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Platte der Woche: Wavves – King Of The Beach

Von    |   7. Juli 2010   |   4 Kommentare

Der Shitgazer Nathan Williams alias Wavves hat mit „King Of The Beach“ seine Reifeprüfung abgelegt.

Ende 2008 hat der damals 22-jährige Nathan Williams erstmals auf sich aufmerksam gemacht. Blogs überschlugen sich voll des Lobes über den neuen Slacker vom Dienst, der in US-Medien bereits als neuer Kurt Cobain gehandelt wird. Der Freund von Bethany Cosentino (Best Coast) hat sich aber mit „King of the Beach“ aus seinem Teenage Wasteland musiziert: Gras, Skater-Videos und Vintage-Klamotten bildeten das Gerüst seiner zwei ersten Platten „Wavves“ und „Wavvves“, die er im Pool-Haus seiner Eltern einspielte. Die PR-Abteilung spricht vom “sound of today’s american youth!” (78s-Artikel dazu): Eine Mischung aus Garage, Noise und Punk. Williams singt von Langeweile, Einsamkeit, Hass auf sich selber und vom Gras rauchen, intoniert wird das Ganze mit übermässig viel Fuzz und Feedback. Wavves ist die vertonte Apathie eines typischen Post-Teenager-Daseins, dessen Lebensinhalt aus Desinteresse, Selbstzweifel und Gras rauchen besteht. Oder besser bestand, den mit „King of the Beach“ bleibt zwar das Slacker-Image und der Lo-Fi-Sound, die Platte strotzt aber nur so vor Professionalität und einem wachen Geist.

Die Kehrtwende erfolgte am Primavera Sound Festival 2009. Williams legte sich im Drogenrausch auf der Bühne mit seinen Bandkumpels an. Die Durchstarter-Tournee fiel daraufhin ins Wasser. Der Zwischenfall in Barcelona stellte sich im Nachhinein aber als Glücksfall heraus. So lernte er nämlich seine aktuelle Band kennen. „I think we all agree that they squeegeed me up, because I melted down“, sagt Williams über seine damalige Begegnung mit Bassist Stephen Pope und Schlagzeuger Billy Hayes, der ehemaligen Band vom verstorbenen Jay Reatard. Beide unterstützten Williams bei der aktuellen Platte, zwei Songs schrieben die Drei gar zusammen.

Eine weitere wichtige Person in Williams‘ musikalischem Leben sollte Dennis Herring werden. Kein Unbekannter, der Mann hat bereits Modest Mouse den richtigen Sound verpasst. Für einen Lo-Fi-Musiker wie Williams, der seine Platten bisher im Pool-Haus mit dem Laptop aufgenommen hat, war der Wechsel zu Herring gleichbedeutend mit einem Aufstieg von der Junioren- in die Profiliga. Herring ist ein Perfektionst, Williams (war es) nicht. Das Resultat ist dementsprechend gut, lässt aber natürlich Lo-Fi-Puristen mit blutenden Ohren zurück.

Ein Wehrmutstropfen? Mitnichten. Die Platte ist von A-Z ein Sammelsurium aus Fun, Garage und Punk, allerdings alles schön hochpoliert. Williams sagt über den Aufnahmeprozess, dass er die Wahl gehabt hätte eine weitere Slacker-Platte aufzunehmen oder aber alles richtig zu machen. Er hat sich für Letzteres entschieden. Trotzdem wirkt die Platte nicht erwachsen, sie glänzt mit der Nonchalance und Lockerheit einer Hausbesetzerparty – perfekt organisiert allerdings. Sie kickt wie wenig in letzer Zeit. Sie ist eine Mischung aus „Dookie“ und „Doolittle“, eine Hommage an die frühen 90er Jahre. Sie klingt trotzdem frisch, jung und total ehrlich. Hauptgrund dafür: ein unschlagbares Händchen für Riffs, Melodien und Harmonien.

Williams ist sich dem Resultat durchaus bewusst und verkündete lauthals, dass „King Of The Beach“ sein „Nevermind“ sei. „You’ll never gonna stop me! King of the beach!“, singt er im Titel-Song. Dennoch, er sollte seinen Einfluss natürlich nicht überbewerten. Letztenendes hat der Junge drei Monate in einem Studio gesessen, etwas weniger Gras geraucht als sonst und dabei gelernt besser Gitarre zu spielen und ein perfekt produziertes Garage-Punk-Album fertig gestellt. Die Platte haut zwar gewaltig rein, die Musikwelt stellt er damit aber nicht auf den Kopf.

> „King Of The Beach“ streamen

> „King Of The Beach“ erscheint am 3. August.

4 Reaktionen

  1. #1 zotto

    11:00 Uhr, 7.7.2010, Link

    shitgazer….gibts den begriff wirklich? noch nie gehört. shoegazer ja, aber was bedeutet shitgazer?

  2. #2 jdw

    11:30 Uhr, 7.7.2010, Link

    http://en.wikipedia.org/wiki/Shitgaze

  3. #3 zotto

    13:09 Uhr, 7.7.2010, Link

    well. thank you for that…was wiki nicht alles weiss…

  4. #4 Stephen Frost

    04:48 Uhr, 6.2.2011, Link

    shitgazer!!! genial! aber … Ich bin müde von lo-fi „Artist Development“ Geschichten.

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