Radikales Comeback von Neneh Cherry
Von Ralph Hofbauer | 20. April 2012 | 0 Kommentare
Mit Neneh Cherry hätte wohl kaum noch jemand gerechnet. Erst recht nicht damit, dass die Stimme von „7 Seconds“ an der Seite eines Free-Jazz-Trios Suicide covert.
Zwischen Neneh Cherry und The Thing hat es offenbar gefunkt. Vor zwei Jahren trafen die prominente Sängerin und das radikale Free-Jazz-Trio erstmals zusammen, nun haben sie gemeinsam ein Album eingespielt. Angesichts der Hits von Neneh Cherry, die sich zwischen HipHop, Soul und Ethno bewegten, mutet ihr Comeback-Projekt abwegig an. Betrachtet man jedoch die familiären Hintergründe, liegt die Kollaboration eigentlich auf der Hand: Neneh Cherry ist die Tochter des Jazzmusikers Don Cherry, der The Thing mit einem seiner Stücke zu ihrem Namen inspiriert hat.
Der renommierte schwedische Saxophonist Mats Gustafsson und das norwegische Rhythmus-Duo Ingebrigt Håker Flaten und Paal Nilssen-Love transzendieren das Spektrum herkömmlicher Jazz-Trios. Wie Ohrenzeugen berichten, entfalten The Thing auf der Bühne eine Wucht, die jede Metal-Band vor Neid erblassen lässt. Dass sie unter anderem bereits Yeah Yeah Yeahs und The Sonics gecovert haben, spricht für die Freigeistigkeit der drei Skandinavier.
„The Cherry Thing“ erscheint am 18. Juni bei Smalltown Supersound. Neben einem Cover von Don Cherry finden sich darauf Songs von The Stooges, MF Doom, Martina Topley-Bird und Ornette Coleman. Einen ersten Vorgeschmack gibt das Suicide-Cover „Dream Baby Dream“. Die Synthie-Fahnen des Originals weichen dem für einmal ziemlich sanftmütigen Saxophon von Gustafsson. Wenn nicht alles täuscht, steht mit diesem Album die Überraschung des Jahres ins Haus.
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