78s has left the building. ¯\_(ツ)_/¯

Hintergrund

Ziel: Pop

Jaël (rechts) und Luk (zweiter von links) mit neuer VerstärkungAm 1. September erscheint „Preparing To Leave“, das neue Album von Lunik.

Ihr seid jetzt wieder zu fünft. Drei davon sind neu. Wie kam das?

Jaël: Ja, Luk und ich sind sozusagen die Übriggebliebenen, die sich jetzt Verstärkung geholt haben.

Luk: Das Leben der früheren Bandmitgliedern hat sich ziemlich verändert. Einer hat Kinder gekriegt, der andere hat angefangen zu studieren. Irgendwann musst du dich der Frage stellen, ob du bis zum Ende deiner Tage mit dem „Bössli“ herumziehen und auf der Bühne herumstehen willst, oder ob du noch etwas Anständiges beginnst.

Hat das vielleicht mit dem wachsenden Erfolg in Deutschland zu tun?

Jaël: Klar, letztes Jahr mussten wir soviel Zeit investieren, dass wir daneben nichts Anderes mehr machen konnten. Die Leute in der Band müssen halt Vollgas geben. Ab einem gewissen Punkt kannst du sie nicht mehr mitreissen. Da muss jeder selber wollen.

Luk: Wir haben uns ja deswegen nicht verfeindet. Wir sind immer noch Freunde. Mit Adi treffe ich mich regelmässig „zum Schuttä luege“. Aber ich vermisse die Leute in der Band.

„Preparing To Leave“ klingt ja nun viel poppiger als eure älteren Sachen …

Luk: … ja, das hören wir ständig. Das haben wir schon beim letzten Album gehört …

Wollt ihr denn diese Entwicklung abstreiten?

Jaël: Komisch, von „Ahead“ zu „Weather“ konnte ich das noch nachvollziehen, aber von „Weahter“ zum „Preparing …“ kann ich das nicht. Ich finde eher, dass wir wieder sphärischer geworden sind. Wir haben auch wieder mehr Samples benutzt. Früher haben wir die Songs zuerst am Computer geschrieben und erst nachher mit den Instrumenten ergänzt. Diesmal war es umgekehrt, wir haben die Puzzle-Teile erst am Schluss mit Hilfe des Computers eingefügt.

Luk: Für mich ist das eigentlich ein Kompliment. In der Schweiz hat der Begriff „Pop“ einen anrüchigen Beigeschmack. Auf die Musik bezogen ist das aber etwas sehr Schönes. Ausserdem muss für uns das Populäre das Ziel sein, sonst können wir uns geradesogut in einen Keller verziehen und nur für uns Musik machen.

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Selbst ist die Frau

Die Scheidung zwischen Dani Siciliano und Matthew Herbert sei eingereicht, liest man (verständlich, ist bestimmt ein seltsamer Kauz…). Nachdem Siciliano sich bereits mit ihrem Debut davon emanzipiert hatte lediglich Herberts Sängerin zu sein, erscheint am 4.9. „Slappers“ (K7/Namskeio, hier probehören), mit dem sie sich als Role Model der femininen Avantgarde etabliert.

„Slappers“ tönt anders als dein Debut. Ist das etwas, was du mit Herbert geimeinsam hast, dich nie zu wiederholen?

Sicher haben wir da eine ähnliche Einstellung. Es ist auch mein Ziel meinen Sound immer wieder aufs Neue zu suchen. Ich wollte, dass dieses Album direkter und mutiger wird, als das verträumte „Likes“.

Nervt es dich nicht, dass du immer mit Matthew Herbert in Verbindung gebracht wirst?

Das ist OK so. Unsere Biografien sind schliesslich eng miteinander verbunden und er hat auch an diesem Album mitgearbeitet. Aber ich denke auf meinen Solo-Alben bringe ich mich als Individuum zum Ausdruck und werde hoffentlich auch so wahrgenommen.

In den Texten setzt du dich mit den stereotypen Rollenbildern auseinander, die von vielen Performerinnen verkörpert werden. Wie wichtig sind Texte für dich? 

Sehr wichtig. Ich mag Popmusik, aber sie sagt meistens nichts aus oder eben sehr fragwürdige Dinge. Ich möchte meine eigenenen Aspekte präsentieren und keine austauschbaren Aussagen machen. 

„Slappers“ besteht vor allem aus seltsamen Perkussions-Sounds, es gibt kaum instrumentale Melodien. War diese Abstraktion für dich ein Weg Referenzen zu Jazz, Soul, Disco und Pop zu vermeiden?

