Song des Tages: Blues Control – Tangier
Von Ralph Hofbauer | 4. November 2009 | 4 Kommentare
Blues Control haben mit Blues wenig am Hut. Ihr Ding sind psychedelische Klangwelten. Mit „Local Flavor“ hat das US-Duo eine der trippigsten Platten des Jahres veröffentlicht.
Man muss „Tangier“ schon zwei bis drei Minuten auf sich wirken lassen, bis das Stück seine psychoaktive Wirkung entfaltet. Anfangs wird man nicht wirklich schlau aus dieser Musik, die von einem stoischen Motorik-Beat vorangetrieben wird. Doch plötzlich verliert man den Boden unter den Füssen und wird vom Klangstrudel mitgerissen. Je länger das Wabern anhält, desto weiter weg rückt die Welt. Die unmenschlichen Klänge schrauben sich hoch wie ein Raumschiff aus einer fernen Zukunft. Vor dem inneren Auge entstehen Farben und Muster, die im Takt flackern und flimmern. Das Licht wird greller und greller, bis man befürchtet, in der Sonne verglühen zu müssen. Wenn man nach acht Minuten schliesslich wieder zu sich kommt, scheint eine Ewigkeit vergangen zu sein.
Blues Control – Tangier
[audio:http://www.siltbreeze.com/mp3s/03%20Tangier%20Unknown%20Album%20%287-1-2009%2012-05-31%20PM%29.mp3]
Blues Control sind ein Duo aus Queens, das sich auf die instrumentale Bewusstseinserweiterung spezialisiert hat. Im vergangenen Sommer haben sie ihr zweites Album veröffentlicht, auf dem auch Kurt Vile zu hören ist, der seine Trompete (!) und wahrscheinlich auch ein paar berauschende Substanzen mit ins Studio brachte. „Local Flavour“ bietet vier überlange Tracks, deren Sogwirkung an Krautrockplatten erinnert, ohne in dröger Nostalgie zu versumpfen.
4 Reaktionen
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16:35 Uhr, 4.11.2009, Link
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Dank deinem schönen Text, habe ich die 8 min fast lückenlos durchezogen. Frage, wie hast du das geschafft – ohne ebendiesen?
18:42 Uhr, 4.11.2009, Link
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das freut mich. ganz einfach: ich entspanne mich gerne zu ausschweifender musik. hilft gegen eine überdosis pop…
09:06 Uhr, 5.11.2009, Link
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für die reine krautrock-ästhetik bewegt sich das duo für mich zu sehr richtung noise. das ist dann auch das, was mir daran nicht gefällt. ausschweifung, monotonie und reduktion – gerne ja. nur stimmt für mich die summe der einzelnen teile hier nicht. der anteil – wir nennen es mal motorik, will sich in meinen ohren nicht mit dem anteil noise verbinden. so wird das hörerlebnis zur mühseligen qual. die spärlichkeit und rigidität des krautrocks wird unterwandert und die tracks winden sich in eine ätzende beliebigkeit.