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Alle 145 Artikel von 78s Redaktion

78s-Motel: Samuel Burri träumt von gutem CH-Radio

Nach der anstrengenden letzten Woche, technischen Turbulenzen und dem Sendestart vor drei Stunden will ich nur noch schlafen. Und nun fragt mir der Nachtportier, wieso ich eigentlich diese Radiostation gegründet habe. Auf diese Frage habe ich immer noch keine gute Antwort bereit.

Die einfachste Antwort ist: ich mache Radio Casablanca, weil es das Radio meiner Träume nicht gibt in der Schweiz. Damit suggeriere ich dummerweise, dass wir nun ein traumhaft gutes Radio machen werden, was so auch wieder nicht stimmt. Ein solches Radio würde ja länger senden als bloss einen Monat.

Aber nun bin ich nicht mehr zu halten, werfe dem Nachtportier, der eigentlich bloss noch kurz smalltalken wollte, mein ganzes Arsenal an Gründen an den Kopf, wieso es in der Schweiz keinen traumhaft guten Radiosender gibt.

1. Konzessionen für neue Sender gibt es kaum (ausser bald in Winterthur).

2. Die SRG ist hat zuviel Macht und schaut zu sehr auf Quoten und Altersgruppen, statt auf Musikgeschmack. Tut mir leid, Mutti!

3. Die Privaten haben wenige Freiheiten, zu kleine Sendegebiete (= wenig Geld), sind aber auch nicht besonders originell.

4. Die Alternativen sind zu alternativ, haben kein klares Profil und werden darum kaum gehört. (Braucht es eigentlich noch Programme für ethnische Minderheiten, wenn man per Satellit und Internet das Heimatland bei sich in der Stube hat?)

5. DAB hat keine Empfänger und ist zum Senden zu teuer.

6. Internetradio ist Spartenradio, schwer zu finden und richtet sich an wenige Leute.

7. Die Vorstellungen über einen traumhaft guten Radiosender divergieren. Auch in der Radio Casablanca-Redaktion.

Das war jetzt etwas viel, für den armen Nachtportier. Sorry! Ich sollte jetzt sowieso schleunigst in die Federn. Hoffentlich träume ich diese Nacht nicht vom Radio.

> Sämi Burri (29) war fünf Jahre Moderator bei DRS 1. Nun hat er mit Radio Casablanca sein eigenes Radio gestartet, auch wenn’s nur einen Monat geht.

Illustration: Sarah von Blumenthal

Mañana sagen Hallo aus dem Studio

Gute Drogen machen gute Alben, was? (English version below)

Wir haben jetzt eine Woche hier in Hamburg hinter uns. Das Schlagzeug, der Bass und die Hälfte der Gitarren sind im Kasten und langsam haben wir eine Idee wie das Album klingen wird. Bis jetzt würden wir die Platte so beschreiben: Treibende Beats treffen auf knurrige Bässe und funky Gitarren. Die Leute hier im Studio wippen alle mit den Füssen so bald sie unseren Raum betreten…

In den nächsten Tagen kommen wir zu einem der wichtigsten Schritte unserer Albumproduktion, dem Atmosphärenteil – Piano und Synthesizers – Wer ist bloss dieser Mann an den Knöpfen?wo wir versuchen werden, unseren eigenen Sound zu definieren. Wir sind extrem froh, dies mit Ken zu erarbeiten, da er in Sachen Soundlandschaft schon viel Erfahrung gesammelt hat. Wir haben alle das Gefühl auf dem richtigen Pfad zu sein und unserem Ziel mit jedem Ton näher zu kommen. Heute mussten wir uns leider von David, unserem ProTools-Engineer verabschieden. Er hat uns die ganze Woche begleitet und unterstützt in dem er mit viel Geduld alle unserer Takes aufgenommen und editiert hat. An dieser Stelle ein grosses Dankeschön an dich David! Wir freuen uns euch bald etwas präsentieren zu können – bis dahin cheerio aus Hamburg.