Ich mag diese Stile und sie haben bestimmt grossen Einfluss auf meine Musik, aber ich will keinen Retro-Sound machen, sondern etwas Neues. Deshalb vermeide ich eindeutige Referenzen.

Wirst du als One-Woman-Band auf Tour gehen?

Obwohl ich Solo-Auftritte reizvoll finde, fühle mich noch nicht bereit alleine aufzutreten. Wir werden zu fünft sein. Es wird anders klingen als das Album – muss es auch, finde ich.

Pasta essen mit MSTRKRFT

Jesse ist der relaxte Typ links im Bild. Der aggressive heisst Al.Die Stimmung im Hot Pasta könnte unkomplizierter kaum sein. Festival- und DJ-Erlebnisse werden ausgetauscht, Jesse von MSTRKRFT klopft ein paar Sprüche, erzählt von einem Set in Kanada, bei dem er einem betrunkenen Mädchen auf die Finger klatschen musste, weil sie zuerst den Kopf auf seinen Plattenteller legte, dann an Reglern drehte und schliesslich Kabel aus dem Mischpult gezupft hatte. Alle lachen, Kollege Al blickt mit einem unergründlichen Lächeln im Gesicht in die Runde, und in eine Automobilzeitschrift, die herumliegt. Zur Stärkung gibt’s Salat und Steinpilzravioli, dazu Weizenbier, dann Espresso und Grappa als kleine Erfrischung, die den beiden ziemlich gut zu schmecken scheint: „Das ist Grappa? Hey Al, der Typ in Toronto hatte uns doch einen Birnenschnaps als Grappa serviert! In Europa kennt man sich mit Wässerchen besser aus anscheinend.“

Auf Nachfragen, wie es denn um Jesses Duo Death From Above 1979 stehe, erfährt man nur, dass er mit seinem Partner kein Wort mehr wechsle, und dass die Kehlkopfprobleme des singenden Schlagzeugers nur Vorwand gewesen seien, um nicht mehr zusammen auftreten zu müssen. Aber daraus solle man keinen Elefanten machen, schliesslich sei DFA nur ein Projekt von dreien gewesen und er habe noch viele andere Projekte vor sich. Ausserdem habe er mit MSTRKRFT Spass und sein ehemaliger Partner sei so was wie ein Schw…lutscher, ein Lügner und Idiot.

Auf meiner Kamera sind Bilder des Konzerts von She Wants Revenge. „Ach die! Die rennen uns fast die Bude ein, damit wir einen ihrer Songs remixen. Aber irgendwie haben wir keinen Bock drauf!“ Und man kann’s ihm nicht mal verübeln, wenn man die Liste der Bands bedenkt, die sie schon geremixt haben. Zur Zigarette nach dem Kaffee wird noch ein bisschen über Tiga und andere Bekannte hergegezogen, und dann „Au revoir!“ geht’s auch schon ab an die Arbeit. MSTRKRFT spielen zur Eröffnung der Partyreiehe „Esance“ im Mascotte. Und sie haben gerockt. Oh yeah!

Mit der Muse gesprochen

muse22.JPGMuse haben in Gampel ein Rockfeuerwerk der Superlative gezündet. Vor dem Auftritt sprachen wir exklusiv mit dem Bassisten Chris Wolstenholme.

Auf euren ersten Alben habt ihr immer wie „Muse“ geklungen. Auf einmal werdet ihr mit „Queen“ oder „Prince“ verglichen.

Die Einflüsse in allen Songs sind ziemlich offensichtlich. Nehmen wir zum Beispiel Supermassive Blackhole. Wenn wir gewollt hätten, dann hätten wir das Gitarren-Riff rausgenommen und rockige Drums hinzugefügt. Dann wäre daraus eine Art Rage-Against-the-Machine-Song geworden. Aber wir wollten die Einflüsse offensichtlicher rüber bringen, weshalb wir mehr in Richtung R’n’B gegangen sind.

Du hast vor kurzem gesagt, dass „Muse“ zu einer Prä-Rock-Ära zurück gehen. Wie ist das zu verstehen?

Ich denke, das betraf die Gitarren-Einflüsse. Auf unseren älteren Alben waren wir mehr von modernen Gitarren beeinflusst, so wie sie in den 90ern klingen. Jetzt gehen diese Gitarreneinflüsse aber eher zurück in die 50er – zu den Surfgitarren und solchen Sachen. Oder auch zurück zu den Spaghetti-Western…

So wie in eurem Video zu „Knights of Cydonia“?

