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Leerer Highway, voller Tank: Black Mountain

Von    |   16. September 2010   |   1 Kommentar

Black Moutain melden sich mit „Wilderness Heart“ zurück. Das dritte Album der Kanadier klingt härter und gleichzeitig sanfter als der Vorgänger.

Mit „Into The Future“ haben Black Mountain die Messlatte vor zweieinhalb Jahren ganz schön hoch gelegt. Das zweite Album der Kanadier erreichte überraschend Platz 2 der britischen Charts und wurde mit guten bis überschwänglichen Kritiken belohnt (so auch bei uns).

Nach Ausflügen in verschiedenste Nebenprojekte meldet sich das Mothership des umtriebigen Kollektivs aus British Columbia zurück. „Wilderness Heart“ (Jagjaguwar) beginnt nicht sehr vielversprechend: Der Blues-Rock des Openers „The Hair Song“, den wir so ähnlich von Stephen McBeans Solo-Projekt Pink Mountaintops kennen, klingt so langhaarig wie es der Titel verspricht. Von Black Mountain erwartet man Kolossaleres als dieses Grow-your-hair-and-let-the-whole-world-turn-you-on-Hippie-Geschrammel.

Das wuchtige, bereits vorab als Gratis-Download veröffentlichte „Old Fangs“ kann die hohen Erwartungen darauf schon eher einlösen. Ein gutabgehangener Stoner-Rock-Groove bringt den Song akzentuiert durch Orgel und Synthesizer ins Rollen. Auf einer ähnlichen breitspurigen Schiene rollen „Rollercoaster“ und das Titelstück. Die Rifffabrik Black Mountain liefert dreimal Schlepprock vom Feinsten. Songs für einen leeren Highway und einen vollen Tank, am besten in einem 68er Shelby Mustang.

Daneben gibt es auf „Wilderness Heart“ auch tieftourigere Klänge für den Abend am Lagerfeuer. Die für Black Mountain-Verhältnisse ziemlich geradlinigen Songs bewegen sich zwischen den Polen Folk („Radiant Hearts“) und Metal („Let Spirits Ride“). Diese Bipolarität dürfte mit dem Entstehungsprozess des Albums zusammenhängen: Die eine Hälfte der Songs wurde mit David Sardy (Oasis, NIN) im Sunset Sound-Studio in Hollywood eingespielt, die andere mit Randall Dunn (Boris, Sunn O)))) in den London Bridge Studios in Seattle.

So kann man sich einbilden, aus „Buried By The Blues“ einen Regentag in Seattle oder aus „The Space Of Your Mind“ einen kalifornischen Drogentrip herauszuhören. Der kaleidoskopischen Klangvielfalt zum Trotz klingt das Album sehr homogen. Wie schon beim Vorgänger ist es das Gesangsduo Stephen McBean und Amber Webber, das die psychedelischen Klänge zusammenhält. Ob zu gezupften Akustikgitarren oder verzerrten Riffs – diese beiden Stimmen fesseln in jedem Kontext.

Auch wenn der Opener das Schlimmste befürchten lässt, werden Black Mountain mit „Wilderness Heart“ den hohen Erwartungen spielend gerecht. Die epische Ballade „Sadie“ liefert den krönenden Abschluss.

> Albumstream Black Mountain – Wilderness Heart

> Black Mountain live: 3.10. Le Romandie, Lausanne (einziges CH-Konzert!)

Eine Reaktion

  1. #1 Stephen Frost

    00:25 Uhr, 6.12.2010, Link

    Als ich zum ersten Titel Ich stimme mit Ihren Worten, die Stoner-Rock, der regen zum Antrieb hören … aber so viel von dem Album schreit zu mir „Black Sabbath!“

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