Jen – Samuel – Jan – Lori – Manu

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78s-Motel: Iron & Wine geben Jonathan ein Ständchen

Der Ventilator surrt wieder, Moritz‘ Büchsenwurf war wohl nicht besonders nachhaltig. Ich kann nicht einschlafen, also hör ich noch etwas Musik. Der Shuffle-Modus entscheidet sich für „Muddy Hymnal“ von Iron And Wine. Nicht die Version die auf dem Album „Creek Drank The Cradle“ (Sub Pop, 2003) zu finden ist, sondern eine, zu der ich ein ganz besonderes Verhältnis habe. Eine von der ich behaupten kann, dass es sie ohne mich nicht gäbe. Hier die Geschichte dazu:

Am 13. Mai 2006 waren Iron And Wine – ein Sub Pop-Act und somit eine „meiner“ Bands – mit Calexico im Zürcher Volkshaus zu Gast, um die gemeinsam eingespielte EP „In The Reins“ vorzustellen. Am Nachmittag war ein Studiobesuch bei DRS3 vorgesehen, für Sounds! sollten ein Interview und ein paar Songs aufgezeichnet werden. Leider wurde Moderator Simon Steuri kurzfristig krank, das Interview musste abgesagt werden. Um nicht mit leeren Händen da zu stehen, fragte ich Iron And Wine-Kopf Sam Beam ob er nicht statt im Studio in den Katakomben des Volkshauses einen Song aufnehmen wolle. Am Vorabend hatte ich in der Luzerner Boa beim Gespräch mit Iron And Wine-Bassist EJ erfahren, dass dieser als Tontechniker bei Pixar („Finding Nemo“ etc.) arbeitet. Mein Kalkül: Ein Tontechniker geht nicht ohne mobiles recording equipment auf Tour, ergo sollten wir in der Lage sein, backstage eine brauchbare Aufnahme zu produzieren. EJ war tatsächlich bestens ausgerüstet und Sam, der lieber musiziert als Interviews zu geben, war von der Idee begeistert.

Noch während ich draussen mit Tourmanager Howard Greynolds plauderte, wurde drinnen in Windeseile dieses wunderschöne Stückchen Musik eingespielt. Als besonderes Schmankerl hatte sich Joey Burns von Calexico am Akkordeon dazu gesellt. Als die beiden am Abend dann noch „meinen“ Song spontan auf die Setlist setzten, war ich einen Moment lang der glücklichste Mensch der Welt.

Die Aufnahme will ich euch natürlich nicht vorenthalten:

[audio:http://www.78s.ch/wp-content/uploads/2007/08/muddy-hymnal-acoustic.mp3]

Jonathan Winkler ist als jdw unser zuverlässigster Kommentator sowie unser externes Korrektorat und ausserdem Gitarrist bei Flink und Promomensch bei Irascible.

Illustration: Sarah von Blumenthal

Mañana: Geschichten aus Tausendundeiner Snare…

(English version)

Unser dritter Tag im Studio. Gut eingelebt und eingerichtet kommen wir nun so richtig in Fahrt. Die Drumsession konnten wir gestern bis auf weiteres abschliessen und fokussieren uns nun auf das Leben auf der Reeperbahn! Ausser Samuel, der Arme, der muss sich nun seinen Bassparts widmen…

Nein nein, unser Team funktioniert super und mit jedem Tag steigt die Spannung, wohin uns unsere musikalische Reise führen wird. „Wir sind erst auf den ersten Seiten des Buches“ wie unser Produzent Ken zu sagen pflegt. Eingedeckt zwischen tausenden von Snaredrums, Bassdrums und Cymbals konnte ich mir am ersten Tag zuerst mal freien Lauf lassen, konnte mich austoben, eingrooven und nahm zusammen mit Ken und David, unserem Engineer, den Drumsoundcheck vor.

[flash]http://www.youtube.com/watch?v=_62ESgxK0rU[/flash]

Dann ging alles ziemlich schnell: Wir hörten uns die Demos an, besprachen gemeinsam den Drumsound und ich konnte damit beginnen, den Grundstein für unser Album zu legen. Zusammen mit Manuel, manchmal mit dem Demo als Guideline oder auch ganz alleine konnte ich mein schönes Ludwig verewigen und nun höre ich mir bereits alle Drumparts an. War`s das schon? Ist das nun mein Teil auf unserem Album? Hmm…?

Liebe Grüsse Lori // Mañana

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Mañana: What would Brian Boytano do?

Im Studio angekommen: Mañana (English version below)

„..Hilfe, Der Strom ist aus…“ mit dieser Ansage und einem grossen Gekrache hat am Samstag unser von Greenpeace organisiertes Konzert in Liestal begonnen. Obwohl wir alle etwas ausgelaugt und müde waren, konnten wir somit inspiriert unsere Vorproduktion von letzter Woche abschliessen. Es war für uns alle eine sehr intensive Zeit – viel denken, spielen, reden, fühlen (nach Produzent Ken Thomas das wichtigste!), rauchen, essen (Dank Ergün in Lausen viele feine Pizzas) und trinken – und dies alles in unserem Bunker ohne Tageslicht. Den passenden Teint fürs Studio haben wir also schon!

