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Mile Me Deaf: Neues Album und «Track-by-Slack»

Von    |   30. April 2014   |   0 Kommentare

Liner Notes fürs Herz, nicht für die Masse. Die Wahl-Wiener von Mile Me Deaf mausern sich mit ironischer Slacker-Attitüde zum ernsthaften Lo-Fi-Pop-Geheimtipp.

MMD_Holography_Cover

Manchmal, wenn Texte vor jugendlicher Inbrunst triefen und Instrumente in scheinbar improvisiertem Chaos aufeinander knallen, kann ein Blick hinter die Kulissen vieles erklären. Der Song wurde live eingespielt? Ah. Die Lyrics zu jenem Lied warten schon seit dem 16. Geburtstag in einer Schublade auf den passenden Riff? Alles klar. Ein Director’s Cut der Band beantwortet Fragen und dekonstruiert Mythen.

Nicht so bei Mile Me Deaf. Der Track by Track Guide, den die österreichische Band für ihr Album «Holography» (VÖ: 2.5. / Siluh Records) schreibt, erzählt von Einflüssen wie das Videospiel Resident Evil, die TV-Serie Eine Schrecklich Nette Familie und amerikanische Verschwörungstheorien. Wolfgang Möstl, Mastermind der Band, liefert einen stilisierten Einblick in den Bandalltag, der sich eher wie das Tagebuch eines Stoners anhört als wie eine Dokumentation von technischen Aufnahmestrategien oder emotionalen Anekdoten. Und das ist auch gut so.

Der umtriebige Möstl (Sex Jams, Killed by 9V Batteries) schafft sich nämlich mit Mile Me Deafs zweitem Longplayer ein Plätzchen in die derzeit etwas strapazierte Nische des 90s-Indie, in die seine verschrobene Schreibe vorzüglich passt. Die Songs geben ein anerkennendes Nicken in Richtung Guided By Voices («Shiver») und Yo La Tengo («War Bonding») ab und die (optischen) Ähnlichkeiten von Möstl mit Stephen Malkmus werden bei «Gold Kid» praktisch unübersehbar.

Das Album «Holography» erscheint am Freitag beim österreichischen Label des Vertrauens, Siluh Records, als LP, CD und digital. Nach einer mehrwöchigen Balkantour mit Sex Jams machen sich Mile Me Deaf bald zur Konzertreihe in Deutschland auf. Schweizer Daten sind noch keine bekannt.

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