Hut ab vor Solomon Burke und Dr. John
Von Ralph Hofbauer | 10. August 2010 | 0 Kommentare
Zwei amerikanische Urgesteine legen neue Platten vor. Solomon Burke und Dr. John erweisen sich einmal mehr als Meister ihres Fachs.
Sie sind beide 1940 geboren und beide haben sie in den 60ern Musikgeschichte geschrieben. Solomon Burke gelang der Durchbruch bereits Anfang des Jahrzehnts mit einer Hit-Serie für Atlantic Records, Dr. John erst 1968 als er sein einflussreiches Debüt „Gris Gris“ veröffentlichte. Solomon Burke wurde mittlerweile in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen, Dr. John immerhin in die Blues Hall of Fame.
Beide Legenden sind weit davon entfernt sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen. Solomon Burke veröffentlicht dieser Tage „Nothing’s Impossible“, Dr. John hat mit seiner Band The Lower 911 das Album „Tribal“ aufgenommen. Beide Platten klingen sehr altmodisch. Nach technischem Schnick-Schnack, Rap-Einlagen und anderem modernem Kram sucht man vergebens. Die beiden konzentrieren sich auf das, was sie am besten können: Solomon Burke singt gospeldurchtränkten Soul, Dr. John seinen unnachahmlichen Swamp-Blues. Musik für Ewiggestrige also? Keineswegs.
Dr. John ist auf „Tribal“ gar nicht so weit vom Sound der neuen Black Keys entfernt. Auch er bewegt sich auf der Schnittstelle zwischen Soul und Blues. Das klingt, als hätte The Dude eine Platte aufgenommen – bärtig, lässig und ein wenig stoned. Mit südstaatlicher Gelassenheit serviert Dr. John ein nahrhaftes Gumbo: Über eine Stunde freigeistige „Feel Good Music“, die von Funk über Jazz bis hin zu Latin so manchen Einfluss anklingen lässt.
Solomon Burke klingt weit weniger schmuddelig. Er ist noch immer der fromme Gospel-Sänger, als der er seine Karriere begonnen hat. Keine Frage, dieser Mann wird in den Himmel kommen – seine weise Stimme weilt schon jetzt unter den Engeln. Geerdet werden seine Höhenflüge zu den Gipfeln der Liebe von einer soliden Backing-Band. Mit „Nothing’s Impossible“ ist Burke eine weiteres Spätwerk gelungen, das von der zeitlosen Schönheit des Soul zeugt.
Trotz ihrer rootsigen Gemütlichkeit haben beide Alben denselben Wermutstropfen: Das Saxofon dudelt, insbesondere bei Burke, manchen Song kaputt. Hätte man dieses etwas spärlicher solieren lassen, würden diese beiden Platten etwas weniger nach Dad-Rock klingen. Dennoch: Hut ab vor diesen beiden Gentlemen.
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