78s has left the building. ¯\_(ツ)_/¯

POP ETC: Oszillieren auf der Qualitätsskala

Von    |   21. Juni 2012   |   9 Kommentare

POP ETC wollen alle Menschen mit ihrer Musik entzücken. Der Allmachtsanspruch lässt das Album aus allen Nähten platzen. Und doch entfacht sich daran die Begeisterung in einer besonderen Form.

Alben die sich anfüllen beim Hören mit einer gefühlten Ambivalenz, dass sich die eigene Persönlichkeit daran zu spalten droht, sind einerseits ein heikles Unterfangen. Andererseits vergolden sie einem den Genuss mit Momenten voller Hingabe an das Schönste, was Musik zu bieten hat. Die eigentümliche Kraft derjenigen Alben, die nicht einfach nur schön und in sich stimmig sind, ist eine launische. Sie appelliert an unser Abstraktionsvermögen und schmeichelt dem mündigen Musikverständnis. Der Gefallen an den vorhandenen Qualitäten erfährt von ihr so stürmische Bestätigung, dass sich diese Alben schwache Momente viel eher leisten können.

Und auf „POP ETC“ sind die gleich reihenweise zu finden. Die streitbare Vorliebe für hochproblematische Stimmeffekte (wie sie HIER schon Thema waren) etwa. Oder die Vision von selbstverliebten, überwiegend weissen amerikanischen Mittelschichtkids auf einer Pickup-Ladefläche am Ocean Beach Drive, welche sich immer wieder aufdrängt. Die Studiomänner Danger Mouse und Andrew Dawson dürften daran eine Mitschuld tragen. Letzterer hat für Kanye „Mr. Autotune“ West an den Knöpfen gedreht, bis dessen Stimme gesangsähnlich verwertet werden konnte.

Aus den Morning Benders ist nicht nur POP ETC geworden, was seine Ursache offenbar im britisch-homophob konnotierten Terminus „bender“ hat. Den neuen Bandnamen darf man durchaus programmatisch verstehen. Die Wandlung hat nämlich eine musikalische Neuausrichtung zur Folge. Auch das Cover des gleichnamigen Debuts ist als Deut Richtung Selbstverständnis der Band zu verstehen. „As POP ETC we want to bring together as many people as possible.“ sagt Bandleader Chris Chu. Der seifige R&B mit viel Synth-Affinität erinnert bisweilen an Prince, während andere Stücke in ihrer Plattheit stark abfallen.

POP ETC scheitern nicht nur einmal am Anspruch, möglichst viele Menschen zu begeistern. Lieder wie „R.Y.B.“ oder „YOYO“ gehören an die Pool Party von David Guetta und Akon. Am anderen Ende der Qualitätsspanne auf POP ETC ist aber soviel Sorgfalt und Gespür für die Melodie zu finden, dass das Album zuletzt zum übermütigen Spassbefeurer avanciert.

[youtube -JoDnjt0PbI]

Ein ganz lieblicher Song ist „Where’s The Love“, der auf dem Album fürchterlich fehlt. Zusammen mit weiterem unveröffentlichtem Material und Mixtapes von POP ETC, ist er auf der Soundcloud Page der Band zu finden.

9 Reaktionen

  1. Sonntagsmusik - 78s – bessere Musik!
  1. #1 hannes

    16:16 Uhr, 21.6.2012, Link

    wow, die waren mir ja vorher schon zu süss, aber das ist nun wirklich gaaanz schreckliche musik. tönt wie dieser fireflies teenie hit.

  2. #2 malin

    12:11 Uhr, 22.7.2012, Link

    danke dafür!

  3. #3 malin

    12:12 Uhr, 22.7.2012, Link

    w u n d e r b a r

  4. #4 zotto

    01:14 Uhr, 24.7.2012, Link

    oh gott was heutzutage alles veröffentlicht wird…
    übrigens, was meinst du mit „was seine Ursache offenbar im britisch-homophob konnotierten Terminus “bender” hat?“. ?

  5. #5 zotto

    07:51 Uhr, 26.7.2012, Link

    na. hier scheint niemand zu sein.

  6. #6 nico

    18:07 Uhr, 28.7.2012, Link

    doch lieber zotto – hier ist sehr wohl wer. gerne verweise ich auf die folgende seite: http://www.themorningbenders.com/

  7. #7 zotto

    20:42 Uhr, 28.7.2012, Link

    das ist ja eine wirklich tragische geschichte der band. aber warum haben die bloss ihren namen geändert die pfeiffen?

  8. #8 Magnetfisch

    17:13 Uhr, 29.7.2012, Link

    die hier oszillieren viel weiter oben in der Qualitätsskala: Love etc. (Pet Shop Boys) http://www.youtube.com/watch?v=InBiaRBUjUs

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