Platte der Woche: Cut Copy – Zonoscope
Von Mathias Menzl | 1. Februar 2011 | 0 Kommentare
Cut Copy surfen seit 2004 auf der Synthiepop-Welle und machten dabei stets eine stilsichere Figur. Das neue dritte Album „Zonoscope“ ist jedoch viel mehr als Synthie- und Electro-Pop. Es zeigt eine Band, die experimentiert und dabei nicht abstürzt.
Als 2004 „Bright Like Neon Love“ erschien, waren sich Kritiker schnell einig: Ein Meisterwerk. Vier Jahre später ein DéJà-Vu: „In Ghost Colours“ begeisterte auf Anhieb. Man erinnere sich zurück an Hits wie “So Haunted”, “Lights and Music” oder “Hearts On Fire“.
Februar 2011, „Zonoscope“ ist bereits seit Mitte Januar als Leak auf diversen Rechnern präsent, und die Blogosphäre überschlägt sich erneut voll des Lobes. Schon die beiden Vorab-Singles „Take Me Over“ und „Where I’m Going“ wurden als Instant-Hits abgefeiert. Schnell ist klar geworden: Cut Copy nehmen etwas Gas raus und schielen mit eineinhalb Augen auf die Charts. Wer jedoch als Opener ein über sechsminütiges, verträumtes Electro-House-Stück an den Start bringt, dem kann man zwei Popsongs nicht übel nehmen. Bereits bei Track Nummer vier, „Pharaohs & Pyramids“, wird allerdings klar, dass sie ihre Aufwartung nicht nur in den Charts, sondern auch in den Clubs machen möchten. Das hier ist düsterer Electro-House. Von Synthie-Pop ist weniger denn je zu hören. Damit gehen sie durchaus mit der Zeit. Hercules and Love Affair mit „My House“ lassen grüssen.
Nach dem Instrumental-Stück „Strange Nostalgia for the Future“ wirds dann poprockig. „This Is All We’ve Got“ ist ein düsterer und in experimentelle Dissonanz übergehender Rock ’n‘ Roll-Track. Aber Cut Copy ist keine Einbahnstrasse. Auch hier fiepst es gewaltig und der Track nimmt zum Schluss hin auch wieder eine verträumte und in süsser Harmonie endede Wendung. Herrlich. Dieselbe Richtung nimmt auch „Alisa“. Der Song steigert sich in ein von Bombast und Psychedelica getragener Bastard, aus Streichern, Samples, Gitarren und markantem Bass.
Noch bevor „Hanging Onto Every Heartbeat“ etwas Gas rausnimmt zeichnet sich langsam ein Gesamtbild ab. Cut Copy haben mit „Zonoscope“ ein von Experimenten strotzendes Werk produziert, das aber dadurch nicht an Hörbarkeit verliert. Im Gegenteil. Schon beim ersten Hördurchgang bleiben einige Hooklines hängen, die rythmische Stärke der Tracks ist fantastisch, der Reichtum an Sound überwältigend. Bei beidem ist wohl auch der Gnarls Barkley/Animal Collective-homey Ben H. Allen nicht ganz unschludig. Da praktisch jeder Song auf „Zonoscope“ nicht einen einfachen Plot verfolgt, sondern komplexeren Arrangements gehorcht, heisst die Message Vielfalt. Daran ändert der neunte Song „Corner of the Sky“ auch nichts. Im Gegenteil. Auch der zweitletzte Song kredenzt gleich mehrere Breaks und Refrains – drei Songs in einem quasi. Der Schlusspunkt setzt dem Experimantal-Werk die Krone auf. „Sun God“ ist ein 15-minütiges Sammelsurium an Sounds, Melodien und Harmonien.
> Stream von „Zonoscope“ gibts hier. Veröffentlicht wird die Platte am 4. Februar.
Cut Copy – Take Me Over (Flight Facilities Remix) by Hypetrak
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