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Platte der Woche: Balam Acab – See Birds EP

Von    |   24. August 2010   |   0 Kommentare

Ein 19-jähriger Student aus New York sammelt im Internet musikalisches Treibholz und baut sich daraus eine Soundwelt, wie sie ihm gefällt.

Mit der EP „See Birds“ liefert Balam Acab sein Debüt ab und entscheidet so das Rennen um den ersten, heiss ersehnten Release auf dem Label Tri Angle für sich. Über Monate schon hatte die unter Kompakt und der Fittiche von XXJFG-Blogger Robin Carolan gegründete Plattenfirma in der Szene Erwartungen geschürt und vornehmlich Acts verpflichtet, denen die Presse ohne zu zögern den hippen Witch House-, Drag– oder Screwgaze-Stempel aufzudrücken wusste.

Mit ultralangsamen Pace und einer trägen Beat- und Basslastigkeit trägt der Sound von Balam Acab denn auch bezeichnende Charakteristika des neuen Darling unter den Musikstilen, gibt sich gleichzeitig aber vielschichtiger und verspielter. Während Bands wie Salem oder White Ring die Creepiness in Sound und Coverart dick auftragen, ist Balam Acab weniger um vordergründige Obskurität bemüht als um das Ausschöpfen eines breiten musikalischen und emotionalen Spektrums. Die düsteren Abgründe im Downtempo Dub von „See Birds“ beeindrucken vielmehr durch Gefühlstiefe als durch blossen Nervenkitzel.

Alec Koone ist das Mastermind hinter Balam Acab. Der 19-Jährige studiert am College in New York Musik und pfeift im Rahmen seines Ein-Mann-Projekts darauf, sich selbst an Instrumenten oder am Mikro zu betätigen. Viel lieber bedient sich Koone im Fundus des Internets, sammelt dort mit Eifer Sounds und Geräusche wie andere Facebook-Freunde, isoliert, manipuliert und arrangiert sie mit untrüglichem Gespür für die Musik. In geschickter Handarbeit fertigt er aus Tonschnipseln Songs, die überraschend eigen und aus einem Guss daherkommen.

Überhaupt scheint auf der 5-Track-EP alles im Fluss. Als wäre die Platte auf dem Grund des Meeres aufgenommen worden treibt die Musik mit einer grazilen Geschmeidigkeit voran, die naturgemäss allen Bewegungen unter Wasser eigen ist. In sich ruhend verändern sich Koones Soundscapes, gehen naht- und schwerelos ineinander über. Harte Dub-Bässe werden unermüdlich auf dem musikalischen Waschbrett weichgewaschen, kratzige Drones verwässern und starke Akzente bluten zu zarten Ambient-Texturen aus.

Immer wieder deuten Stimmen jenseits der Greifbarkeit, pastorale Chöre und exotische Klänge an, dass da noch mehr sein muss. Und so durchstossen die beiden letzten Songs auf „See Birds“ den Meeresspiegel und entsteigen der gedämpften Unterwasseridylle, wundern sich über die schimmernden Sounds, die glitzernden Synthies und schreiten mit grossen Augen dem ersten Sonnenaufgang ihres Lebens entgegen.

Balam Acab – See Birds (Moon)

[audio:http://downloads.pitchforkmedia.com/Balam%20Acab%20-%20See%20Birds.mp3]

Balam Acab – Regret Making Mistakes

[audio:http://downloads.pitchforkmedia.com/Balam%20Acab%20-%20Regret%20Making%20Mistakes.mp3]

Balam Acab – Heavy Living Things (nicht auf dem Album)

[audio:http://downloads.pitchforkmedia.com.s3.amazonaws.com/Balam%20Acab%20-%20Heavy%20Living%20Things.mp3]

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