78s has left the building. ¯\_(ツ)_/¯

Platte der Woche: Sleigh Bells – Treats

Von    |   18. Mai 2010   |   1 Kommentar

Kennengelernt haben sich Derek Miller und Alexis Krauss in einem Restaurant. Die Mutter von Alexis hat sie bekannt gemacht. Mittlerweile gelten sie unter dem Namen Sleigh Bells als neuer heisser Scheiss. Und das zurecht.

Kollege Jan hat uns bereits letzten Dezember in die zuweilen etwas verschrobenen und fuzzigen Klangkompositionen von Derek Miller eingeweiht (Artikel auf 78s). Damals waren nur eine handvoll Demo-Tracks im Umlauf – unter anderem das auf 78s erwähnte „Crown on the Ground“ oder „Beach Girls“ – und eine „Band To Watch„-Nominierung von Stereogum. Letzte Woche ist nun das Debüt-Album „Treats“ in den USA veröffentlicht worden (Im Stream bei NPR) und es ist grandios geworden.

Der Sound der Sleigh Bells erinnert entfernt an eine Mischung aus Crystal Castles, Santigold und M.I.A..Das Name-Dropping wird dem Dargebotenen aber nur teilweise gerecht.

Mit Crystal Castles haben Miller und Krauss die Gitarren- Drum und Synthie-Attacken gemeinsam. Die Gitarrenriffs hat Miller von seinem früheren Arbeitgeber mitgebracht. Der Songwriter, Gitarrist und Produzent von den Sleigh Bells ist ehemaliger Gitarrist der nicht unbekannten Post-Hardcore-Band Poison The Well. Bei den Sleigh Bells hat Miller aber kräftig Tempo rausgenommen und die Gitarren angereichert mit fuzzy Synthie- und Drum-Sounds. Dazu gesellt sich der engelsgleiche Gesang/Sprechgesang seiner neuen Partnerin Alexis Krauss, die in ihrem vorherigen Leben Spanisch-Lehrerin war. Dem Tempo entsprechend macht auch der Name Sleigh Bells (Schlitten-Glocken) mehr Sinn als das phonetisch gleich klingende Slay Bells (Todes-Glocken).

Von Poison The Well und Todesgebimmel sind es ein paar Genre-Schritte weiter bis zum nächsten Einfluss des Duos. M.I.A. hat die Sleigh Bells nicht nur bei ihrem Label N.E.E.T. unter Vertrag genommen, sondern die Sleigh Bells auch in punkto Sprechgesang und dem angesagten Bastard aus Electro-Dance und Hip-Hop beeinflusst. Mittlerweile unterstützt sie die beiden regelmässig bei Live-Auftritten. Zum engeren Freundesrkeis gehören übrigens auch Regisseur Spike Jonze und die Band Surfer Blood aus Florida, die von ehemaligen Mitgliedern der Sleigh Bells gegründet wurde.

All das zusammengenommen ergibt eine Mischung aus Lo-Fi, Hip-Hop, Electro und R’n’B. Die Sleigh Bells sind so der kleinste gemeinsame Nenner all dessen, was irgendwie gerade angesagt ist. Das hat auch M.I.A. in ihrem neuen Videoclip „Born Free“ (das ist der mit den Rothaarigen), respektive dem Song zum Clip ganz gut umgesetzt und noch eine Radikalitäts-Schippe vor allem in punkto Distortion und natürlich auch Apokalypse drauf gelegt.

> „Treats“ soll in der Schweiz ab dem 22. Juni erhältlich sein.

> Album-Stream bei NPR

Sleigh Bells – Infinity Guitars
[audio:http://downloads.pitchforkmedia.com/Sleigh%20Bells%20-%20Infinity%20Guitars.mp3]

Sleigh Bells – Beach Girls

Eine Reaktion

  1. #1 Stephen Frost

    21:15 Uhr, 19.9.2010, Link

    „Die Sleigh Bells sind so der kleinste gemeinsame Nenner all dessen, was irgendwie gerade angesagt ist.“ genau! Ich habe versucht, sie alle zusammen und ich konnte nicht herausfinden, was macht die Songs zu verbinden, und Sie verstehen es für mich!

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