78s has left the building. ¯\_(ツ)_/¯

Platte der Woche: Oh, Next Big Thing revisited: Aie ça gicle veröffentlichen Debüt-Album

Von    |   2. November 2010   |   19 Kommentare

Vor zwei Jahren hat es auf 78s geheissen: „Aie ça gicle-Gate“. Die Basler Band hat eine „Next-Big-Thing“-Debatte ausgelöst und damit gehörig Staub aufgewirbelt. Nun steht ihr Debüt-Album in den Startlöchern. Und hey, was soll ich sagen: Wir haben hier die „Schweizer Rock-Kronjuwelen“ für euch.

Vor zwei Jahren haben Aie ça gicle mit einer wunderschönen zwischen Eingängigkeit und Noise oszillierenden EP für viel Aufmerksamkeit in Indie-Kreisen gesorgt. Am 5. November kommt das Debüt-Album „S.Y.R.U.P.“ und das ist alles andere als Kindergeburtstag, es ist ein musikalischer Husarenritt.

„S.Y.R.U.P.“ ist keine einfache Platte. Zu Beginn ist sie sperrig, gar kratzbürstig. Nach der überaus catchy daherkommenden EP der Band sind solche Annäherungsschwierigkeiten aber auch naheliegend und erklärbar. Was zu Beginn haften bleibt sind in erster Linie unaufgeregte, fast bedächtige aber stets zielstrebige Gitarrenriffs. Ab und zu setzt der monotone, aber tragende Gesang ein, der dem dominanten Gitarrenspiel ein spielerisches Element verleiht. Der schwere Sound geriert sich massig und nicht eindringlich. Die Songs nehmen erst mit der Zeit Strukturen und Leben an, entwickeln dann aber eine differenzierte und subtil herausgearbeitete Form aus Noise, Melodien und Harmonien. Fast wie einem Bildhauer ähnlich arbeitet sich das Quartett von einem homogenen Block in Richtung Statue. Zusammen wachsen die zehn Songs mit jedem weiteren Hördurchgang zu einem vielschichtigen Sound-Konglomerat, das auf Anhieb nicht entschlüsselbar ist, sich aber unaufdringlich in die Gehirnwindungen fräst.

Zwei Jahre nach der im Vergleich zu „S.Y.R.U.P.“ fast schon poppig gerierenden Debüt-EP hat sich die Band hörbar weiterenwickelt. Frontmann Oliver Falk: “Wir brauchten Zeit, um unseren Sound bis ins Detail auszufeilen. Da reichten zwei Wochen nie und nimmer aus. Die Vielschichtigkeit und Verflechtung der Gitarrensounds ist enorm.“ Die Basler suchen nicht den einfachen Weg zum Hit, sondern probieren verschiedene Wege zum perfekten Song aus und zeichnen den Lösungsweg akribisch wie ein Mathematiker auf. Das mag kompliziert klingen, ist aber ein Hörgenuss. Ähnlich wie eine geile Formel bei jedem Mathematiker das Augenwasser zum Fliessen bringt, schaffen es Aie ca gicle, mit schwer beladenen Drone-Songs und Wall of Sounds jeden Musiknerd zum Schwelgen zu bringen.

Ich wiederhole mich bei Aie ça gicle nur allzu gerne: „Kämen Aie ça gicle aus England oder den USA, Matador oder Domino Records, die zwei wohl renommiertesten Indie-Labels in diesem Bereich, hätten sie schon lange unter Vertrag genommen.“ Zum Glück haben wir aber auch in der Schweiz coole Labels wie Ankerplatten, die sich um unsere „Schweizer Rock-Kronjuwelen“ kümmern.

> „S.Y.R.U.P.“ erscheint am 5. November. Ab Donnerstag gibt’s die Platte als exklusives Pre-Listening auf 78s zu hören. Vorab könnt ihr euch mit drei Tracks mal vorbereiten.

> zu „Aie ça gicle-Gate“

AIE ÇA GICLE – S.Y.R.U.P. by ankerplatten