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Myron & E und der Soul

Von    |   13. August 2013   |   0 Kommentare

Myron & E operieren am offenen Herzen – wie es die Überlieferung gebietet – und halten die Flamme am Leben.
Myron & E

Myron Glasper und Eric Cooke haben ein Album aufgenommen, das mit vollmundigen Arrangements ein Schleifchen windet um den strapazierten Neo Soul, der doch eigentlich nichts anderes sein will, als Soul. Denn als der Blues unversehens elektrisch gespielt wurde, da sagte man ihm auch nicht mahnend, er sei von nun an der Neo Blues, weil er den Blues mit unlauteren Mitteln überholt habe und der Blues nun einmal ein Bleiberecht habe, da wo er war. Ganz recht, der Blues hat ein Bleiberecht – überall wo er ist. Vom Moog Synthesizer bis zum Vibraphon. Von Blind Willie McTell bis Gary Clark Jr. Genau so der Soul: von Sam and Dave bis Hot Chip. Derselbe Begriff hatte im musikalischen Sinn noch nie die Vereinheitlichung des Klangs zum Thema. Weshalb also so umständlich, wenn’s in Wahrheit ganz einfach ist?

Das Album von Myron & E muss sich indes nicht mit seiner Namensfindung auseinandersetzen. Zum einen wurde es längst mit einem treffenden Namen versehen, „Broadway“ nämlich, zum anderen sind darauf die Soul Investigators zu hören. Zusammen mit Nicole Willis sind die Finnen verantwortlich für eine erfrischende Welle neuer Soul Musik, welche vor ein paar Jahren bis in die Hitparaden hereinschwappte. „Broadway“ schlägt nie mit aufsässigen Bässen um sich, wie das bei einigen Daptone-Aufnahmen der Fall ist. Stellenweise möchte man fast schon meinen, es habe sich eine Prise DIY in die Produktion eingeschlichen nach dem Vorbild von Donnie & Joe Emerson etwa. Keine dickgemachte Rhythm Section, welche die doppelte Reminiszenz zum Hip Hop besonders betonen will, baut sich auf vor einem. Die Konzentration liegt ganz auf den inneren Werten, wie das Isaac Hayes mit „Hot Buttered Soul“ oder Al Green mit „Call Me“ gelungen ist. Da heben auch magische Bläser- und Streichersätze gutes Songwriting nochmals eine Ebene höher. Dahin, wo alles Liebe ist. Manchmal hört sich das an, als würde alles zu Staub und Trümmer zerfallen – und manchmal, als würde etwas zusammengezimmert, auf dass es fürs Leben hält. So war er schon immer, der Soul. Er operiert am offenen Herzen, möglichst ohne Narkose und bleibt dabei närrisch auf jede einzelne Sekunde Leben.

Im Juni ist „Broadway“ auf Stones Throw erschienen.

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