78s has left the building. ¯\_(ツ)_/¯

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Wir singen Deutsch


Eine neue Generation Gitarrenschrammler macht sich in Deutschland auf, die alte Garde um The Notwist, Slut und Readymade abzulösen. Wir stellen sie hier exklusiv zum Beginn der Weltmeisterschaft vor.

Als Speerspitze tut sich das kleinjunge Berliner Label Loob Musik hervor mit drei ganz exquisiten Indie Rock-Schrummel-Bands: Klez.e sind dabei die epische Fraktion, waren auch kürzlich mit den Dänen Kashmir auf Deutschlandtour. Delbo hingegen bewegen sich innerhalb der Loob-Familie eher auf stark Emo-Core angehauchten Wegen. Die dritten Loob-Vertreter hören auf den Namen Mobilé und sind von diesen Dreien wohl die traditionalistischste Indie Rock-Band. Loobfamilienextern tut sich derweil noch eine vierte Indie-Band aus Deutschland hervor: Tchi. Das ist also kein neues esoterisches Süssteegetränk, sondern unter diesen vier Combos vielleicht sogar die Vielversprechndste, da am Radiotauglichsten. Und damit das Ganze etwas Übersichtlicher wird hier nochmals alles in Kompakt:


Klez.e (MySpace) Delbo (MySpace)

Mobilé (MySpace) Tchi (MySpace)

Kamikatze

Und weiter gehts im Takt mit Frauenrock. Ein wenig härter als bei Plasticine gehts bei Kamikatze zu und her (Schon der Bandname ist Chef!). Um den Härtegrad mit Partymetaphern weiterzuführen: The Delilahs sind Kindergeburtstag, Plasticine sind La Boum und Kamikatze sind in dieser logischen Weiterführung eine Hausbesetzer-Fete.

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K-indie-sch 2.0

Heute ist Kindertag bei 78s. Indie Pop von Kids mit Schlagzeug und Keyboard. Chloe (12) und Asya (14) heissen die beiden Schnüggis und veröffentlichten unter dem Namen Smoosh auf dem renomierten Barsuk Records Label (Nada Surf, John Vanderslice, Death Cab for Cutie) am 6.6.06 ihre Debüt-Platte „Free to Stay“. Ihr Ziehvater ist Jason McGeer, seines Zeichens Schlagzeuger von Death Cab, mit denen Smoosh auch unlängst auf Tour waren. Gemäss den neusten Gerüchten lernen sie ihrer achtjährigen Schwester gerade das Bass Spielen. Das kann ja heiter werden. Anscheinend haben wir es hier aber nicht mit einer weiblichen Kopie der Hanson-Brüder („mmmBop“) zu tun. Denn ihr Sound ist gemäss verlässlichen Quellen in der Tat nicht derart auf Mainstream gepuncht wie jener ihrer männlichen Vorgänger. Wenn ihr mich fragt, und vor allem „Find a Way“ hört, sind diese Vorschussloorbeeren trotzdem sehr schwer nachzuvollziehen. Wer sich ein eigenes Bild davon machen will, der Indie Pop-Sister Act supportet Eels auf ihrer Welttournee.

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Bikini Test

Wer Phoenix mag, wird sich in Rhesus in sekundenschnelle verlieben. Das Trio aus Grenoble macht denselben luftigen Indie-Pop wie Phoenix, mit Melodien aus einer anderen Galaxie. Ihr Debutalbum „Sad Disco“ ist bei PIAS erschienen (das alleine ist Garantie genug für hohe musikalische Qualität) und, da lege ich mich spontan fest, „Bikini Test“ wird der Indie-Sommerhit des Jahres (so es denn einen Sommer gibt). Rheses, das ist Wohlfühlpop mit extra Gänsehautfeeling dank der Stimme Aurélien Marie, die wie eine etwas glücklichere Version von Jeff Buckleys Organ klingt.

Wer hier nicht reinhört, ist selber schuld – oder ein abgrundtiefer Sommerhasser. Songs gibt es wie immer auf MySpace.

Am 18. Juli sind Rhesus am Paléo Festival zu sehen.

K-indie-sch

Der Tod der Musikkassette bedeutete wohl gleichzeitig auch das Aus des Kinderhörspiels und somit das Ende der Abenteuer von Winnetou, ???, Pumukel & Co. Zwar gibt es TKKG inzwischen auf DVD, doch die Kids von heute stehen wohl eher auf Ringtones und Happyslapping. Eine friedlichere Form der Kinderzimmerunterhaltung offeriert die kanadische Talentschmiede Paper Bag Records mit der Compilation „See You On The Moon – Songs For Kids Of All Ages“. Alles dabei, was das Kinderherz begehrt: Lullabies von Sufjan Stevens und Hot Chip, das rührende Märchen „Puff The Magic Dragon“ von Broken Social Scene, eine Gruselgeschichte von FemBots und Singuntericht mit Apostle Of Hustle. Eltern, die positiv auf die Sozialisation ihrer Kinder einwirken wollen, sollten zuschlagen.Š

Plasticine

Leute, ich sag nur Plasticine. Dagegen sind The Delilahs Kindergeburtstag. Die Pariserinnen sind dagegen voll La Boum!

