78s has left the building. ¯\_(ツ)_/¯

Alle 83 Artikel von Gregor Frei

Leeroy auf Werbetour

Mit seinem unnachahmlichen Rapstil und dem ausgeprägten Comedy-Talent trug Leeroy einiges zum Erfolg der Saïan Supa Crew bei. Nun hat er die französische Rap-Supergroup verlassen und bringt mit „Open Bar“ (Aktarus / EMI) sein erstes Solo-Werk. Musikalische Beats, wilde Flows und das Energie-Dogma: Leeroy ist dem bewährten Saïan-Stil treu geblieben. Eher ungewöhnliche Wege geht er jedoch in punkto Promotion (weitere Folgen hier):

[flash] http://www.youtube.com/watch?v=ryX2SwlMQ6U [/flash]

Oxmo kann’s besser (und länger)

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Was ist der Zusammenhang zwischen Strasse und Café? Richtig, Oxmo Puccino. Keiner representet derart literarisch. Eh ouais! Frankreichs bester Storyteller versöhnt sich dieser Tage mit DJ Cream – wobei es da gar nichts zu versöhnen gibt: Der Black Mafioso und der Plattendreher sind seit elf Jahren dicke Freunde. Mit „La Réconciliation“ (Rouge Prod) wollen sie nun ach so herrlich gloriose Zeiten aufleben lassen. Wobei sowieso alles herrlich glorios ist, was der Jazzbastardo mit seiner Stimme versehrt.

Göldin, der Croupier

fifuck.jpg„All songs created and destroyed by Göldin & Bit-Tuner„, steht auf dem Umschlag von „Fantasy Is Fucked“ (Quiet Records / RecRec). Und tatsächlich: Des „Kleinkunst-Königs“ neustes Werk tönt wie ein bedrohlich ratternder Lastwagen, dessen kaputter Motor durch nonkonformistische Texte im näselnden St. Galler Slang zur Hochform getrieben wird. In der Spannung zwischen Phantasie und Zerstörung wird das scheinbare Chaos, der Dreck, der Alternativismus zur sauber arrangierten Eingängigkeit – „anderersiits über anderi beats“ zwar, aber trotzdem musikalisch überzeugend, wenn nicht partytauglich. Das ist der Unterschied zwischen Göldin und Kutti.

Ein überzeugendes Beispiel ist „Walter Stürm“: Auf düster-dreckigem Bit-Tuner-Beat-Teppich rast Göldin in ein Nirwana unanständiger Lyrik, wo er weder Halt macht vor „Han en ganze Stapel Kunstgwärbschüelerinne im Tüüfchüeler dinne“ noch vor „Schüüs Rakete in Himmel ufe, bin wie de Walter Stürm, ich schaffs immer wieder use“. Tatsächlich ist es Göldin & Bit-Tuner nun bereits zum dritten Mal gelungen, aus dem Gefängnis musikalischer Standards auszubrechen, ohne sich auch nur ansatzweise in Selbstgefälligkeit zu verlieren. Versteckt hinter selbstironischem Auftreten und scheinbar dilettantischem Artwork leisten sie Grosses, nämlich die Verbindung von Slam Poetry mit dem Club. Und wenn Göldin sagt „Ich bin en Croupier, und du häsch dis Vermöge verspilt“, dann weiss er genau, mit wem er spricht: mit dem Schweizer Rap nämlich.

„Fantasy is Fucked“ wird morgen in der Kalkbreite 4 (ZH) getauft.

Q-Tip & Common

commbild.jpgDas ist mal ’ne Aussicht: Keine Geringeren als die beiden Rap-Superhelden Q-Tip und Common tun sich zusammen. Die A Tribe Called Quest Seele und der Conscious-Titan wollen auf der gemeinsamen US-Tournee mit den Aufnahmen beginnen und dann als „The Standard“ Gehörgänge und Gehirnströme rocken. Soviel ist klar: Wir werden’s lieben. Und bereits vorher kommt ja das.

Rapper auf Velos

Was, Bentley? Moderne MCs posen auf Fahrrädern. Bensch hat’s getan, nun tun es die Delinquent Habits – auf einem Beat der Superstar DJs, wohlgemerkt.

[flash]http://youtube.com/watch?v=BMJWU9nnCK4[/flash]

Der EM-Song

Auch wenn es um die Kredibilität der Bösen Bärner Buben nicht erst seit ihrem Möchte-Gern-Sommerhit schlecht bestellt ist, wage ich zu behaupten, dass der EM-Song von Wurzel 5 – verglichen mit dem letztjährigen WM-Debakel – doch schon mal ein Fortschritt ist. Zigi und Zagi Trix und Flix sind gleicher Meinung.

Wurzel 5 – Lueg zu dim Bitz:

[audio:http://www.euro08-bern.ch/wurzel5/Wurzel%205%20-%20Lueg%20Zu%20Dim%20Bitz.mp3]

Dynamite Deluxe kommen zurück

dynamite-deluxe.jpgWieder einmal eine Reunion: Samy Deluxe, ehemalige Ganja-Lunge Nr. 1, DJ Dynamite, auch bekannt als Joni Rewind, sowie Tropf, Hansdampf in allen Hansestadt-Gassen, sind ab 2008 wieder Dynamite Deluxe. Das ist bemerkenswert, weil das Hamburger Trio vor sieben Jahren mit „Deluxe Soundsystem“ wesentlich zur Golden Era des Deutschrap beitrug, resp. mit einem historischen Mix aus Skillz und Spass eines der besten Deutsch-Hip-Hop-Alben überhaupt schuf. Das Nachfolgewerk erscheint im Januar, ein Amuse-Gueule gibt es hier oder hier.

