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Nils Frahm ins Klavier gelauscht

Von    |   6. September 2011   |   1 Kommentar

Für das neue Album fühlte Pianist Nils Frahm seinem Klavier den Puls. Die im Gehäuse untergebrachten Mikrofone eröffnen einen faszinierenden Mikrokosmos ansonsten verborgener Klänge.

Das Klavierspiel erlernte Nils Frahm schon in früher Kindheit von einem Schüler des letzten Schülers Tschaikowskis. Inzwischen ist er, noch nicht 30-jährig, erfolgreicher Produzent und ein international angesehener Vertreter der zeitgenössischen Klassik. Seine äusserst gefühlvollen Piano-Improvisationen berühren gar einen Thom Yorke, der sich unlängst zum Fan bekannt hat.

Frahms letztes Album „The Bells“ wurde im schallenden Schiff einer Kirche aufgenommen, das neue während einsamer Nächte im Berliner Studio – unter besonderen Vorzeichen wohlgemerkt.

„Ursprünglich wollte ich meinen Nachbarn mit dem gedämpften Klavier einen Gefallen tun: wenn ich in der nächtlichen Stille spielen möchte, ist die einzig rücksichtsvolle Möglichkeit das Klavier mit Filz zu versehen und mit behutsamen Fingern zu spielen. Dadurch entdeckte ich, wie schön mein Klavier gedämpft klingt“.

Kurzerhand stattete er den Innenraum seines Klaviers mit Mikrofonen aus. Sie fingen Nebengeräusche ein, die normalerweise unterdrückt werden:

„Ich höre mein eigenes Atmen und Schnaufen, das Scharren der Klaviermechanik und jedes Ächzen meines Holzfussbodens mindestens so laut wie die Musik. Die Musik wird zum Zufall in all dem Geraschel oder eben umgekehrt. Mir geht das Herz auf und ich frage mich was mich daran so glücklich macht. Meine Kopfhörer werden zum Mikroskop und lassen mich in die Welt der unhörbaren Laute tauchen“.

Die neun meisterhaften Stücke auf „Felt“ (VÖ 7.10. / Erased Tapes) gehen über den einzelnen Ton hinaus, führen ins Instrument selber, mitten ins Herz von Frahms akustischer Kunst. Sie lassen an der eigenen Entstehung teilhaben und eröffnen einen faszinierenden Mikrokosmos der Klänge. Mit Kopfhörern gelauscht sitzt man mitten im klanglichen Vorgarten liebevoller Kompositionen, einem Zufluchtsort aufrichtiger und überwältigender Schönheit.

Nils Frahm – Felt (teaser) by erasedtapes

(Foto: Vanessa Maas)

Eine Reaktion

  1. #1 Magnetfisch

    21:43 Uhr, 6.9.2011, Link

    dieser Track „Familiar“ von ihm ist wirklich wunderschön (hätte genauso wie Aphex Twin im „Marie Antoinette“ film-soundtrack gepasst!)

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