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Sinkane: die Flagge im Wind

Von    |   25. November 2012   |   0 Kommentare

Sinkane aus Brooklyn veröffentlicht sein Debut auf DFA Records. Sein Fähnchen dreht sich nicht nach dem Wind, sondern nach Lust und Inspiration.

Wer die Nase an den Fensterscheiben der Tanzfabrik DFA plattdrückt, kommt kaum in den Genuss eines vollständigen Überblicks, was dort in den Produktionshallen vor sich geht. Dampf wallt gegen die Scheiben und lässt sie schnell beschlagen. Wo Fäden gesponnen werden in die unergründlichen Tiefen weltoffener und inspirierter Tanzmusik, muss es heiss hergehen. Vergangenheit und Zukunft finden hier zusammen, Tradition und Trend vereint in organischer Umarmung.

Ahmed Gallab ist sudanesischer Herkunft und ein talentierter Multiinstrumentalist. Mit „Mars“ hat er ein afrikanisches Wanderwerk verfasst, dessen Inhalt sich schwer formulieren lässt. Viel Inspiration schöpft es aus westafrikanischem Electro-Funk und Highlife, immer wieder richten sich zugeneigte Blicke auf Kraut und Kosmische Musik. Als ob vor der jeweiligen Genre-Ästhetik zu viel Ehrfurcht herrschte, konzentriert sich Gallab darauf im Song nicht wahllos Stilformen durcheinander zu bringen. Er versammelt die Genres und widmet sich ihnen gründlich mit einem Anspruch auf Vollständigkeit. Davon profitiert die Glaubwürdigkeit und die Sequenzen wirken in ihrer verarbeiteten Form nicht forciert. Abgerundet wird die Vielfalt von überzeugenden Vocals und immer wieder kraftvoll aufblühenden Gitarrenmelodien.

Auch in der Vergangenheit, bevor er sich in seinem eigenen Werk verwirklichen konnte, war Gallab ein fleissiger Künstler. Die Mitarbeit an Projekten anderer Musiker bescherten ihm Kontakte, welche sich jetzt auf „Mars“ verdient machen. So ist Personal von Yeasayer und Helado Negro darauf vertreten. Diese Kooperationen tragen ihren Teil zum kosmopolitischen Klangbild des Albums bei. Mit „Mars“ zelebriert Ahmed Gallab Weltoffenheit und wird dabei von einem ebenso zeitlosen wie modernen Gedanken angetrieben: alter Musik neue Bedeutung zu verleihen.

 

 

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