Hans Unstern: Verquerer Poet am deutschen Pophimmel
Von Nina Wyss | 7. Oktober 2010 | 5 Kommentare
Das Jahr war noch keine vier Monate alt und doch schien sich mancher Kritiker sicher, das „deutschsprachige Album des Jahres“ bereits in den Händen zu halten. Heute Abend präsentiert Hans Unstern sein umjubeltes Debüt „Kratz Dich Raus“ im Zürcher Stall 6.
Auf „Kratz Dich Raus“ hat niemand so richtig gewartet. Und doch ging ein kollektives Aufatmen durch die Presse ob der ersten Platte dieses unerhörten Berliner Musikers, der quasi aus dem Nichts aufgetaucht ist. Hans Unstern schustert aus assoziativen Fragmenten Gedichte zusammen, in denen er seine Geschichte erzählt, die sich auf Reisen durch die grosse weite Welt wie Treibholz angesammelt hat:
„Der kaputte Mann sitzt in der Ecke
Ein Flecken auf der Placa de Catalunya
Ein Steinbrot im Gespecht der picken Tauben
Gierig kommen tausend Freunde da(…)
Die dunkle Stadt schluckt ihn in Vergesslichkeit
Knickt ihn durch Pappe in sein Abendkleid
auf ein Kissen aus AsphaltVon tief unter den Raedern sieht er den Mond
im Bogen von den Traenen der Wolken verschont
Als ein Versickern schlaeft er ein“(Auszug aus dem Song „Flecken“)
In lose Songstrukturen verpackt bringt der Liedermacher seine Poesie unters Volk, reichert Chansons mit zuckrigem Pop, zügellosem Free Jazz oder einem übersteuerten Hang zum Feedback an. Unsterns Himmel hängt voller Melodien, die sich trotz widerspenstiger Dissonanz in eingängiger Harmonie wiegen – radikal und doch schlichtweg ergreifend.
> „Kratz Dich Raus“ ist im April auf Nein, Gelassenheit / Staatsakt erschienen.
> Hans Unstern live:
> Heute Abend, 7.10., Stall 6 in Zürich
> 8.10. Treibhaus, Luzern
> weitere Tourdaten
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(Fotocredit: Agnes Z)