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The Hold Steady: Mehr Freiraum den Gitarren

Von    |   25. April 2010   |   1 Kommentar

Zum fünften Mal erzählen die netten Kanaillen von nebenan auf Albumlänge ihre Geschichten. Trotz einschneidenden Veränderungen büsst The Hold Steady’s „Heaven is Whenever“ kaum an Spassfaktoren ein.

Wäre man The Hold Steady vor einem halben Jahr im Gesamtaufgebot auf der Strasse begegnet, hätte man eher an eine Reihe von jungen Mathematiklehrern, die den Wäschekorb nach wie vor wortlos in Mutters Flur stehen lassen, als an eine erfolgreiche Rockband gedacht. Bis man Keyboarder Franz Nikolay erblickte, dem „Rockstar“ regelrecht auf die Stirn tätowiert war und ist.

Im vergangenen Januar verliess the odd one out nach fünf Jahren die Band, um seinen eigenen Weg zu gehen. Für die anderen vier Bandmitglieder ein harter Schlag, der sie aber keineswegs davon abhielt, das fünfte Album Heaven is Whenever aufzunehmen. The Hold Steady blieben die Alten.

Glücklicherweise geht das preiswürdige Storytelling nämlich nicht in einer überrissenen Quote an verbitterten Songs unter. Das Fehlen der sonst so prägnanten Keyboardtöne kann man sich mit der ExfreundIn-These erklären – das neue Liebchen soll keinesfalls an das Alte erinnern. Am besten weder in Augen- und Haarfarbe, noch in Frühstücksangewohnheiten und Stammkneipe.

Dieser Verzicht liess bei den Aufnahmen mehr Freiraum als bisher. Freiraum für Slide Gitarren mit Southern Accent (The Sweet Part Of The City), Verzerrung von dezentem Ausmass (A Slight Discomfort) und eleganten Einsatz von akustischem Gezupfe (We Can Get Together). Kein Wunder, dass die Band im Einklang zugibt, dass man bei „Heaven Is Whenever“ von einem Gitarrenalbum sprechen kann.

Die benebelten Anekdoten von Nächten in Heavy Metal Bars, unerwarteten Strassenschlägereien und Zeiten, in denen man von einer Rockband träumte, wird die sympathische Liveband vorerst mal nicht in der Schweiz an die Nacht legen: in der dicht bepackten Europatour werden die hiesigen Grenzen leider nicht gestreift.

The Hold Steady – Heaven Is Whenever (VÖ: 30. April)

Eine Reaktion

  1. #1 Stephen Frost

    18:41 Uhr, 2.9.2010, Link

    Sabrina, ich kann nicht entscheiden, wie Sie über dieses Album … gefällt es dir oder mag es fühlen? Es klingt für mich alt – ich meine, es erfasst nicht mich oder meine Phantasie, es ist mir egal, es wieder zu hören … wie ich mag nicht zu den 1990er Jahren erleben! Schöner Beitrag, danke!

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