(Mit Dank an Phyrrula)

What a Wonderful Life!

Think About Life heisst der neuste Schrei aus dem kanadischen Montreal (wir erinnern gerne an: Wolf Parade, Arcade Fire etc.) Think About Life sind aber weniger arty und vielmehr dancy. „Think About Life have been causing panic on dance floors and concert halls alike since the word began to spread quicker than avian flu following their first couple of shows“. Anzumerken ist noch, dass Think About Life sehr wohl dancy Rhythmen produzieren, dass sie das aber mit einer gehörigen Portion Noise versehen, so dass man dazu auch ganz gut nicht tanzen kann. Völlig zwangloser Indie-Dance, könnte man also sagen. Hört mal hier rein.

Dreieinhalbbisvierminutensongs

adem.jpg

Einst spielte Adem Ilhan mit Kieran Hebden in einer „Zwei-Mann-Post-Rock-Gruppe“ (Rolling Stone) namens Fridge. Sowohl Adem als auch Hebden wollten aber schon immer gerne etwas alleine machen. Der Erfolg meinte es schliesslich besser mit Hebden, der unter dem Namen Four Tet im „Underground-Laptop-Folk-Lager“ (nochmals RS) Erfolge feiern konnte. Adem hat nun sein zweites Soloalbum vorgelegt. Dass er damit erfolgreicher werden könnte als Hebden ist eher zweifelhaft, nicht zuletzt weil Adem, der aus London stammt, eine traurige Natur ist, die gerne experimentiert. So kommt es, dass sich auf „Love And Other Planets“ (Rough Trade/Phonag) herrlich traurige Dreieinhalbbisvierminutensongs versammeln, die nicht so richtig wissen, was sie zu tun haben. Dabei wäre Adem in der Lage, einfach gestrickte Jack-Johnson-Songs zu produzieren, um damit grössere Erfolge zu feiern als Hebden mit seinem Laptop-Folk. Aber er will und kann das nicht. Und das soll uns auch recht sein.

„Love And Other Planets“ kann problemlos so nebenbei aus der Anlage röcheln, ohne dass wir auch nur einen Funken Emotion verspüren können, ab und an wird’s etwas lauter, es gesellen sich Glockentöne oder ein Adem-Chor dazu. Mehr geschieht nicht. Wer sich jedoch öffnet oder sonst irgendwie plötzlich gefühlsanfällig wird und sich im richtigen Moment dem Album widmet, kommt kaum ungeschoren davon. Denn Adem hat etwas, dass den anfälligen Zuhörer sofort in seinen Bann zeihen kann. Etwas tief Sympathisches. Und auf seiner Website erklärt er, worum es auf „Love And Other Planets“ eigentlich geht: „It’s about space. And cosmic things. And people“. Ironiker, der.

The Delilahs bitten zum Tanz

Sie sind und bleiben die Lieblinge der Deutschweizer Presse: The Delilahs, aufgehende Musiksterne aus Zug. Am 5.6. erscheint ihre zweite Single, „Let’s Tango“. Wie schon bei der ersten Single „This Is It“ liefern die drei jungen Frauen einen schönen Remix des eigenen Songs mit (The Delilahs go Disco-Pop). Dazu gibt es, rechtzeitig zur Fussball-WM, den Song „One Nil At Home“. Durchaus WM-Hymnen-tauglich.

Alle genannten Songs gibt es auf MySpace.

Goldfish

Bevor der Mai zu Ende geht, muss ich noch etwas über die beste Schweizer Platte des Monats schreiben. Luzerns talentierteste und dem Vernehmen nach auch faulste Rockband hat es endlich geschafft: Highfish präsentieren nach zwei EPs ihr Debutalbum „Suck Push Bang Blow“ (Little Jig/Irascible). Und die Luzerner Haudegen schöpfen hier das ganze Potential aus, das sie damals mit „Rip Tide“ angedeutet haben. Das ist Stoner Rock von der ganz dreckigen Sorte. Hut ab. Wetten dass Albert Kuhn sie in der Weltwoche zum Anlass nimmt, um wieder mal über Basel herzuziehen?

Hörproben hier.