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Phosphorescent: Eigenbrötler in Gesellschaft

Von    |   17. Mai 2010   |   0 Kommentare

Über die Jahre vom Ein-Mann-Projekt zur sechsköpfigen Band herangewachsen, veröffentlichen Phosphorescent mit „Here’s To Taking It Easy“ ihr viertes Album.

Ganze drei Jahre ist es her seit Matthew Houck unter dem Namen Phosphorescent seine letzte Scheibe mit eigenem Songmaterial veröffentlicht hat. Im Alleingang eingespielt war „Pride“ gezeichnet von Houcks lädierter Stimme und einem ebensolchen Herzen. Als der Singer/Songwriter 2009 bei den Aufnahmen zum Willie Nelson-Tribute-Album die Hilfe einer Backing Band in Anspruch genommen hat, war man denn auch froh, ihn für einige Zeit in guter Gesellschaft zu wissen. Gut fürs Gemüt, dachte man und liess Houck im Kreise seiner Mitmusiker auf den Spuren Nelsons ziehen.

Dass Houk von seinem Ausflug bis heute nicht wieder zurückgekehrt ist, hat er bereits mit der ersten Single der neuen Phosphorescent-Platte klargestellt. „It’s Hard To Be Humble (When You’re From Alabama)“ überraschte durch eine überschwängliche Leichtigkeit, die dem Album mit dem Titel „Here’s To Taking It Easy“ auf der Tanzfläche ausgelassen zuzuprosten schien.

Phosphorescent ist vom eigenbrötlerischen Singer/Songwriter-Projekt zu einer sechsköpfigen Band herangewachsen, die souveräne Spielfreude an den Tag legt. Geschliffene Slide-Gitarren, Bläserfanfaren, Fingerpicking: Houck und seine Mannen haben sich auf dem aktuellen Album ganz der traditionellen Country-Musik verschrieben. Kein Grund, sich zu beschweren – wäre da nicht diese unglaublich konventionelle Art und Weise, mit der die Band, Houck eingeschlossen, zu Werke geht.

Nach der kauzigen Weirdness der Vorgängeralben jedenfalls sucht man auf „Here’s To Taking It Easy“ vergeblich. Der in der Abschottung begründete, tüftlerische Charakter älterer Songs aus der Feder Houcks ist Phosphorescent fast gänzlich abhanden gekommen, einzig auf „Hej, Me I’m Light“ und „Nothing Was Stolen (Love Me Foolishly)“ schimmert die verletzliche Persönlichkeit früherer Platten noch etwas durch.

Klar, nachdenkliche Geschichten über Verlust und Entbehrung schreibt Houck nach wie vor. Und wenn er im Song „The Mermaid Parade“ das Ende einer Ehe besingt und mit den Worten „Goddamn, Amanda, Goddamn it all“ leer schluckt, dann könnte man glatt ein Tränchen verdrücken. Wegen der leisen Resignation Houcks. Und darüber, wie sie in den subtileren Tönen vergangener Tage besser aufgehoben war.

Phosphorescent – The Mermaid Parade

[audio:http://downloads.pitchforkmedia.com.s3.amazonaws.com/Phosphorescent%20-%20The%20Mermaid%20Parade.mp3]

Phosphorescent – Wolves (vom Album „Pride“, 2007)

[audio:http://stereogum.com/play/?key=20030&file=7881::7b24::Phosphorescent%20-%20Wolves.mp3]

„Here’s To Taking It Easy“ ist auf Dead Oceans erschienen und kann in voller Länge gestreamt werden.

> Phosphorescent live in der Schweiz: 30. Mai, Treibhaus, Luzern (Support: Forest Fire)
> alle weiteren Daten der Europa-Tour

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