MauB 01: Session Vom Dach
Von Christoph Ruckli | 25. Januar 2014 | 0 Kommentare
Live-Auftritt trifft auf Experimental-Spielplatz: Die Session vom Dach präsentiert einen Mix aus Musikvideo sowie Filmkunst. Und hinterfragt gleichzeitig eigene Strukturen.
„Session Vom Dach, die neuste Idee in der Luzener Musikszene. Musiker aller Stilrichtungen vollbringen live Auftritte und erzählen über ihr Wirken, während Videokünstler für die Visualisierung sorgen.“ So verspricht der Pressetext einen neuen Schuss Innovation Richtung Schweizer Musikmarkt. Im Vordergrund des Projekts steht das Experiment. Drei Filmer haben sich künstlerische Freiheit auf die Kappe geschrieben, um ihren Videos das gewisse Etwas zu verleihen. Für jede Session wird ein Konzept erstellt und im Luzerner „Studio vom Dach“ angewendet. Opulente Lichtshows, Wohnzimmeratmosphäre, ausgefallene Szenerien und Motive: Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Im Anschluss stehen die Bands ausserdem einem Musikjournalisten Rede und Antwort. Und ehe man sich versieht, wird das Endprodukt in der Regel am ersten Mittwoch des Monats im Treibhaus Luzern präsentiert und nach der Premiere online gestellt. Wer die Erstaufführung besucht, kann im Anschluss zudem gleich noch ein Live-Konzert des visualisierten Künstlers miterleben. Das erste Dreierpack ist bereits geschafft: Die Clips zu Sleepyhouse, Widdershins und Who’s Elektra befinden sich auf dem Youtube-Channel. Nun folgt mit Doomenfels, Ursina und Hansimoto die zweite Veröffentlichungsrunde. Gleichzeitig befinden sich die neusten Sessions schnittbereit im Kasten: Japrazz, Roy and the Devil’s Motorcycle sowie Grimsvötn sind in Arbeit. Keine Spur von Entspannung also.
Das Projekt befindet sich konstant in der Entwicklung. Drei Filmer, ein Tontechniker, ein Texter und ein PR-Verantwortlicher tüfteln in ihren Bereichen Bild, Ton, Text. Gerade die Live-Premieren würden in Zukunft Richtung Show à la Jools Holland ausgebaut werden. Ausserdem soll der journalistische Kontext stärker gewichtet werden. Beispielsweise entsprechen Interviews mit Schweizer Musikern oftmals einer Herausforderung. Aufregung, Blackout, knurzige Anti-Auskunftshaltung oder schlichtweg ein Bier zu viel: Nicht jeder ist zum Interviewgast geboren. Da ein gutes Gespräch spannenden Mehrwert verspricht, muss experimentiert und ausprobiert werden. Bei den folgenden Sessions sitzt beispielsweise der Musikjournalist nicht mehr unsichtbar hinter der Kamera, sondern im Bild. Wie das dann genau aussehen soll, entscheiden Teamsitzungen. Videos wie jene des amerikanischen Radiosenders KEXP aus Seattle oder die grandiose Arte-Sendung One Shot Not dienen als Inspiration. Neben dem Ausblick gibt’s den Rückblick: Vergangene Sessions werden analysiert und ausgewertet. Ein wichtiges Qualitätsmerkmal ist zudem die Varianz der Musikformationen: Verschiedene Stile seien das Ziel und entscheiden über das jeweilige Produkt. Egal ob HipHop, Rock oder Jazz: Bei der Session Vom Dach ist jede Musikformation eingeladen, sich zu bewerben, sofern sie nicht schon vorher angefragt wurde.
Vorerst gilt der Fokus aber dem aktuellen Projekt: Doomenfels spielen für einmal als Trio in der Gewerbehalle, weshalb die neue Session ausnahmsweise nicht im Treibhaus präsentiert wird. Wer die LoFi-Dark Folker um den Zürcher Dominic Oppliger (Legendary Lightness, Yakari) sehen will, sollte also am 25. Januar Luzern ansteuern. Oder den Tag danach abwarten, wenn der Film veröffentlicht wird. Doch muss im Endeffekt betont werden: Die Videos präsentieren nur einen Ausschnitt des musikalischen Schaffens. Und vor allem ersetzt die beste Filmproduktion (zum Glück) den Live-Auftritt nicht.
In Zusammenarbeit mit 78s.ch stellt Session Vom Dach-Texter Stoph Ruckli in Zukunft jeweils zum Start eines neuen Videos die jeweilige Formation vor und setzt im Anschluss die Session dazu. Gleichzeitig dient jener Artikel als Startschuss zur Reihe „Musik auf unserem Bildschirm“, kurz „MauB“. Verschiedene Musikformate auf Internetplattformen oder im Fernsehen werden vorgestellt, wobei als Mehrwert besondere Auftritte gezeigt werden sollen.
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