Coverart: Aphrodite’s Child – 666 (verheissungsvoll)
Von Nina Wyss | 11. Februar 2011 | 0 Kommentare
Bevor Vangelis Papathanassiou zum Synthie-Gott avanciert und Demis Roussos mit schmalzigen Chansons um die Gunst unserer Mütter buhlt, spielen die beiden zusammen in der Band Aphrodite’s Child. Das Meisterwerk der Griechen trägt die Zahl des Tieres auf dem Cover.
„666“ heisst die dritte und letzte Platte von Aphrodite’s Child. Das Konzeptalbum ist eine musikalische Adaption der Offenbarung des Johannes und basiert auf der Idee und den Texten des Lyrikers Costas Ferris. Zu einer Zeit, in der sich die Mitglieder der Band kaum noch etwas zu sagen haben, wird „666“ unter der Leitung von Vangelis eingespielt und nach Querelen mit der Plattenfirma mit einem Jahr Verspätung 1972 veröffentlicht. Die Band ist damals längst Geschichte.
Dennoch schlägt das Doppel-Album ganz ordentlich ein. Das psychedelisch-proggige Endzeit-Märchen, in dem sich Roussos‘ Gesang erst bedingt für die internationale Schlagerbühne eignet und Vangelis zum ersten Mal diese trippig verwehten Synthie-Fahnen hisst, die ihn später berühmt machen sollten, geniesst bis heute Kultstatus.
Als Albumtitel sind ursprünglich „Apocalypse“ oder „Revelation“ angedacht, doch Gerard Fallec, der in die Produktion der Platte involviert ist, findet den Titel zu abgelutscht. Stattdessen bringt er eine Zahl ins Spiel, die ihren Ursprung ebenfalls in der Offenbarung des Johannes hat: „Hier ist die Weisheit. Wer Verständnis hat, berechne die Zahl des Tieres; denn es ist eines Menschen Zahl; und seine Zahl ist sechshundertsechsundsechzig“ steht dort geschrieben und die 666 schafft es mit samt der verheissungsvollen Bibelpassage aufs Albumcover.
Eine weise Entscheidung. Denn neben der musikalischen Virtuosität der Platte dürften nicht zuletzt die wahnwitzigen Verschwörungstheorien um die geheimnisumwitterte „Number of the Beast“, die wahlweise mit dem Antichristen, Adolf Hitler oder der Allmacht des Internets (hierzu: Erich von Däniken) in Verbindung gebracht wird, dazu beigetragen haben, dass „666“ heute als Opus magnum der Band gilt und den frühen Prog Rock entscheidend mitgeprägt hat.
Aphrodite’s Child – The Four Horsemen
Aphrodite’s Child – Aegian Sea
Künstler: Aphrodite’s Child
Album: 666
Label: Vertigo
Jahr: 1972
Design by: Aphrodite’s Child / Gerard Fallec
In der Serie Coverart stellen wir jede Woche ein Plattencover vor, das besonders sehenswert ist.
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