Sechs Stunden «Sorrow»
Von Sabrina Stallone | 8. Mai 2013 | 0 Kommentare
Die sechsstündige Performance von The National’s «Sorrow» ging am vergangenen Sonntag über die Bühne. Wir glänzten mit Abwesenheit, kratzten aber für euch 42 Minuten Videomaterial und den einen oder anderen Fan Report zusammen.
Jeder Einführungskurs in Literaturtheorie prügelt es Grünschnäbeln in trockenen Vorlesungen ein: Repetition, geschätzte Studenten, ist das A und O. Ragnar Kjartasson nahm sich diese Maxime zu Herzen. Der Name seiner Installation «A Lot of Sorrow» ist Programm: The National sollen den weltschmerzenden Song «Sorrow» aus ihrem Album High Violet (2010) performen. Und zwar a lot. Genauer gesagt, sechs Stunden lang.
Am vergangenen Sonntagmittag versammelte sich sowohl der New Yorker Kunstkuchen als auch so mancher blauäugiger Fan («When I saw The National was playing PS1, I was like, ‘Duh—buying that.’ Then I found out what it was and I was like, ‘Oh.’», via New Yorker) in der Hochburg zeitgenössischer Kunst, dem MoMA PS1 in Brooklyn.
Die Band aus Ohio um Matt Berninger führte dann den Auftrag des isländischen Künstlers in gewissenhafter Fleissarbeit aus: Ohne in ekstatischen Solos oder gewaltigen Gitarrenwänden zu ersaufen wurde «Sorrow» in der kargen Halle 105 Mal gespielt; pausenlos, unerschüttert, unbeirrbar.
Das Ganze sei eine reine Promoaktion, kommentierten viele die selbstironischen Posts der Band auf Facebook («For the encore, The National played ‚Sorrow’», via), zumal die Presselieblinge gerade Late-Night-Shows und Redaktionen abklappern. Ihr sechstes Album, «Trouble Will Find Me», erscheint in weniger als zwei Wochen. Nichtsdestotrotz, eine ganz nette Promoaktion, wie wir finden.
Eine komplette Aufnahme der Performance schwirrt im Internet (noch) nicht herum – doch schon nach rund drei Viertel Stunden Smartphone-Videomaterial sind wir angenehm eingelullt. Sorrow waited, sorrow won.
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