Genau. Das war die Idee des Regisseurs. Wir haben den Song an Regisseure geschickt und die sind dann mit ihren Ideen zu uns gekommen. Ich denke, es ist das beste Video, das wir je gemacht haben und definitiv sehr lustig. Es war natürlich für uns auf einfach, weil wir beim Video-Dreh den Song ein paar Mal spielen mussten und das war es dann schon. Den Rest übernahmen ja Schauspieler.

Die Zeichen stehen gut, dass „Blackholes And Revelations“ euer bislang erfolgreichstes Album wird. Habt ihr damit gerechnet?

Nicht direkt. Wir hatten kaum Erwartungen. Wenn man im Studio ist, dann macht man in erster Linie für sich selber Musik. Das soll aber nicht heissen, dass wir uns nicht dafür interessieren, was andere Leute denken. Denn das tun wir, sonst könnten wir ja keine Shows vor Publikum spielen. Aber das beste, was man sich erhoffen kann, wenn man ein Album aufnimmt, ist, dass man stolz darauf ist.

Finger weg!

In welche Richtung geht's?Bei Bands wie Revoltdito“ (Universal) oder The BosshossRodeo Radio“ (Universal), da drängt es mich jeweils wahnsinnig dazu, einen offenen Brief an die Plattenfirmen zu schreiben. Dieser ginge dann etwa so:

Liebe Labels (und vor allem A&Rs),

es gibt so viele gute Bands im deutschsprachigen Gebiet (übrigens: in der Schweiz und in Österreich wird auch deutsch gesprochen, das sind keine Eiländer, in denen Musik machen verboten ist), wieso müsst ihr jeweils wirklich zum Johlen schlechte Bands signen, die es einfach nicht verdient haben?

Damit wäre wohl alles gesagt zu Revolt und The Bosshoss.

Netiquette: Es ist purer Zufall, dass beide Bands auf dem Label Universal sind. Es gibt auch haarsträubende Beispiele von anderen Labels, wie es selbstverständlich auch gute Bands gibt auf diesen Labels.

Spenden für HipHop

splashEs soll uns keiner vorwerfen können, wir hätten hier kein Herz für HipHop. Haben wir nämlich schon, irgendwie. Darum sei an dieser Stelle auf die Notlage des Splash! Festivals in Chemnitz hingewiesen. Damit das grösste deutsche HipHop Festival nächstes Jahr seinen zehnten Geburtstag feiern kann, ist es auf Spenden angewiesen. Denn, so die Veranstalter:

„Im zweiten Jahr in Folge ist das splash! Festival buchstäblich abgesoffen. Dauerregen, Unwetterwarnungen und frostige Temperaturen. Wenn das Wetter dem splash! im Jahr 2005 ein Bein wegschlägt, mag das noch irgendwie zu verkraften sein, aber wenn im Folgejahr auch das zweite Bein, auf dem das Festival noch versucht irgendwie nach vorn zu humpeln, wegschlagen wird, ist das bitter und man verliert unweigerlich das Gleichgewicht.“ (ganze Erklärung hier)

Es klingt schonmal ehrenwert, dass die Veranstalter mit einem Bein offenbar das Gleichgewicht noch nicht verloren hatten und es erinnert an Monty Pythons Schwarzen Ritter, dass das Festival trotz fehlender Beine den Mut nicht aufgeben will.

Damit Splash! die Misere bald rückblickend mit „It’s just a flesh wound“ (3:42) kommentieren kann, ist noch einiges an Spendengeldern nötig. Aktuell sind 27% der benötigten Spendengelder erzielt worden – rund drei Viertel fehlen also noch (wie viel dies in Euro ist, wird nicht expliziert). Es gilt jedenfalls: Spenden für Kopfnicker!

Razorlight auf den Spuren von U2

Mann, schneidet euch mal die HaareHeute erscheint das zweite Album von Razorlight in der Schweiz („Razorlight“, Vertigo/Universal). Wir haben mit dem Drummer der Band, Andy Burrows (2. von links), gesprochen.

Wie schon euer Debut „Up All Night“ verkauft sich auch euer zweites Album in England bestens. Überrascht?
(überlegt) Nein, nicht wirklich. Wir sind davon ausgegangen, dass sich unser Album sehr gut verkaufen wird. Aber natürlich freust du dich, wenn etwas, auf das du selber stolz bist, bei anderen Leuten gut ankommt. Das ist wie wenn dein Kind den ersten Schultag hat: Du hoffst, dass es viele Freunde findet.