78s c’est kho, mon gars

78mec.jpgIn Paris tobt seit einigen Jahren ein kleiner Departementskrieg. Dabei geht es nicht wie hierzulande darum, ob der Christoph oder wie bis anhin der Moritz die Umwelt-Emissionen bestimmen darf, sondern um die Frage, wer die derbsten Raps drescht respektive die besten Beats bastelt. So behauptet Mac Tyer93 tu peux pas test„, Booba hingegen schwört auf 92i, obwohl das Haute-de-Seine Département gleichzeitig die Herkunft des verhassten Oberhaupts der Grande Nation ist.

Ganz klare Sieger im verbal-musikalischen Kräftemessen sind logischerweise die Leute aus dem Département 78. Im Stadtteil namens „Yvelins“ tummeln sich Acts wie L’Skadrille, Expression Direkt, Effi Ello und viele andere, die sich nun zu einer Compilation zusammengetan haben – Um 78s Respekt zu zollen und aufzuzeigen, dass es nicht nur in der Musikblog-Welt die Ziffer 78 ist, die den Ton angibt. Wir fühlen uns geehrt.

Oh yeah, Dr. No!

dr-no.jpgWenn dieses Album eine Weltreise ist, dann ist die Welt gut.
Oh No, ein weiterer Halbgott aus Steinwerfergefilden, trampt mit seinem zweiten Instrumental-Wurf erfolgreich durch den Libanon, die Türkei, Griechenland und Italien. Daraus entsteht okzidentalischer Headbanger-Wahnsinn, Multikulti-Indie-Clubshit und einiges mehr – „Dr. No’s Oxperiment“ (Stones Throw / Musikvertrieb) ist eine einzige Ekstase, ein Mosaik aus melodiösen Erleuchtungen und rhythmischen Hypnosen. Das tönt jetzt übertrieben, entspricht aber durchaus der Realität, die Brother Oh hier erschaffen hat. Fünf-Sterne-Musik.

Der DJ im Kreis: Friction im Interview

frico.jpgDie Best-of Platte von Freundeskreis, „FK 10“ (Four Music / SonyBMG), steht seit einigen Wochen im Laden. Die dazugehörige Tour führte Max Herre, Don Philippe und DJ Friction auch in die Schweiz. Zeit für ein Gespräch.

Frico, warum gibt’s FK 10?

Das hat mit der Anfrage vom Splash!-Festival begonnen: Die haben dieses Jahr das 10-jährige Jubiläum gefeiert und zurückgerechnet – 1997 kam unser erstes Album raus. Auch wenn wir seit sieben Jahren nicht mehr aufgetreten sind, hat uns die Idee überzeugt. Und da es sich nicht lohnt, eine Band nur für ein Festival zusammenzustellen, gibt’s nun eine kleine Jubiläumstour und das Best-of.

Weshalb habt ihr kein neues Album aufgenommen?

Zwischen 1994 und 2000 waren wir ausschliesslich mit Freundeskreis beschäftigt. Inzwischen sind wir alle solo tätig, haben uns weiterentwickelt, machen z.T. ganz unterschiedliche Musik. Die Zeit zu nehmen, um wieder FK zu machen, fällt jedem irgendwie schwer. Abgesehen davon, wollen wir nicht versuchen etwas zu konservieren und nur weiterzumachen weil’s früher so toll war. Vielleicht passt’s irgendwann wieder, aber nicht jetzt.

Wie seid ihr an die zwei neuen Songs herangegangen?

Sie sollten natürlich konzeptionell irgendwie ins Album passen. Deshalb war es klar, dass es Hip Hop Tracks sein sollten. Darüber hinaus wollten wir zeitgemäss klingen und trotzdem an den alten Sachen anknüpfen, die Latte war also hoch. Wenn mir unsere beiden Alben anhöre, muss ich schon sagen, dass wir einen ziemlich hohen Output an zeitlosen Tracks hatten, die heute noch Bestand haben und im Radio laufen. Das waren halt musikalisch und textlich richtige Songs, nicht nur vom Moment gemacht, wie es sonst bei Rap häufig der Fall ist.

Du bist DJ einer Band, die als politisch gilt. Wie politisch bist du denn?

Ich sah Freundeskreis nie als politische Band. Wegen zwei, drei politischen Songs pro Platte wurden wir abgestempelt, obwohl der Rest aus Liebesliedern und normalen Hip-Hop-Themen bestand. Max hat schon ein ausgeprägtes politisches Bewusstsein, dass er in seinen Texten rüberbringt. Ich für meinen Teil hab kein so starkes Politik-Interesse wie Max.

Max schreibt die Texte mit der Musik zusammen. Inwiefern denkst du sind seine Texte auch Abbild der Musik von dir und Philippe?

Ich denke schon sehr stark, weil es bei Max sehr ausgeprägt ist, dass er die Musik als Inspiration für den Text braucht. Philippe und ich haben unzählige Beats gemacht, damit überhaupt einer ihm gefällt – es ist nicht so, dass wir zehn Beats machen, und fünf gefallen Max, sondern wir machen 30 – 40, und da ist vielleicht einer dabei, der ihm annähernd gefällt. So muss man sich das vorstellen…

Wo bleibt eigentlich der Nachfolger von Freundeskreis?

Auf den warten wir ja alle. Irgendwie will keiner den Schuh anziehen. Ich weiss auch nicht, warum. Niemand kommt nach, der in der Qualität mit diesem Ansatz was rausbringt.

Vielleicht, weil alle Angst haben vor dem Vergleich?

Vielleicht… (lacht)