Am Sonntagmittag haben sich dann Samuel und Jenny mit voll gepacktem Wagen auf die deutsche Autobahn bewegt und sich auf nach Hamburg gemacht. Eine lange, etwas anstrengende, aber auch sehr schöne Reise – geprägt von einem Song aus dem Spielfilm von South Park (s.Titel), den sie sicher all Stunde mal anhören mussten und sich köstlich amüsiert haben. Der wird sie wohl für immer an diese Reise erinnern! Die restlichen Jungs und Ken sind unterdessen am Abend mit dem Flugzeug in der Hansestadt eingetroffen, wurden abgeholt und direkt zur Unterkunft gebracht – für den Maestro ein Hotel in der Nähe des Studios und für die Band ein Apartment 5 Minuten von der Reeperbahn entfernt.

Als das Auto dann gegen Mitternacht ankam, liessen wir es uns natürlich nicht nehmen noch einen ersten Blick ins Studio zu werfen. Die Atmosphäre in einem Studio ist immer sehr speziell, es fühlt sich an wie eine Art Blase, in der die Zeit einfach stehen bleibt… Wir können jedenfalls alle kaum darauf warten endlich loszulegen und die Songs Stück für Stück fertig zu stellen – morgen geht’s los!

Liebe Grüsse aus Hamburg!
Mañana

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Mañana starten mit Bier und Demos

Blick nach Hamburg: Mañana(English version)

Die lang ersehnte Produktion unseres Debut-Albums hat am letzten Samstagabend nun endlich begonnen: mit der Ankunft unseres Wunschproduzenten Ken Thomas und ein paar Bier am Rhein. Schon am nächsten Morgen holten wir ihn im Hotel in Basel ab und fuhren direkt in unseren Probenraum in Lausen, um gleich mit der Arbeit anzufangen und die Auswahl der 10 Albumtracks zu treffen. Der Hauptteil der Vorproduktion in dieser Woche besteht darin unsere Demo Versionen unserer Songs zu hören, über sie zu sprechen und vor allem an der Struktur und der Basis zu arbeiten. Den Rest schauen wir dann aufgrund der kurzen Zeit, die uns zur Verfügung steht, im Studio detailliert an.

Natürlich braucht es bei der Zusammenarbeit mit einem Produzenten immer einen Moment bis das Eis gebrochen ist und die Ideen und Visionen auf der gleichen Ebene sind – wir sind jedoch mit unserer Entscheidung mehr als zufrieden und fühlen uns sehr geehrt die Möglichkeit überhaupt zu haben mit ihm arbeiten zu können! Als Abschluss dieser Woche spielen wir morgen Abend um 22.30h am Naturtalent Festival in Liestal und würden uns natürlich sehr freuen euch noch dort zu sehen! Am Sonntagmorgen geht es dann im Studio in Hamburg weiter – ein Roadtrip steht für Sämi und Jenny an, ein EZY-Flug für den Rest…

Bis bald
Jennifer, Manu, Jan, Lorenz, Samuel

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78s-Motel: Die CH-Musikszene saugt. Ein Pamphlet.

Die Schweizer Musikszene ist geprägt von Durchschnittlichkeit und Konsensmusik, zu der sich gegebenenfalls sogar Doris Leuthart bekennen könnte. Die letzte Single der Lovebugs: woran hat sie Euch erinnert? Coldplay, Keane und Konsorten? Die Lovebugs verfügen über das zweifelhafte Talent, England konsequent ein paar Jahre hinterher zu hinken. Produziert wird eine Britpopsauce der übelsten Art; musikalisch etwa so gewagt wie ein Sprung vom Beckenrand ins Nichtschwimmerbecken.

Eine weitere Band, die sich seit ihrer Gründung vehement und äusserst erfolgreich gegen den Zeitgeist zu sträuben vermag und sich weder um Trends noch um Qualität schert, ist Gotthard. Zugegeben, ein leichtes Opfer! Fast könnten sie einem Leid tun, wie sie dümmlich in die Kameras linsen und grenzdebile Sätzli in die Mikrophone stottern.

Aber was hacke ich hier auf den Lovebugs und Gotthard herum? Die wollen von ihrer Musik leben und da muss man in der Schweiz halt den einen oder anderen Kompromiss eingehen. Zu viele, wie ich meine.

