Song des Tages: Die Vögel – Fratzengulasch
Von Nina Wyss | 28. Juli 2011 | 2 Kommentare
Mal ehrlich: Club-Mucke ist ja so Neunziger, danach leckt sich heutzutage keiner mehr die Finger. Es sei denn, sie hat den Segen von DJ Koze und hält den Selbstdarstellern der Szene den Spiegel vor.
In den frühen Morgenstunden nach der Streetparade tischt sich das Clubbing-Volk sicherlich wieder ordentlich eins auf. Ein Fratzengulasch – ein Potpourri aus seltsam leeren, grotesken Ecstasy-Visagen, angerichtet in der schummrigen Zwischenwelt der Afterhour.
Diesen nimmermüden Nachtschwärmern widmen Die Vögel nun also ihre neuste Single. Die umtriebigen Hamburger Schüler Mense Reents (Egoexpress, Die Goldenen Zitronen, Stella) und Jakobus Siebels (JaKönigJa) servieren ihr musikgewordenes „Fratzengulasch“ auf DJ Koze’s Pampa Records. Auf dem Label also, dem sie 2009 zur Neugründung mit „Blaue Moschee“ einen sensationellen Tuba-Techno-Tanzflächenfüller beschert hatten.
In Sachen Hitpotenzial kann „Fratzengulasch“ locker mit dem 09er-Song mithalten, nicht zuletzt dank einem 1A Videoclip. Zu psychedelischer Tribal-Perkussion stimmen Siebels und seine JaKönigJa-Partnerin Ebba Durstewitz einen dadaistischen Kanon an, eine Kamera zeigt die verstörten Visagen einer überdimensionierten Schulklasse. In den Beats hypnotisch, in der Harmonie verstimmt – das ist Club-Mucke für die Zehnerjahre.
> „Fratzengulasch“ gibt’s seit dem 18.7. auf Pampa Records, ein Album von Die Vögel wird auf Anfang 2012 erwartet.
2 Reaktionen
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10:37 Uhr, 8.8.2011, Link
Man kann diesen Song des Tages nicht genug loben. Hier stimmt alles. Schlichter Einstieg; die kinderchorartige Melodie wirkt harmlos, bis man genauer hinhört. Klanglich sind für mich Palais Schaumburg nicht weit mit dem leicht schrägen Blechgebläse. Ganz einmalig aber finde ich das Video. Erinnert an „Lord of the Flies“. Die Kleinen der Welt werden langsam zu unheimlichen Tieren. Bald regieren sie die Welt. Grosse Klasse!