78s has left the building. ¯\_(ツ)_/¯

Mit Coco Rosie im Abenteuerland

Von    |   23. April 2010   |   1 Kommentar

Coco Rosie sind zurück. „Grey Oceans“ entführt den Hörer in eine wundersame Welt, in der logische Zusammenhänge nicht existieren.

Das Artwork von „Grey Oceans“ ist irritierend. Sieht so eine gute Platte aus? Doch wie heisst es so schön: You can’t judge a book by its cover – eine Weisheit, die bekanntlich auch für Musikalben gilt. Die inneren Werte des vierten Longplayers von Bianca und Sierra Casady überzeugen nämlich auf voller Länge.

Coco Rosie gehören zu den wenigen Exponenten der Freak-Folk-Szene, die gross rausgekommen sind. Doch statt auf den ganz grossen Major-Erfolg abzuzielen, bleibt ihre Musik so verschroben wie ihr Erscheinungsbild. Gab es auf „The Adventures Of Ghosthorse And Stillborn“ mit „Rainbowwarriors“ immerhin einen Hit mit Ohrwurmpotential und Clubqualitäten, kann man nach einem solchen auf dem neuen Album lange suchen.

Auch wenn in „Fairy Paradise“ zeitweilig eine House-Bassdrum und in „Hopscotch“ ein Jungle-Beat auftaucht, ist „Grey Oceans“ im grossen Ganzen eine experimentelle Downtempo-Platte. Den roten Faden spinnt das Klavier des französischen Jazzpianisten Gaël Rakotondrabe, der neu zur Band gestossen ist. Im Mittelpunkt stehen die stimmlichen Kontraste der beiden Schwestern: Das kindliche Brabbeln von Bianca auf der einen, der klassische Sopran von Sierra auf der anderen Seite. Ein Gegensatz, den das Duo auf seinem vierten Album raffinierter ausspielt als je zuvor.

„Grey Oceans“ hört sich an wie ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht, auch wenn sich die wundersamen Geschichten von Coco Rosie einmal mehr nur schwer enträtseln lassen. Zeilen wie „Pink baloon of time candied on the inside baby pitbull butterfly“ werden von indischen Tablas, orientalischen Bläsern, schamanischen Indianergesängen, sagenhaften Synthesizern und zauberhaften Beats begleitet. Zusammengefügt wurde die trotz aller Brüche äusserst flüssige Klangcollage von dem brasilianischen Produzenten Nicolas Kalwill.

Coco Rosie ist ein Ausnahmealbum gelungen, das so fabelhaft klingt wie Björks „Homogenic“ und so magisch wie Kate Bushs „Hounds Of Love“. „Grey Oceans“ wird seine übernatürliche Aura wohl ebenfalls so schnell nicht verlieren.

Coco Rosie – Lemonade

[audio:http://subpop-public.s3.amazonaws.com/assets/audio/6711.mp3]

> Albumstream „Grey Oceans“

> Coco Rosie live: Montreux Jazz Festival, 17. Juli

Eine Reaktion

  1. #1 Andreas

    19:42 Uhr, 25.4.2010, Link

    Erst April und schon ist der Wettbewerb um das hässlichste Cover gelaufen! Hut Ab!

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