78s has left the building. ¯\_(ツ)_/¯

Haben The National gepfuscht?

Von    |   22. April 2010   |   13 Kommentare

„High Violet“ von The National ist Anfang Woche geleaked. Die ersten Reaktionen darauf sind nicht nur positiv.

„Hight Violet“ ist eines der grössten Indie-Highlights des Jahres. Die Band und ihr Label haben die Erwartungen geschickt hochgetrieben mit TV-Auftritten und Vorab-Downloads. Den ersten offiziellen Auftritt absolvierten sie Mitte März in der Fernseh-Sendung von Jimmy Fallon, wo sie „Terrible Love“ zum Besten gaben (78s-Artikel). Die Reaktionen waren überwältigend. Der Song kommt einem orgastischen Steigerungslauf gleich und hat die Erwartungen bereits einmal ziemlich hochgeschraubt.

Der zweite Track, den die Band für lau als Download angeboten hat, hiess „Bloodbuzz Ohio“ (78s-Artikel). Mit dem dritten Zückerchen, „I’m Afraid of Everyone“, einer Kollaboration mit Sufjan Stevens, sind die Erwartungen endgültig ins Unermessliche gestiegen.

Anfang Woche nun ist „High Violet“ geleaked. Der offizielle Release ist für den 11. Mai angekündigt. Auf Stereogum findet sich nun bereits eine Review der Platte. Die Rezension fällt verhalten aus. Es ist von einer soliden Platte die Rede. In den Kommentaren gehts weniger zimperlich zu und her. Es wird der Band „Pfusch“ vorgeworfen. Vor allem dem Track „Terrible Love“ sei der Drive und das aufpeitschende Element genommen worden. Es höre sich an wie ein erweitertes Intro. Und fürwahr, der Song klingt im Vergleich zur Live-Version dumpf und entschärft, fast wie eine Aufnahme aus einem Luftschutzraum irgendeiner Bandraum-Band (Vergleich siehe und höre unten). Auch bei anderen Songs wünschte man sich eine fettere Produktion. Es gibt allerdings auch Stimmen, welche anderer Meinung sind. Verschleiert und mystisch klinge der Song. Vergleiche mit Velvet Underground oder My Bloody Valentine werden herangezogen.

Es scheint fast so, als entbrenne eine Debatte um Hi-Fi versus Lo-Fi. Mittendrin befinden sich Matt Berninger und Kollegen. Und genau dieser Matt Berninger erklärt „Terrible Love“ Drowned in Sound folgendermassen:

Actually, ‘Terrible Love’ on the record is the demo version. I was looping myself playing and on the record it’s a weirder song than it is live because there are some pitches and some seconds layered into it that are a bit odder. But once we’d figured that out it did start to become something and we were then looking for ways of playing the guitar that were outside of our usual vocabulary and that might be a little more spontaneous, rougher, atmospheric and weirder. And then we built these songs, gravitating towards darker orchestration like bass clarinet, French horn, double bass and bass flute as Matt was singing higher and more out there with these layers of vocals. So we were building this thick, woolly texture that had a lot of accidental harmonies in it. It’s less clear than Boxer and Alligator but more beautiful and aesthetically interesting. Like a weird, muted… I dunno, it’s not like My Bloody Valentine or a wall of sound?

Nichts mit Pfusch. Alles gewollt also. Lo-Fi-Versuche einer Band, die bei Hi-Fi bleiben sollte. Zum Glück hängt die Platte nicht von der Produktion von „Terrible Love“ ab, sondern bietet mit „Runaway“ , „England“, „Anyone’s Ghost“ und den beiden Kollaborationen mit Sufjan Stevens („I’m Afraid of Anyone“) und Justin Vernon („Vanderlyle Crybaby Geeks“) astreine Highlights. An das letzte Album „Boxer“ kommt „High Violet“ aber nicht heran. Dafür ist es zu grundsolide und nicht herausragend genug. Kaufen sollte man sich das Teil aber trotzdem, denn schliesslich ist The National in grundsolide immer noch weitaus besser als 99.9 Prozent des ganzen musikalischen Rests.