Die genannten Bands stehen hier stellvertretend für die Durchschnittlichkeit, welche sich in der Schweiz schon lange als Qualitätsstandard etabliert hat. Die Deutschschweizer Musikszene ist im Allgemeinen ja auch kaum der Rede wert. Ein paar löbliche Exponenten gilt es jedoch ehrenhalber zu erwähnen: Die Arbeitstiere von den Peacocks, Admiral James T. oder die Indienerds von Disco Doom. Sie alle machen Musik mit Substanz und hohem Qualitätsanspruch.

Alle anderen Bands, die ständig irgendwelchen anderen Bands hinterher rennen und dabei jede erkennbare Spur von Originalität vermissen lassen, kann man getrost überhören. Sie verschwenden ihre und letztlich auch unsere Zeit. Aber immer schön wichtig tun; einen dicken Myspace-Auftritt mit professionellen Fotos und Millionen von Freunden. Dabei fehlt es an allen Ecken und Enden; an Talent, an Originalität, und an Qualität.

Ein Highlight der Schweizer Musikszene – man könnte fast schon sagen „das Fieberbarometer der Schweizer Musikszene“ – ist Weekend Music auf SF DRS. Moderationstalent Dani Beck lädt Woche für Woche unnötige Bands zu sich ins äusserst stilvoll eingerichtete Studio ein, um ihnen aufschlussreiche Sätze wie: „Ou ja, isch lässig gsi am Gurte letscht Jahr“ zu entlocken.

Erbärmlich das alles, isn’t it?

Patrik spielt, ebenfalls erbärmlich, Gitarre in der unbedeutenden und überbewerteten Instrumental-Band Kid Ikarus. Er ist Mitbegründer des unspektakulären und finanzschwachen Indielabels Ikarus Records.

Illustration: Sarah von Blumenthal

Lecker Kuchen: 78s FörderBand Zwischenstand

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Lecker Kuchen: 78s FörderBand Zwischenstand

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78s-Motel: Musikpirat M. sagt den Majors den Kampf an

Meine Tanz-Reise in die Musik begann vor etwa vier Jahren. Bis dahin hin war ich ein gescheiterter Schlagzeuger, R.E.M.- und & Beatles-Hörer, Informatiker und Internet-Junkie der ersten Generation. In dieser Zeit wurde Napster von den Plattenbossen geschlachtet. Ich glaube seit ich tauschen kann, glaube ich an die Kraft und die Möglichkeiten der Tauschbörsen, bin ich doch selber ein Kind der Softwarepiraterie, und im Zug der öffentlichen Verteufelung der Tauschkultur wurde ich auf die Missstände in der Musikindustrie aufmerksam gemacht. Mein Interesse an der mächtigen und faszinierenden Industrie war geweckt.

Zusammen mit meinem Freund Germi, der wusste was gute Musik ist und wo sie zu finden war, machten wir uns ans Werk. Mit der fixen Idee, den Majors zu beweisen, dass es auch anders geht, haben wir uns in die Schlacht geworfen. Heute weiss auch ich mehr über gute Musik, sitze in diesem Motelzimmer und tanze noch immer mit der Musik.

Bevor ich das Motel betrat, war ich mit einem unserer Mentoren zum Abendessen verabredet. Zu einem aufschlussreichen. Er ist zwar nicht aus der Musikbranche, doch die Macher der bewegten Bilder wissen ziemlich gut, wie man als Indie etwas Beständiges aufbauen kann. Ist der Schweizer Film der Musik nicht um Jahre voraus? Wird wohl so sein. Ich wünsche mir deshalb noch mehr gute Bands und Labels. Wünsche mir umso mehr, dass kantonale sowie regionale Grenzen ein für alle mal abgeschafft werden. Und noch etwas, da bin ich mir ganz sicher, es gibt eine ganze Menge Hörerinnen und Hörer, die wir mit unserer Musik beglücken können! Es gibt nur eins: Packt jetzt zu – die Grossen schwanken!

Wenn ich die Beiträge meiner Vorgänger lese, wundert es mich dass sich niemand über den total nervigen und laut surrenden Ventilator genervt hat. Mein gezielter Wurf mir der vollen Bierdose bringt das Monster zum Schweigen und mir eine riesen Sauerei! Mal schauen was der Room-Service in diesem Motel taugt.

> Moritz Zumbühl ist Co-Gründer von Künschtli.ch und Managing Clown bei Feinheit.

Illustration: Sarah von Blumenthal