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Gang Gang Dance schaun dir in die Augen, Kleines

Von    |   16. Mai 2011   |   3 Kommentare

Ob zuhause oder auf der Showbühne: Die New Yorker Kombo lässt mit „Eye Contact“ von sich hören und bringt das Album demnächst auch in der Schweiz zur Aufführung.

I can hear everything. It’s everything time.“ Mit diesen Worten öffnet das fünfte Album von Gang Gang Dance. Was sich stark nach akustischer Übersättigung anhört – man erinnere sich an den jüngsten Release von Rainbow Arabia, der uns in seiner stilistischen Masslosigkeit beinah den Appetit verdorben hat – steht den New Yorkern auf „Eye Contact“ erstaunlich gut an.

Wie viele ihrer Kollegen wissen sich Gang Gang Dance die Möglichkeiten des WWW schöpferisch zunutze zu machen. Der Präsentierteller Internet kredenzt im Überfluss obskure und exotische Stilelemente, die sich wahlweise als orientalische Polyrhythmik, fremdländisches Dance-Muster oder urbane Note im Sound einer Band wiederfinden. Gang Gang Dance gelingt diese Melange ganz vortrefflich: „Eye Contact“ wirkt als Klangcollage nie willkürlich sondern fügt die Inspirationsstücke spielend zu einem einzigartigen Ganzen zusammen.

Kam der Vorgänger „Saint Dymphna“ stellenweise etwas montiert rüber, sickert die aktuelle Platte entspannt und aus einem Guss aus den Boxen. Mitverantwortlich dafür ist Jesse Lee, der neue Mann am Schlagzeug, der den Songs durch eine härtere Spielart eine gewisse Steadiness einhämmert. Andererseits profitieren Gang Gang Dance als Gruppe von einer natürlichen Spiritualität, die das kunterbunte Potpourri an Einflüssen glaubwürdig und die Band live zu einem Erlebnis macht.

Über einem dämmrigen Synth-Aufgang erblickt „Eye Contact“ das Licht der Welt. Während elf Minuten mausert sich der Albumopener zu einem Tropical-Disco-Jam und gibt dabei ein modernes Dance-Anthem ab. Das Sample eines auf Griechisch vorgetragenen Ständchens von Lizzie Bougatsos‘ Onkel leitet das geniale „Adult Goth“ ein und die Sängerin selbst demonstriert ihr Können. Drohte die abgedrehte Frontfrau in den verwaschenen Arrangements älterer Alben immer mal wieder abzuspacen, weiss sie die schillernde Produktion von „Eye Contact“ zu nutzen und bleibt immer im Fokus.

Die Unmittelbarkeit des neuen Gang Gang Dance-Albums wird auch vom Keyboarder Brian DeGraw thematisiert. Gegenüber Pitchfork bemerkt er: „To me, this record is much more direct for us. In the past, I imagined our music being more about closing your eyes and escaping. This one felt wide-eyed, as if we were just staring at the listener.“ Man darf sich also auf die Live-Auftritte der Band freuen.

> Gang Gang Dance sind zur Zeit in Europa unterwegs ist und spielen am 25.5. im Zürcher Stall 6. Nach dem Konzert macht sich die Band gemeinsam mit dem Schweizer Künstler Georg Gatsas hinter den Plattentellern zu schaffen.

> „Eye Contact“ ist letzte Woche auf 4AD erschienen und kann hier in voller Länge gestreamt werden:

Gang Gang Dance – Mindkilla (MP3-Download)

3 Reaktionen

  1. #1 nico

    09:55 Uhr, 17.5.2011, Link

    sinnentleerte aufbrause, das album.

  2. #2 Nina Wyss

    23:15 Uhr, 17.5.2011, Link

    hehe, mein treuster kritiker hat mal wieder was zu mäkeln ;-)

  3. #3 nico

    08:54 Uhr, 18.5.2011, Link

    kritikerInnenkonsens ist so 90er ;-) für mich haben die menschen nach god’s money aufgehört, musik zu machen. mir scheint das neue album in seiner exaltiertheit nur planlos und blöd. und der new age eso-touch, der die band schon immer nebulös umgeben hat, verkommt zu totalem kitsch. was mir aber gefällt, ist die rezension.

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