Die Stimme wurde zum Instrument, zum flüchtigen Irrlicht über einem dunklen Klangfluss, worauf man rücklings im gespiegelten Sternenmeer treibt.
Das geschmeidige An- und Abschwellen der Tonwellen und sanfte Schwanken im Hall kann zu leichter Hypnose, Nostalgie und Schwindel führen. Zu kleinen Einbrüchen der Realität, welche die Sinne verwirren und die Selbstverständlichkeit der Wahrnehmung in Frage stellen. Anomalien, die letztlich helfen, in einer widersprüchlichen Wirklichkeit das Gleichgewicht zu bewahren.
Die Songs auf der neusten LP „Luminaries & Synastry“ haben sich etwas dem Popformat angenähert, bleiben aber „musical witchcraft from outer space“ und fliessen übergangslos ein in den mystischen Strom eines magischen Gesamtwerks. Das übrigens eine Liebeserklärung an ihren Mann sein soll:
„MSOTT has always been love songs in a way – all of my thoughts toward Grant and my sort of fantasies and my dreams. The songs are about me finding Grant and the magic that’s between us, the idea that our meeting was in the stars. It sounds silly when I say it like that, but that’s it“ (Pitchfork).
Ansonsten veröffentlicht die traumtanzende Sternenfängerin hauptsächlich streng limitierte Kassetten. Da diese jeweils weggehn wie frische Semmeln, offeriert sie via Bandcamp über ein Dutzend ausverkaufte Tapes bzw. fünf Stunden Schwerelosigkeit zum selbstgewählten Preis.
Album-Player:
Neben dem Soundtrack zum mitternächtlichen Rückenschwumm durch die Milchstrasse spielt Rachel mit ihrem Herzblatt Grant (aka Nova Scotian Arms) auch Musik für den ruhigen Abend daheim. Das gemeinsame Musizieren als Quiet Evenings erlebt das Künstlerpaar nicht bloss als Veredelung so manchen Feierabends, sondern als Verlängerung der Hochzeitsreise. Anzuhören ebenfalls auf Bandcamp.
Eine Reaktion
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18:48 Uhr, 16.7.2011, Link
ebenfalls besonders geeignet für nen Weltraumtrip ist m.M.n. Stars (Ulrich Schnauss) http://www.youtube.com/watch?v=HwMFCRg9KVo