K-ness is Darkness
Von Serena Jung | 22. Oktober 2013 | 0 Kommentare
Oder doch nicht? Bitte.
Ich lerne Koreanisch. Seit zwei Wochen sogar im Tandem. Eine der ersten Fragen meines 25jährigen männlichen Gegenübers war natürlich: «Magst du K-Pop?» Meine Miene verdüstert sich. Ich schüttle den Kopf. «Oh, das verstehe ich.», meint Min-uk. Nach einem kurzen Moment der seligen Zufriedenheit, bemerke ich erst, dass das Verständnis vielleicht gar kein Einverständnis ist: «Und du?» – «Natürlich! Das ist meine Kultur!»
Nun, normalerweise lerne ich Sprachen – und wenn ich «normalerweise» sage, meine ich damit Englisch –, indem ich mich von Kulturerzeugnissen berieseln lasse und so meinen passiven Wortschatz aufbaue. Ein so bewährtes Vorgehen – und in Koreanisch einfach nicht umsetzbar, da es mit geringen Kenntnissen beinahe unmöglich scheint, Serien zu finden, die nicht nur in überzeichneten Stereotypen den «Prinz und den Bettelknaben», «Aschenbrödel» oder irgendeine Geschichte über eine bestimmt himmeltraurig und in zehn Leben nicht zu erfüllende Liebe abhandelt. Und die Musik? Let me put it this way: K-Pop ist der Antichrist auf acht Beinen. Seelenlose Mädchen im harmlos anrüchigen Aufzug – und doch jede mit einer anderen Frisur, ihrem Charakter entsprechend, versteht sich –, die eine Choreographie so gemütsarm abspulen, dass einen – oder mich – das Grauen im Nacken packt, röchelnd in die tiefste Nacht verschleppt und ins vor hungrigem Nachwuchs berstende Nest spuckt. Das Gleiche gibt es übrigens auch in Jungs.
Nun, gestern habe ich nochmals eine Recherche gewagt – so sehr glaube ich an die Erweiterung meines Horizonts durch reine Berieselung. Und das feierliche Resultat: dieses Korea ist nicht dem kulturellen Fegefeuer geweiht. Und: Blogs sind super! Wie zum Beispiel RECANDPLAY.NET, der wohl nicht mehr aktiv ist, aber im globalen Spirit Videos produziert wie die Concert à emporter oder unsere Hauseigenen Rikschasessions. Also Frohmut und forsches Forschen!
Trampauline – Anthropology
Kim Il Du – One Question
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