Reicht es euch denn, wenn euer „Baby“ vor allem Freunde in England findet?
Nein. Beim ersten Album war es ok, dass es sich hauptsächlich in England verkauft hat. Bei diesem Album liegt unser Hauptaugenmerk aber auf den Märkten ausserhalb Grossbritanniens. Wir wollen das europäische Festland erobern, Japan, die USA…

Euer neues Album klingt poppiger und vielseitiger als das Debutalbum. Hat euch geradliniger Rock gelangweilt?
Gelangweilt nicht unbedingt, wir suchten eine neue Herausforderung. Wir wollten die Latte für uns selber höher legen. Wirklich steuern kannst du das aber ohnehin nicht. Die Songs kommen einfach – und manchmal bist du dann selber überrascht, dass es nicht nach Rock tönt, sondern nach Country (lacht). Aber wir haben schon bewusst versucht, etwas neues zu schaffen, das sich vom ersten Album unterscheidet.

Mit dem Resultat, dass man euch jetzt nicht mehr mit den Libertines vergleicht, sondern mit U2.
Mich interessieren solche Vergleiche nicht.

Ach komm, das ist eine Floskel…
Ja, natürlich ist es schön, mit einer der grössten Bands der Welt verglichen zu werden. Aber das hat wohl hauptsächlich damit zu tun, dass die Leute Johnny, unseren Sänger, mit Bono vergleichen. Mir ist das wirklich egal – solange Johnny nicht auch anfängt zu frömmeln wie Bono…

Das ganze Album kann man hier anhören, speziell empfohlen seien die Songs „Pop Song 2006“ und „America“.

Lunik: „Hie gfauts mr“

S'MarzilibrüggJaël, Sängerin der Berner Band Lunik, fühlt sich im Restaurant Marzilibrücke besonders wohl.

Ich esse sehr oft und gerne im „Marzilibrügg“. Ich hatte hier oft Geburtstagsessen. Ich mag die indische Küche sehr gerne. Ganz besonders mag ich den Chai. Ich trinke keinen Kaffee. Den Pfefferminztee im Winter hat man schnell mal satt. Dann komm ich hierher und trinke einen Chai. Im Sommer ist der Garten hier sehr schön. Im hinteren Teil kann man italienisch essen und im vorderen indisch. Die Bedienung ist cool. Und die Stimmung auch. Eine Szene-Beiz ist das aber nicht gerade. Man kann hier eher „gedige ässe“. Für uns ist das sehr praktisch. Wir haben unser Studio in der „Matte“ vorne, zwei drei Minuten von hier. Diesen Sommer während der Fussball-WM mischten wir unser Album fertig. Wir hatten den ganzen Tag „büglet“ und am Abend assen wir hier und schauten uns die Spiele an.

Nachdem wir letztes Jahr einige Konzerte in Deutschland spielten, fragten uns viele, ob wir jetzt nach Berlin oder Hamburg ziehen würden. In Berlin werde ich aber schnell mal müde durch die Reizüberflutung von diesen vielen Leuten. Klar bin ich gerne ab und zu in einer grösseren Stadt, ich komme dann aber sehr gerne wieder nach Hause.

Fühlen sich auch in anderen Räumen sehr wohl: LunikIch mag die Überschaubarkeit von Bern. Es ist nicht gerade ein Dorf, trotzdem kannst du sicher sein, dass du jemanden triffst, den du kennst, wenn du hier zu irgendeiner Tageszeit unterwegs bist. In einer grösseren Stadt passiert das nicht so schnell, dass du „i öpper ine loufsch“, den du kennst. Du kannst aber auch sagen: Heute will ich niemanden sehen. Man kann sich das hier aussuchen. Schlussendlich ist es das Umfeld, das es ausmacht, dass ich mich hier zuhause fühle. Ausserdem mag ich es, in dieser Stadt mit dem Velo herumzufahren. In Zürich „schiists doch a“, dort kommst du nicht vom Fleck. In Bern kommst du mit dem Velo in fünf Minuten überall hin.

Ich weiss nicht, vielleicht kann man eine Verbindung zwischen dem Ort hier und unserer Musik ziehen. Beides ist „heimelig warm“. Findest du nicht, Luk? (Luk, amüsiert und etwas abwesend:) Hm? Ja, absolut – (Jaël, lacht:) Ich glaub dir kein Wort.