The National – Terrible Love (Live-Version)

The National – Terrible Love (Leak-Version)
[audio:http://www.78s.ch/wp-content/uploads/2010/04/01-Terrible-Love.mp3]

> Album-Stream bei der New York Times

Nächster Artikel

»

13 Reaktionen

  1. #1 raprap

    09:19 Uhr, 22.4.2010, Link

    mir gefällt die etwas verschliffene albumversion. the national haben schon einen sehr klar definierten „signature sound“. aber genau das kann nach mehreren alben auch irgendwie zum verhängnis werden, weils einfach nicht mehr überrascht und etwas langweilig wird.

  2. #2 tschagrun

    12:34 Uhr, 22.4.2010, Link

    mir gefällt die leak-version ebenfalls. und ich erfreue mich gerade am album! ob es gegenüber boxer stehen bleiben kann, muss ich noch abwarten – zuerst ganz reinhören, dann kommentieren.

  3. #3 starttomelt

    13:34 Uhr, 22.4.2010, Link

    „It’s hard finding fault with High Violet“ klingt für mich also nicht so verhalten.

  4. #4 David Bauer

    16:14 Uhr, 22.4.2010, Link

    Die Lo-Fi-Version ist gross. Genau richtig für auf das Album. Die Hi-Fi-Version ist genau richtig für live. Ich bleibe dabei: Album des Jahres.

  5. #5 David Bauer

    17:46 Uhr, 23.4.2010, Link

    Die New York Times hat das ganze Album als Stream im Angebot: http://www.nytimes.com/2010/04/25/magazine/25national-t.html?ref=magazine

  6. #6 ()

    19:58 Uhr, 23.4.2010, Link

    Nein, sie haben nicht gepfuscht. Album des Jahres.

  7. #7 jdw

    20:10 Uhr, 23.4.2010, Link

    auch meine antwort lautet ganz klar: nein. hör grad den stream, das album ist ganz stark geworden. stimme und drumming auf gewohnt hohem niveau, die gitarren etwas shoegaziger und mit mehr zwischentönen, das songwriting in die breite tendierend. genau so hab ich mir den boxer-nachfolger gewünscht!

  8. #8 boba fett

    20:51 Uhr, 23.4.2010, Link

    Album des Jahres? Bestimmt nicht, schon für das Album des Monats ist zu viel Konkurrenz da. Foals‘ Total Life Forever, LCD Soundsystems This Is Happening und Holy Fuck’s Latin stehen für mich zuvorderst auf der Einkaufsliste. The National haben meiner Meinung nach ein bisschen gar fest versucht den Erfolg von Boxer zu wiederholen.

  9. #9 Johannes

    09:56 Uhr, 24.4.2010, Link

    Grosses Album. I like!

  10. #10 Monte

    21:00 Uhr, 24.4.2010, Link

    Bin ÜBERWÄLTIGT, Album des Jahres und des jahrzehnts.

  11. #11 jdw

    14:19 Uhr, 28.4.2010, Link

    nach ein paar durchgängen gefällt’s zwar immer noch sehr gut, aber für meinen geschmack haben sich dann doch etwas zu viele U2- oder Coldplay-momente eingeschlichen… bisschen over the top zuweilen. der letzte track ist sogar richtig schlimm. die magie von „alligator“ und „boxer“ bleibt unerreicht.

  12. #12 tschagrun

    14:32 Uhr, 28.4.2010, Link

    hmm, @jdw: nach ein paar durchgängen komme ich zum ergebnis dass es wohl ein heisser anwärter für das album des jahres ist! high violet muss sich nicht hinter alligator oder boxer verstecken!

  13. #13 AM

    18:53 Uhr, 4.5.2010, Link

    Gepfuscht? Nein ganz im Gegenteil. Gefällt mir sehr gut. Genau das Richtige um den Winter endlich hinter mir zu lassen und die lauen Sommerabende einzuäuten.

78s wird seit Juni 2015 nicht mehr redaktionell betreut. Die Kommentarfunktion ist deswegen deaktiviert.