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Coverart: Fever Ray – Fever Ray (kontrastreich)

Von    |   5. November 2010   |   0 Kommentare

Karin Dreijer Andersson überlässt nichts dem Zufall. Ihr Solo-Projekt Fever Ray ist ein konzeptuell durchdachtes Gesamtkunstwerk, bei dem neben der Musik auch dem Artwork eine stilbildende Rolle zukommt.

„Fever Ray“ spielt mit den Gegensätzen. Die elektronisch verfremdeten Vocals verleihen Anderssons Solos-Debüt eine seltsame Abgelöstheit vom Hier und Jetzt, die Songs wirken kristallin und durchscheinend. Klirrende Kälte und düstere Entrücktheit nähren eine stete Gänsehaut und doch geht von der Platte eine fast schon mütterliche Geborgenheit aus, die einen zur Ruhe kommen lässt. „Fever Ray“ nimmt auf vergangene Zeiten Bezug, befremdet mit rituellen Verweisen auf andere Kulturen und hat ihren Ursprung trotzdem und ganz offensichtlich im modernen, alltäglichen Leben.

Andersson, die sich zuvor als weibliche Hälfte des schwedischen Dance-Duos The Knife einen Namen gemacht hat, erklärt im Interview mit Intro ihr künstlerisches Credo: „Ob Musik oder Grafik, es ist immer wichtig, eine Dynamik zu schaffen, die aus Kontrasten besteht. Wenn etwas nur kalt ist, dann kannst du die Kälte nicht fühlen. Du brauchst ein warmes Element, um es sogar noch kälter wirken zu lassen.“ Auch das Cover von „Fever Ray“ fügt sich – als kleines Puzzleteilchen des Gesamtkonzepts – diesem Motto.

Für die Gestaltung ihres Debüts spannt Andersson mit dem schwedischen Designer Martin Ander zusammen und ihre Entscheidung hätte besser nicht sein können: Der von Skateboard-Art und dem Horror/Erotica-Stil des kürzlich verstorbenen Exil-Schweizers (und Wahl-Schweden) Hans Arnold inspirierte Künstler hatte nach diversen Arbeiten am Computer gerade wieder zurück zu Tinte und Papier und einem klar konturierten, schnörkellosen Schwarz-Weiss-Stil gefunden.

Ander wird mit dem Artwork für Album und Singles und Merch-Artikeln beauftragt und erhält (wie er gegenüber Monster Children Magazine erklärt) von der Musikerin ein “mind map containing old photographs of séances, haunted houses and people covered with ectoplasm”, das ihm zur Inspiration dienen soll:

Das fertige Cover nimmt denn auch die Gegensätze in der Musik, das Spiel mit Licht und Schatten, Schönheit und Schauder wieder auf. Anders Arbeit ist deutlich vom Stile Charles Burns beeinflusst, kontrastreich in der Schraffur, in der Stimmung mehr schwarz als weiss. Das Artwork visualisiert die Spannung, die den Songs inne ist, und hüllt das Projekt Fever Ray noch dichter in düstere Mystik.

Fever Ray -Triangle Walks

Künstler: Fever Ray
Album: Fever Ray
Label: Rabid Records
Jahr: 2009
Design by: Martin „Mander“ Ander

In der Serie Coverart stellen wir jede Woche ein Plattencover vor, das besonders sehenswert ist.

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