Das verflixt gute 7. Jahr

rundfunk1.jpgAm 14. August startet zum siebten Mal das zeitlich befristete Radioprogramm Rundfunk.fm. Bis zum 10. September senden DJs aus allen Herren Länder ihre liebsten Sounds aus dem Landesmuseum ins Land hinaus. Empfangbar ist der Temporär-Sender nicht nur übers Heimradio, typisch für Rhythmus.fm sind die sogenannten „Satelliten“ – Shops, Bars, Restaurants – die für die flächendeckende öffentliche Beschallung zuständig sind. 78s fragte Veranstalter Oliver Scotoni, was dahinter steckt.

Oliver Scotoni, gibt’s eigentlich irgendwo auf der Welt etwas Vergleichbares zu Rundfunk.fm?
Die Schweiz ist soviel ich weiss das einzige Land, das befristete Frequenzen vergibt. Wir teilen uns aber diese mit anderen Sendern wie dem Street Parade Radio oder dem Caliente-Sender. Die begleiten aber alle einen Event. Bei uns ist das Radio der Event.

Hast du noch keine Konzession beim Bundesamt für Kommunikation für einen permanenten Sender beantragt?
Das liegt nicht in unserem Interesse. Wir zelebrieren einen Monat lang Radio und haben Spass daran. Es ist eine ganz andere Konzeption als beim permanenten Radio. Die zeitliche Begrenzung ist sehr interessant.

Was sind dieses Jahr die Höhepunkte des Programms?
Die Institution ist der Höhepunkt. Nein, wir haben viele internationale Acts. Das ist für mich ganz klar ein Höhepunkt.

Lässt sich mit dem Sampler, den ihr jedes Jahr parallel herausgibt, Geld verdienen?
In der Schweiz lässt sich mit CDs leider kein Geld verdienen.

Und die Veranstaltung an sich. Ist das rentabel?
Sagen wir’s mal so: Es lässt sich ein Apparat aufrechterhalten. Es ist kein Big Business. Es arbeiten immerhin 200 Leute am Projekt mit.

Wieviele Hörer hattet ihr eigentlich letztes Jahr?
Wir geben prinzipiell keine Hörer-Zahlen heraus. Die sind schwer bestimmbar, nicht zuletzt weil man nicht genau weiss, wieviele Leute durch unsere „Satelliten“ erreicht werden. Aber ich bekomme jedes Jahr ein extrem gutes Feedback.

Paris Hilton – Ein Plädoyer

(Vorbemerkung: Ich habe meine allfällige Street-Credibility am Eingang abgegeben, ich werde sie später wieder abholen)

Paris Hilton Paris Hilton ist ja eh dumm! So einfach könnte man es sich machen beim Anlauf, Paris Hiltons Einstieg ins Musikgeschäft zu kommentieren. Freilich ist es nicht sonderlich originell oder geistreich, Paris Hilton bei jedem Schritt, den sie tut, als dumm hinzustellen. Denn so dumm kann eine nicht sein, die alles, was sie anpackt, zu Gold macht.

Also sollte man als Journalist vielleicht eher versuchen, vorurteilsfrei an „Paris“ (Warner, Vö 18.8.) heranzugehen und zu verstehen versuchen, wieso eine musikalisch unbedarfte Hotelerbin ein Album aufnimmt und damit Erfolg haben wird (die Single „Stars Are Blind“ hält sich seit 4 Wochen in den Top Ten der Schweizer Charts). Dabei hilft, wenn man sich von ritterlichen Ansprüchen an die Musik löst: Man muss Hiltons Texte nicht mit denen von Dylan vergleichen, ihre musikalische Versiertheit nicht mit der eines Mike Patton und ihren Einstieg ins Musikgeschäft nicht mit dem einer Nachwuchsband.

Paris Hilton ist eine bestens etablierte Dachmarke, unter der nun in der Sparte Musik ein neues Produkt lanciert wird. Da ist der Erfolg programmiert. Dem Musikfreund blutet das Herz, der Marketingchef grinst über alle vier Backen. So ist das. Etablierte Marken verkaufen sich gut, Hilton unterscheidet sich von Robbie Williams, den Stones oder DJ Bobo einfach darin, dass sie sich branchenfern etabliert hat und erst jetzt in die Musik einsteigt.

Zur Musik: Diese spielt eine Nebenrolle in dieser Geschichte, trotzdem muss gesagt sein, dass das Album gut produziert ist und für Mainstream R’n’B völlig taugt (nicht zuletzt, weil Hiltons Stimme überraschend gut klingt). Betrachtet man die Platte als das was sie ist, dann muss man sagen: nicht schlecht! Kein Wunder: Hilton ist clever genug, um zu wissen, dass ein schlechtes Produkt der Dachmarke schaden würden.